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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
Autoren: David Eddings
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meint. Wann brechen wir zu diesem Ausflug auf?«
    »Sobald mir eine so glaubhafte Lüge einfällt, daß meine Frau darauf verzichtet, mich zu begleiten.«
    »Dann wird's wohl noch ein Weilchen dauern?« Khalad blickte über das in Mondschein getauchte Matherion. Mond und Nebel trugen dazu bei, die Stadt mit schillernden Regenbogen zu krönen. »Hübsch«, bemerkte er.
    »Mehr fällt dir nicht ein? Du blickst auf die sagenhafteste Stadt der Welt und nennst sie einfach nur ›hübsch‹.«
    »Ich bin kein Edelmann, Sperber, und muß mir keine blumigen Phrasen ausdenken, um andere zu beeindrucken – und mich selbst. Seht zu, daß Ihr ins Haus kommt, bevor Euch die Kälte und Feuchtigkeit auf die Lunge schlagen. Ihr krummen alten Leute seid gesundheitlich manchmal ziemlich anfällig.«
    Sperber erkannte sofort, daß die bildschöne, aschblonde Königin Ehlana mehr gereizt als verärgert war. Ihm entging auch nicht, daß sie sich offenbar viel Zeit genommen hatte, sich noch anziehender zu machen. Sie trug ein Nachtgewand aus dunkelblauem Satin und hatte ihre Wangen so lange behutsam gezwickt, um ihnen glühende Röte zu verleihen. Ihr Haar war auf bezaubernde Weise zerzaust, zweifellos mit voller Absicht, aber kunstvoll. Seiner mangelnden Rücksichtnahme wegen rügte sie ihn auf eine Weise, daß Bäume vermutlich in Tränen ausgebrochen und Steine betroffen vor ihr zurückgewichen wären. Ihre Stimme durchlief sämtliche Tonarten, als sie ihm haarklein erklärte, wie sie sich fühlte. Sperber unterdrückte ein Lächeln. Ehlana gab eine gekonnte Vorstellung, wie sie so in der Mitte des blau behangenen kaiserlichen Gästegemachs stand und ihn beschimpfte. Ihre Worte drückten äußerstes Mißfallen aus, doch die geschickt gewählte Betonung sagte ihm etwas ganz anderes.
    Er entschuldigte sich.
    Sie weigerte sich, seine Entschuldigung anzunehmen, stürmte ins Schlafzimmer und schmetterte die Tür hinter sich zu.
    »Sehr temperamentvoll«, murmelte Sephrenia. Die zierliche Frau saß in sicherem Abstand an der hinteren Seite des Gemachs, wo ihr weißes styrisches Gewand im Kerzenschein schimmerte.
    »Es ist Euch also nicht entgangen?« Sperber lächelte.
    »Tut sie das oft?«
    »O ja! Sie genießt es. Weshalb seid Ihr so spät noch auf, kleine Mutter?«
    »Aphrael wollte, daß ich mit Euch rede.«
    »Warum ist sie nicht einfach gekommen und spricht selbst mit mir? Schließlich ist sie ja nicht Meilen entfernt.«
    »Es ist eine formelle Angelegenheit, Sperber. In einem solchen Fall erwartet man, daß ich für Aphrael spreche.«
    »Da komme ich nicht ganz mit.«
    »Ihr würdet es, wenn Ihr Styriker wärt! Wir werden für eine Art Ersatz sorgen müssen, wenn wir den Bhelliom zurückholen wollen. Khalad kann die Stelle seines Vaters einnehmen, ohne daß sich ein größeres Problem ergibt. Aber daß Tynian beschlossen hat, mit Emban nach Chyrellos zurückzukehren, macht Aphrael sehr zu schaffen. Könnt Ihr ihn nicht überreden, es sich noch einmal zu überlegen?«
    Sperber schüttelte den Kopf. »Ich würde es nicht einmal versuchen, Sephrenia. Ich habe nicht vor, ihn auf Lebenszeit zum Krüppel zu machen, nur weil er Aphrael fehlen könnte.«
    »Ist es wirklich so schlimm mit seinem Arm?«
    »Schlimm genug. Der Armbrustbolzen hat sein Schultergelenk durchbohrt. Wenn er es bewegt, heilt es vielleicht nicht mehr richtig. Und immerhin ist es sein Schwertarm.«
    »Aphrael könnte das in Ordnung bringen, wie Ihr wißt.«
    »Aber nicht, ohne preiszugeben, wer sie wirklich ist, und das würde ich nicht erlauben.«
    »Nicht erlauben !«
    »Fragt sie doch, ob sie die geistige Gesundheit ihrer Mutter lediglich der Zahlengleichheit wegen gefährden möchte. Nehmt jemand andern. Wenn Aphrael nichts dagegen hat, daß Khalad an Kuriks Stelle mitkommt, sollte sie gewiß jemanden finden, der Tynians Platz einnehmen kann. Warum ist ihr das überhaupt so wichtig?«
    »Das würdet Ihr nicht verstehen.«
    »Versucht trotzdem, es mir zu erklären. Vielleicht werdet Ihr ja staunen.«
    »Ihr benehmt Euch heute nacht ziemlich merkwürdig.«
    »Ich wurde soeben wüst beschimpft. Das macht mich immer merkwürdig. Warum hält Aphrael es für so wichtig, stets dieselbe Gruppe von Leuten um sich zu haben?«
    »Das hat mit ihren Empfindungen zu tun. Die Anwesenheit einer bestimmten Person ist mehr als nur ihr Äußeres oder der Klang ihrer Stimme. Es hängt auch davon ab, wie sie denkt und – was vermutlich noch wichtiger ist – was sie für Aphrael
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