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talon017

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Titel: talon017
Autoren: Treibjagd
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Haltung weiter, die Deckung der hoch gewachsenen Grashalme so gut wie möglich ausnutzend. Ibn Said veranstaltete eine Treibjagd. Also setzte er mehrere Gruppen ein, die die Beute auf ein Ziel zu trieben. Die Wagen zu seiner Linken und seiner Rechten sollten ihn in die Zange nehmen und ihm alle Fluchtmöglichkeiten abschneiden, bis es nur noch einen Ausweg gab – den durch die Mitte, direkt in den Lauf des Jägers.
    Der Hain, der sich wie ein langes Band über die Ebene zog, lag noch knapp dreihundert Meter vor ihm. Das Brummen der Motoren wurde immer intensiver. Es war Talon klar, dass er keine Chance hatte, wenn ihn die Verfolger entdeckten, bevor er in den Schutz der Bäume eintauchen konnte. Und selbst dann konnten sie ihn immer noch anpeilen und die Maschen ihres Netzes um ihn enger ziehen.

    Kamal al-Hamidi wischte sich mit einem Tuch den Nacken trocken. Trotz der frühen Stunde klebte der Kragen seines Polo-Hemdes bereits schweißgetränkt auf seiner Haut. Im Inneren des geschlossenen Geländewagens, der eine Dachluke besaß, war die Luft stickig und von Benzingeruch erfüllt.
    Doch der Kuwaiti Mitte Vierzig verbrachte die ruckelnde Fahrt über das unwegsame Gelände lieber auf einem gepolsterten Sitz, als sich mühevoll am Rand der Luke festhalten zu müssen. Durch das teilweise heruntergekurbelte Seitenfenster drang neben warmer Luft nur der aufgewirbelte Staub der Erde auf die Rückbank.
    Al-Hamidi hatte auf einen arabischen Fahrer bestanden. Neben diesem saß ein zweiter Mann auf dem Beifahrersitz, der ständig mit einem Funkgerät beschäftigt war und unentwegt die Frequenzen nachjustierte. Ibn Said hatte ihm zwei Jeeps mitgegeben, die dafür sorgen sollten, dass die Beute nicht entkam. Mit diesen stand der Mann in Verbindung, doch das endete zu einem großen Teil damit, dass er nach einem „Hallo, Hallo“ das Gerät neu einstellte. Der Kuwaiti sah dem Treiben nur kopfschüttelnd zu und verließ sich auf den Peilsender, der sich in seiner Hand befand.
    Das Gerät zeigte auf einem kreisrunden Display einen blinkenden roten Punkt an, der sich seit Antritt der Fahrt vom äußeren Rand des Kreises immer weiter zur Mitte bewegte. Im Augenblick stand der Punkt in der linken Hälfte. Al-Hamidi liebte solch ein Spielzeug. Er war kein Jäger, der Stunden lang nach seiner Beute jagen wollte. Ihm war der Erfolg wichtig, der Sieg, den er davontragen konnte. Er beobachtete das Display eine Weile und wies dann seinen Fahrer an, den Wagen etwas nach links zu steuern. Etwas vor sich sah er mehrere kleine Baumgruppen von Akazienbäumen, die sich Inseln gleich aus dem Meer aus Gras erhoben.
    Sofort wanderte der Punkt etwas auf die Mitte zu. Der Kuwaiti stieß einen begeisterten Ruf aus und deutete mit dem Zeigefinger nach vorne. Beflissen bediente der dunkelhäutige Sudanese auf dem Beifahrersitz das Funkgerät und gab die neue Position an seine beiden Kollegen durch. Er war wie jeder, der an dieser Jagd teilnahm, einer von Ibn Saids Männer und kannte keine Skrupel dabei, einen Menschen zu jagen oder zu töten. Es war im Augenblick eine der sichersten Möglichkeit, im Südsudan sein Geld zu verdienen. Zufrieden lehnte er sich zurück und ließ den rechten Unterarm aus dem offenen Seitenfenster baumeln.
    Kamal al-Hamidi untersuchte indessen seine Ausrüstung und packte das teure Jagdgewehr aus. Mit schnellen, gekonnten Griffen setzte er das Fernrohr auf, das über einen Laser-Zielsucher verfügte und legte eine Patrone in die Repetierwaffe ein. Dann sicherte er die Waffe und legte sie quer über seine Beine.
    „Ich hoffe, wir erwischen dich vor dem Mittagessen“, murmelte er halblaut vor sich her, was die beiden Männer in der vorderen Sitzreihe bei dem Fahrtlärm nicht hörten. Auch wenn die Jagdlust immer stärker in ihm wurde, wollte ein Teil in ihm die Angelegenheit so rasch wie möglich über die Bühne bringen. Er kam sich auf eine gewisse Weise mehr wie ein Henker vor, denn wie ein Jäger.
    Eher unbewusst griff er nach dem Fernglas, das in einer Verankerung im Sitz vor ihm steckte und blickte zwischen den beiden Männern hindurch nach vorne. Doch die Staubwolke sorgte dafür, dass er nur wenig erkennen konnte. Missmutig steckte der Araber das Fernglas weg und konzentrierte sich auf den Peilsender, dessen Signal in immer kürzeren Abständen aufblinkte.

    Talon erreichte das dicke Gestrüpp noch bevor die Fahrzeuge in Sichtweite waren. Die dünnen Enden der Äste waren durch die lang anhaltende Dürre
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