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talon002

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Titel: talon002
Autoren: Versteckt im Dschungel
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meisten Menschen um mehr als einen halben Kopf. Das rotbraune Haar leuchtete wie Kupfer in der intensiven Sonne. Doch die Tatsache, dass ein Weißer mit nicht mehr als einem groben Lendenschurz bekleidet durch ihre Stadt zog, irritierte die Menschen am meisten.
    Talon beachtete sie nicht weiter. Er blickte kurz in Richtung Fluss und hastete los. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Jounde ihm folgte. So schnell sie konnten, eilten sie den beiden flüchtigen Männern durch die staubige Straße nach. Viele der Passanten hielten in ihrer Bewegung inne und sahen ihnen verwundert nach.
    Binnen weniger Minuten hatten sie die Anlegestelle am Fluss erreicht. Sie gerieten mitten in einen Tumult. Zahlreiche Männer gestikulierten mit heftigen Bewegungen und sprachen wild durcheinander. Ein Fischer hielt sich die linke Schulter, an der das Blut in breiten Bahnen herablief. Gestützt wurde er von zwei jungen Männern, die beruhigend auf ihn einsprachen.
    Jounde legte einem der Anwesenden von hinten den Arm auf die Schulter.
    „Eh, was ist hier geschehen?“
    Der Mann drehte den Kopf. Auf seiner Halbglatze glänzte Schweiß. Die langen, von grauen Strähnen durchzogenen Haare klebten wirr an der Seite.
    Er atmete heftig und schien sich nicht zu beruhigen.
    „Zwei Männer –“, setzte er an, „ – sie kamen hierher, nahmen sich ein Boot –“
    Er zeigte auf die flachen Auslegerboote, die viele der Händler auf dem Oubangui benutzten. Sie tanzten leicht auf dem brackigen Wasser des Flusses.
    „- und schossen dabei um sich, als wir sie daran hindern wollten!“
    Wütend ballte er seine Faust und reckte sie in Richtung des Flusses.
    Talon trat nach vorne an das äußere Ende eines Anlegestegs, der für die größeren Boote vorgesehen war. Sein Blick richtete sich auf das andere Ufer, wo er im Dickicht des Ufergestrüpps zwei Schemen vor dem wabernden Grün des Dschungels ausmachen konnte.
    „Sind sie das da hinten?“, fragte er unvermittelt.
    Der Schwarze folgte seinem Blick und sah ihn verwundert an. Etwas mehr als hundert Meter von ihnen entfernt tanzte ein schmales Boot über die trägen Wellen des Oubangui. Leise war das Geräusch des Außenbordmotors zu hören.
    „Ja, verdammt!“
    Mehrere Männer, die die Flüchtenden beobachteten und ihnen wütende Flüche nachschickten, hatten sich um sie versammelt.
    „Aber warum legen sie da drüben schon wieder an? Wir haben sie ziehen lassen“, wandte er sich an Talon. „Drei Verletzte reichen uns!“
    Jounde trat an Talon heran. Seine Stimme bebte vor Erregung.
    „Talon, wir müssen ihnen nach!“
    „Nein, Jounde“, entgegnete ihm der Weiße ruhig. „Im Boot bieten wir ihnen ein zu gutes Ziel.“
    Er trat einen Schritt vor an das äußere Ende des grob behauenen Piers aus kräftigen Holzstämmen. Sein Blick richtete sich zum Ufer auf der anderen Seite des Flusses.
    „Ich gehe allein.“
    Ohne auf Joundes heftigen Widerspruch zu reagieren, spannte Talon seinen Körper an und sprang in den Fluss. Sein Körper durchschnitt die Luft in einem weiten Bogen, dann tauchte er in den hellbraunen Strom ein, der sich behäbig durch die Landschaft wand.
    Talon blieb so lange wie möglich unter Wasser. Mit kräftigen Schlägen legte er Meter um Meter in der trüben Umgebung zurück. Der aufgewirbelte Schlick machte es ihm schwer, etwas zu erkennen. Wasserpflanzen wehten wie in einem leichten Wind, als er an ihnen vorbeischwamm. Ihre dünnen, fasrigen Arme drehten und wanden sich im unruhigen Wasser.
    In Höhe der Flussmitte tauchte er zur Oberfläche empor und setzte seinen Weg mit kräftigen Kraulzügen fort. Er wusste, dass Eile geboten war, wollte er die Spur der Männer nicht verlieren. Sein Blick heftete sich auf das undurchdringliche Dickicht des Dschungels am anderen Ufer.
    In dem Labyrinth aus Blättern und Lianen ließ sich keine Bewegung ausmachen. Talon konnte nicht erkennen, ob die Männer hinter dem nächsten Baum lauerten oder sich bereits tief in den Dschungel abgesetzt hatten.
    Sein Instinkt riet ihm, vorsichtig zu sein. Es war fast so, als könne er den Blick der Männer auf seiner Haut spüren. Er hielt sich im Schatten der tief herabhängenden Blätter großer Stauden versteckt und näherte sich dem Ufer. Seine langsamen Schritte schoben sich über den weichen Boden des Flussbetts. An dieser Stelle gab es kaum eine Gelegenheit, an das Ufer zu gelangen, ohne sich durch dichtes Unterholz oder an den breit auslandenden Wurzeln der schlanken Bäume vorbei kämpfen zu
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