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talon002

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Titel: talon002
Autoren: Versteckt im Dschungel
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sein Gegner dieses Versprechen auch umsetzen würde. Schmerzerfüllt zog er sich hoch und hielt sich die rechte Seite.
    „Aber – versprechen sie mir, mich laufen zu lass- …“ setzte er an.
    „Ich verspreche dir, dich nicht an die Freunde des Mannes auszuliefern, den du auf dem Gewissen hast –“, erklärte ihm Talon, während er mit etwas Gras die blutverschmierte Klinge seines Messers säuberte. Seine Finger fuhren bedächtig über den Stahl, bis er sicher war, keine Unebenheit mehr zu spüren.
    „ – mehr nicht“, beendete er den Satz.
    „Und nun los!“, wies er den Schwarzen an, während er das Messer zurück in den Gürtel steckte.

    Unvermittelt begannen sie den Marsch. Talon verlor keine Zeit damit, den Toten zu bestatten. Er schleuderte die Waffen in den Fluss und begutachtete das Boot. Die Männer hatten nicht mehr die Zeit gehabt, mehr als ihr Leben und die Waffen zu retten, als sie das Boot stahlen. Nachdem er kurz seinen Durst gestillt hatte, wies er den Schwarzen an, ihm voraus zu marschieren.
    Über Stunden führte sie der Weg durch einen kaum zu erkennenden Pfad zwischen den üppigen Bäumen hindurch. Talon hielt sich ständig zwei, drei Schritt hinter dem Mann auf, der sich Lasete nannte. Der Schwarze kämpfte sich zwischen den tiefhängenden Lianen hindurch, die sich nur sperrig zur Seite schieben ließen. Trotz aller Umwege, die sie durch die Vegetation nehmen mussten, schien er genau zu wissen, wohin er seine Schritte lenkte.
    Die Luft hing wie ein feuchter Schleier in den Ästen. Nur mühsam durchdrang das Sonnenlicht diesen immerwährenden Nebel, der sich träge auf die Männer legte. In dem Dunst, der das Atmen zur Qual machte, wurde jeder Schritt zu einer weiteren Belastung. Mücken und kleine Fliegen plagten die beiden Eindringlinge, die nur langsam vorwärts kamen.
    Am späten Nachmittag setzte ein heftiger Gewitterregen ein. Die momentane Abkühlung, die er sich mit führte, wich schnell wieder der alles beherrschenden Feuchtigkeit. Der Pfad führte nun leicht bergauf. Hüfthoher Farn, von dessen Enden die Regentropfen perlten, säumte die schmale Schneise.
    Kein Mensch begegnete ihnen auf ihrem Weg, obwohl die Gegend um Kisijani dicht besiedelt war. Vor Talon schob sich plötzlich eine grimmige Fratze aus dem grünen Dickicht. An einem mannshohen Pfahl steckte eine hohle Maske aus dunklem Holz, deren stilisierte Züge voller Gehässigkeit auf die beiden Männer herab blickte. Die Stirn der Maske war mit unheildrohenden roten Symbolen verziert, gesäumt von Federbüscheln. An seiner linken Seite baumelte ein verwitterter menschlicher Totenschädel.
    „Rings um das Labor sind solche Masken verteilt“, erklärte ihm Lasete. „“Die meisten Menschen hier glauben noch an Naturgötter“, er warf Talon einen bedeutungsvollen spöttischen Blick zu, den dieser nicht erwiderte.
    „T’Nuba, Gott der drei Höllen. Er hält die Landarbeiter ganz gut ab. Billiger als eine große Zahl von Wachen. Weiß’ nicht, wer da drauf gekommen ist, aber der Trick funktioniert gut.“
    Die Sonne verlor sich mehr und mehr am Horizont.
    Schnell brach die Dämmerung des frühen Abends herein und legte einen dunklen Schatten auf die wirren Muster der Äste und Zweige. Der Anstieg führte die beiden Männer auf eine kleine Anhöhe, von der der Dschungel allmählich zurückwich.
    Zwischen den Wolkenschlieren schob sich die breite Sichel des zunehmenden Mondes hervor, um die Landschaft schwach zu erleuchten. Es war bereits spät am Abend, als sie den Rand einer offenen Ebene erreichten. Sie kauerten hinter zwei Büschen nieder und hielten sich im Schatten der Vegetation.
    Lasete deutete auf den niedrigen Bau, der am Rande der Ebene errichtet worden war. Bis auf ein Fenster, hinter dem Schemen im Schein einer Lampe zu erkennen waren, wurde das Gebäude in Dunkelheit gehüllt.
    „So, ich habe sie hierher gebracht“, flüsterte er Talon zu und beugte sich zu ihm vor.
    „Doch jetzt verabschiede ich mich!“
    Lasete rammte Talon den Ellenbogen seines rechten Arms gegen die Brust. Talon keuchte auf und taumelte zurück. Die Attacke hatte ihn völlig unerwartet getroffen. Es dauerte mehrere Augenblicke, bis er wieder auf die Füße kam.
    Mit einem hastigen Satz sprang der Schwarze auf und rannte auf das Gebäude zu.
    „Rico! Emanuele!“, rief er durch die Nacht. „Ein Eindringling!“
    Er eilte über die Ebene hinweg und achtete nicht auf den im Dunkel der Nacht verborgenen Boden. Seine Gedanken galten
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