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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung
Autoren: N Marni
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zurück. Seine Schulter tat auf einmal fürchterlich weh, dazu brannte sein Oberschenkel, als würde er mit einem glühenden Eisen durchbohrt.
    Irgendjemand sagte etwas. Torsten verstand die Sprache nicht, aber die Stimme war weiblich und wirkte beruhigend. Als er den Kopf drehte, sah er eine stämmige Frau mit blonden Locken, die zu hell aussahen, um natürlich zu sein. Die Frau trug einen weißen Kittel und hielt eine Spritze in der Hand. Bevor er begriff, was sie damit wollte, stach sie ihm in den Arm, und er spürte, wie er wieder wegdämmerte.
    Als Torsten das nächste Mal erwachte, war heller Tag. Er lag in einem typischen Krankenhausbett in einem kleinen Zimmer, in dem sich sonst nur noch ein kleiner Plastiktisch und ein Stuhl befanden. Der Stuhl war besetzt. Es dauerte einen Augenblick, bis er die Person erkannte.
    »Graziella!«
    Die junge Italienerin versuchte zu sprechen, doch ihr rannen die Tränen über die Wangen, und sie brachte nur ein Schluchzen zustande.
    »Was ist denn los?«, fragte er mit kaum verständlicher Stimme. »Hat Hoikens es doch noch geschafft, die Bomben zu zünden?«

    Graziella schüttelte den Kopf, dass ihre Locken nur so flogen. »Zum Glück nicht. Dein Vorgesetzter, dieser Wagner, hat ihn vorher erschossen. Aber wenn du nicht gewesen wärst, wären sehr viele Menschen gestorben.«
    »Erzähl mir bitte eines nach dem anderen. Den Regierungschefs ist also nichts passiert.«
    Graziellas Haare stoben erneut auf. »Nein! Aber hättest du dich Hoikens nicht in den Weg gestellt, hätte er das ganze Schloss in die Luft gesprengt.«
    »Das ist eine gute Nachricht. Und was ist mit dir? Bist du verletzt?«
    Graziella schüttelte erneut den Kopf. »Nein, ich bin okay. Aber das habe ich auch nur dir zu verdanken. Du hast Mazzetti rechtzeitig erschossen.« Es schüttelte sie bei dem Gedanken an die Menschen, die in dieser Nacht gestorben waren, und sie hätte Torstens brummige Antwort beinahe überhört.
    »Ich konnte dich ja nicht einfach umbringen lassen. Warum musstest du auch hinter mir herlaufen? Wenn ich eines hasse, dann sind es Frauen, die sich in Männerangelegenheiten einmischen.«
    Obwohl Graziella noch immer die Tränen über die Wangen liefen, musste sie lachen. »Wenn Petra nicht eingegriffen hätte, wären jetzt die Regierungschefs, du, ich und bestimmt noch mehrere hundert andere tot. Sie hat Hoikens den Zünder aus der Hand geschlagen und ihn so behindert, dass du zur Waffe greifen konntest. Außerdem hat sie die präparierten Schutzwesten fast im Alleingang entschärft. Sage also ja nichts mehr gegen uns Frauen!«
    »Petra ist ja auch keine Frau, sondern ein Genie«, brachte Torsten trocken hervor.
    »Das ist sie wirklich.« Graziella wischte sich die Tränen aus den Augen und strich ihm über die Wange.

    »Ich muss jetzt wieder gehen. Die Schwester kommt gleich, um nach dir zu sehen. Sie hat gesagt, ich darf dich nicht überanstrengen.«
    »Wie schlimm steht es?«, fragte Torsten etwas besorgt.
    »Du wirst es überleben. Immerhin hat dich der Leibarzt des estnischen Präsidenten operiert und dir die Kugeln aus dem Leib geholt. Er soll gut sein, habe ich sagen hören.« Graziella stand auf und wandte sich schon zur Tür, als ein spitzbübischer Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien.
    »Ach ja, beinahe hätte ich etwas vergessen. Ein Geheimdienstler geht doch nie ohne seine Braut ins Bett!«
    Noch während Torsten sie verdattert anstarrte, holte Graziella die blank geputzte Sphinx AT 2000 S aus ihrer Handtasche und drückte sie ihm in die Hand.
    »Sie lag so einsam im Gras herum, und da habe ich sie an mich genommen. Ich dachte, dir liegt etwas an ihr, denn immerhin wolltest du Hoikens bis ans Ende der Welt folgen, um sie wiederzubekommen.« Mit diesen Worten beugte sie sich über ihn, hauchte einen Kuss auf seine Lippen und verschwand mit einem leisen Lachen.
    Er starrte auf die Waffe und fragte sich, ob er je die Gelegenheit erhalten würde, Andreas Tod auch an dem zweiten Mörder zu rächen. Dann schüttelte er den Kopf. Er würde sich damit zufriedengeben müssen, Täuberich hinter Gitter zu bringen. Dennoch strich er über die Sphinx und stellte sich vor, sie auf den Mann abzudrücken.
    In dem Moment kam die Schwester herein, sah die Pistole in Torstens Hand und schüttelte tadelnd den Kopf.

DREISSIG
    O bwohl die Beriche über den verhinderten Anschlag von Tallinn die Zeitungen beherrschten, wurde der Mord an Kardinal Winter und dessen Sekretär in den italienischen
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