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Tallinn-Verschwörung

Tallinn-Verschwörung

Titel: Tallinn-Verschwörung
Autoren: N Marni
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ihnen gelungen ist, der angeblich lückenlosen Radarüberwachung der Amerikaner mit ihrem Flugzeugträger Ronald Reagan zu entgehen, ist immer noch ein Rätsel. Nach Aussagen einzelner Sicherheitsbeamter konnten mehrere Terroristen sogar bis in den Tagungsraum vordringen und die dort versammelten Politiker als Geiseln nehmen. Einem deutschen Sonderkommando der GSG9 ist es jedoch gelungen, die Eindringlinge zu bezwingen und die Exzellenzen freizukämpfen. Ob dabei einer der hier versammelten Politiker zu Schaden kam, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Ich habe eben
unseren Ministerpräsidenten und die Außenministerin gesehen, ebenso den amerikanischen Vizepräsidenten Stark, die deutsche Kanzlerin Merkel sowie Ministerpräsident Demirkan aus der Türkei. Ich …«
    In dem Augenblick schaltete Fiumetti den Fernseher mit einem wütenden Grunzen aus. Sein Blick suchte Kardinal Winter, der ihn aufgesucht hatte, um über die Schritte zu beraten, die nach dem Schlag von Tallinn hätten erfolgen sollen.
    »Sehen Sie, was Sie angerichtet haben! Es ist alles schiefgegangen. Renzo und seine Männer sind tot, ebenso Ihr deutscher Wundermann, von dem Sie erzählt haben, er könne einem den Stuhl unter dem Hintern wegsprengen, ohne dass man es merkt. Verdammt, ich hätte mich niemals mit solchen Leuten wie Ihnen einlassen sollen. Sie haben mir die Macht in Italien versprochen, doch in der Hand halte ich nur Scherben. Wenn bekannt wird, dass meine Partei mit dem Überfall zu tun hat, nimmt keiner mehr von mir ein Stück Brot an. Mein Marsch auf Rom ist vorbei!«
    Fiumetti schwieg einen Augenblick, während sein Gesicht sich immer dunkler färbte. »Renzos Vater ist einer meiner treuesten Kampfgefährten. Wie soll ich ihm nach diesem Desaster je wieder in die Augen sehen?«
    Winter starrte geistesabwesend auf den jetzt dunklen Bildschirm. Noch immer sah er die Leichen vor sich, welche die Kamera gezeigt hatte, und konnte nicht begreifen, wieso der vermeintlich hundertprozentige Plan missglückt war. Schließlich blickte er zu Don Batista auf, der schräg hinter ihm stand und ebenfalls mit seinen Gefühlen kämpfte.
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    »Das frage ich mich auch. Gibt es einen Plan B?«, bellte Fiumetti, der sämtliche Felle davonschwimmen sah.
    Das, was Don Batista eben durch den Kopf ging, war nicht
für den Neofaschistenführer gedacht. Wenn er und Winter den Schaden für sich so gering wie möglich halten wollten, mussten sie sich von Fiumetti und anderen Mitwissern trennen, und das am besten für die Ewigkeit. Don Batista dachte ärgerlich daran, dass sein einstiger Handlanger Gianni wegen einer Belanglosigkeit von Ghiodolfio exekutiert worden war. Sein Nachfolger Tino hatte sich wieder Renzo angeschlossen und lag jetzt genauso wie dieser tot im Park von Kadriorg. Aber die Kerle, die Fiumetti ihm als Leibwächter zur Verfügung gestellt hatte, konnte er für seinen Zweck nicht brauchen.
    »Ich werde Kontakt mit Albanien aufnehmen. Lodovico ist schon zu lange drüben.« Don Batista merkte nicht, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte. Lodovico war zwar nicht so kaltblütig, wie Gianni es gewesen war, doch unter seiner Anleitung würde er seine Aufgabe erfüllen. Der Blick des Sekretärs suchte den Kardinal.
    »Wir sollten jetzt aufbrechen, Eminenz!«
    Winter nickte müde. »Es wird wohl das Beste sein.«
    Während der Kardinal sich erhob, starrte Fiumetti die beiden Kirchenmänner an. Er glaubte zu wissen, was hinter der Stirn des Sekretärs vorging. Wozu der Kerl in der Lage war, hatten seine Leute ihm berichtet. Wahrscheinlich plante der Mann bereits, ein weiteres Haus in Brand zu setzen und sich bei dieser Gelegenheit auch gleich seiner Verbündeten zu entledigen. Fiumetti wusste nicht, ob ihn diese Überlegung oder der Wunsch nach Rache für seine Parteigarde, die nutzlos in Tallinn geopfert worden war, dazu brachte, seinen Leibwächtern einen Wink zu geben.
    »Erschießt die beiden und werft ihre Kadaver in den Tiber! «
    Don Batista fuhr erschrocken herum, doch da hielten die Kerle bereits ihre Pistolen in der Hand. Das Letzte, was der
Priester hörte, war das leise Plopp der mit Schalldämpfern versehenen Waffen, dann versank er im Nichts.

NEUNUNDZWANZIG
    T orsten öffnete die Augen und sah kaltes Neonlicht und weiße Wände um sich. Wie der Himmel sieht das aber nicht aus, dachte er, doch auch nicht wie die Hölle. Er wollte sich aufrichten, sank aber mit einem leisen Aufschrei wieder
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