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Tal der Träume

Tal der Träume

Titel: Tal der Träume
Autoren: Patricia Shaw
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zugewachsenen Pfad hatte er darauf beharrt, Harriet befinde sich mit einer anderen Dame in der Obhut der Kirche. Sie sei freiwillig dort und fühle sich gut.
    Obwohl der hölzerne Bungalow nur aus zwei kleinen Räumen bestand, unterschied er sich nicht von zahlreichen anderen Behausungen in der Stadt, die oft in Gärten errichtet wurden, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Auf den ersten Blick war Christy beruhigt gewesen. Die Lage war recht hübsch, das Haus umgeben von einheimischen Bäumen, von denen einige blühten, und hohen Palmen. Ein dichter Bambusstrauch, der das niedrige Dach überragte, raschelte im Wind.
    Walters war ohne anzuklopfen eingetreten. Sie folgten ihm und fuhren angesichts der Unordnung und des schlechten Geruchs, der drinnen herrschte, entsetzt zurück. Dies war kein harmonischer Zufluchtsort, sondern eher ein übel riechendes Rattennest.
    Harriet wurde langsam ruhiger. William hatte sich ein wenig entfernt von ihr auf einen Schemel gesetzt und sprach leise auf sie ein. »Harriet, ich bin es, William. Du brauchst keine Angst zu haben. Was ist geschehen? Nein, nein, keine Angst. Ich fasse dich nicht an. Du kennst mich doch, oder? Ich bin William. Ich sehe, dass du mich erkennst. Bleib ganz ruhig, dann trinken wir eine schöne Tasse Tee …«
    Aber nicht hier, dachte Christy, und ging hinaus, um sich Walters vorzunehmen. »Diesen Müllhaufen nennen Sie also einen Zufluchtsort, was?«
    »So sollte es nicht aussehen, nie im Leben! Ich weiß nicht, was dieser Frau in den Sinn gekommen ist.«
    »Ich schon. Harriet trägt ihre Ringe nicht mehr. Ich würde sagen, Ihre Betschwester hat sie geklaut und sich aus dem Staub gemacht.«
    »Das würde sie niemals tun. Sie ist eine ehrliche, gottesfürchtige Frau. Einfach undenkbar.«
    »War sonst noch jemand hier?«
    »Nein, nur die beiden, die ein ruhiges und meditatives Leben geführt haben.«
    »Tatsächlich? Dann kommen nur noch Sie in Frage. Hat Mrs. Oatley Sie gebeten, die Ringe zu versetzen?«
    »Ganz gewiss nicht!« Walters sah sich fassungslos um. »Ich weiß nicht, was hier geschehen ist, eine Schande.«
    »Ja, und mehr noch. Sie sollten lieber anfangen zu beten, bevor William nach draußen kommt. Er möchte sicher einige Fragen beantwortet haben, und mir geht es genauso. Wie ist Harriet in diesen Zustand gelangt? Sie wirkt wie eine Wahnsinnige. Was haben Sie ihr angetan?«
    »Nichts, das sagte ich doch!«, stieß Walters in Panik hervor.
    »Nichts! Sie musste irgendwohin, weg von den beiden …«
    »Von wem?«
    Walters betrachtete ihn hämisch. »Tun Sie nicht, als hätten Sie keine Ahnung, was diese beiden Männer ihr angetan haben. Vater und Sohn haben die Schwäche der bedauernswerten Frau ausgenutzt. Ich weiß alles über ihre Orgien, denken Sie also nicht …«
    Christy konnte nicht fassen, was er hörte, und zuckte zusammen bei dem entsetzlichen Vorwurf.
    Dann schlug er zu.
     
    William war zu wütend, um sich um Walters zu kümmern, der benommen am Boden lag und sein Auge betastete.
    »Wir müssen raus hier«, sagte er. »Aber Harriet ist nicht angezogen. Können Sie einen Wagen besorgen, irgendeinen?«
    Christy tat mehr als das. Er eilte zur Residenz und wies den Kutscher an, ein Pferd vor Mollards Landauer zu spannen, der mit Planen aus glänzender Ölhaut vor der Nässe geschützt war. Und vor neugierigen Blicken, dachte Christy.
    Er konnte den Wagen nur bis hinter das Haus des Predigers lenken, so dass sie Harriet bis dorthin bringen mussten. Sie war fügsam, aber nicht allzu begeistert von diesem Aufbruch.
    »Da haben Sie es!«, höhnte Walters, der sich an der Hintertür hielt, um einem erneuten Angriff vorzubeugen. »Ich habe ihr gesagt, sie könne jederzeit aus freiem Willen das Haus verlassen. Hier gibt es keinen Zaun.«
    »Klappe«, knurrte Christy. »Die arme Frau weiß überhaupt nicht, wo sie ist.« Walters hatte nicht einmal nach dem Fausthieb mit rechtlichen Schritten gedroht, und Christy freute sich über die purpurrote Schwellung, die Walters’ rechtes Auge zierte.
    In diesem Moment erschien Harriet auf der Schwelle, eingewickelt in das geflickte Betttuch. Sie sah aus wie der leibhaftige Tod.
    William streckte die Hand aus, doch sie wich zur Seite und schaute Walters an.
    »Was wollen die von mir?«, fragte sie.
    Die Antwort des Predigers kam wie aus der Pistole geschossen. »Sie wollen Sie mitnehmen, meine Liebe.«
    »Ich bin noch nicht bereit, oder?«
    »Ich denke doch«, meinte er mit einem Nicken.
    »Oh!« Sie
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