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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02
Autoren: J.L. Bourne
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Erlebte mitgeteilt habe.
    17. November
    5.00 Uhr
    Mein Schlafrhythmus ist aufgrund der Umgebungsveränderung völlig durcheinander geraten. Tara schläft neben mir. Ich schäme mich fast, weil ich sie während meiner Zeit als aus mechanischen Gründen Exilierter so lange aus meiner Gedankenwelt verbannt habe. Dies kann wohl nur ein Veteran richtig verstehen. Manchmal scheint man sich vor und während eines Einsatzes von denen abzunabeln, die man liebt, damit man den Schmerz nicht ganz so stark spürt.
    Zusammen mit meinen Tagebuchnotizen habe ich den ganzen Tag damit verbracht, mich auszuruhen, den Wasserhaushalt meines Leibes auf Vordermann zu bringen und zu erzählen, was mir widerfahren ist. Saien hat schweigend zugehört. Ich konnte erkennen, wie er meine Worte regelrecht aufsaugte. John hat während meiner Abwesenheit nicht dem Müßiggang gefrönt, sondern ist in mehrere militärische Großrechnernetze eingedrungen. Er konnte auch bestätigen, was die Marines andeuteten, als wir ihnen am Treffpunkt begegneten. Obwohl Ramirez mir nur die Kurzfassung der Ereignisse mitgeteilt hatte, war mir doch nicht verborgen geblieben, dass jemand meinen Empfang gestört hatte. John sagte, er hätte meine Sendungen gehört und meinen Notruf am 11. Oktober ebenso laut und deutlich empfangen wie den am 9. November.
    Ich habe noch immer eine Art Kriegsneurose und kann nicht oft genug darauf hinweisen, wie toll es ist, alle wiederzusehen. Laura hat gefragt, wie mein Urlaub war. Ich habe ihr erzählt, er sei sehr schön gewesen, danke der Nachfrage. Dann hat sie gefragt, ob ich ihr denn ein Andenken mitgebracht hätte. Ich erwiderte, mein Urlaub sei weniger ein Vergnügungs als ein Arbeitsurlaub gewesen. Sie wusste, was passiert war - ich sah es an der Klugheit in ihrem Blick. Ihre Eltern haben das Richtige getan, indem sie die Kleine so weit und lange es ging von der Wahrheit fernhielten, aber sie hat es trotzdem gewusst. Danny kam rein, boxte mich auf den Oberarm und sagte: »Schön, Sie zu sehen.« Dann nahm er mich in die Arme. Sogar Klein- Annabelle bellte mich an und schleckte meine Nasenspitze ab, um zu zeigen, dass sie mich vermisst hatte - oder ihr zumindest meine Rückkehr aufgefallen war. Dean wollte mich auf der Stelle füttern, weil ihr natürlich nicht verborgen geblieben war, dass ich seit unserer letzten Begegnung ein paar Pfund abgenommen hatte. Ich nehme an, sie hat Recht. Der Mann, den ich im Spiegel sah, sah aus wie ein Typ aus dieser Fernsehsendung, in der man wochenlang im Urwald überleben muss. Das mal zehn: So ungefähr sah ich aus. Behaart wie ein Affe. Und mit irrem Blick.
    11.00 Uhr
    Nach einer Dusche und einer Rasur (meine erste richtige Reinigung seit über einem Monat) fühlte ich mich viel besser. Ich hatte, weil ich so lange in meinen Klamotten geschlafen hatte, einen grauenhaften Ausschlag an Taille und Beinen. Die Klamotten habe ich vermutlich vor Jahrtausenden zuletzt an Bord eines Segelbootes gewaschen. Tara sagte, sie müsse heute Nachmittag, wenn ich und John mit dem Berichtskram fertig sind, mit mir reden. Irgendwas ist nicht in Ordnung. Irgendwas, das mir erst heute auffiel. Heute früh um 6.30 Uhr rückte Dean mir auf die Pelle und zwang mich zu einem Haarschnitt. Inzwischen kam ich mir wieder repräsentabel vor, denn die einzigen sichtbaren Zeichen meiner Abwesenheit waren kleine Schnitte, Narben, Schrammen, Gewichtsverlust und das leichte Humpeln, weil ich mir ein Schienbeinkantensyndrom zugezogen habe.
    Diesen Morgen habe ich mit John, Saien und den hochrangigsten Marineinfanteristen zugebracht. Ich blätterte in meinem Tagebuch hin und her und referierte über Schlüsselereignisse während meiner Abwesenheit. So gut ich konnte, zeigte ich ihnen den genauen Ort, an dem wir abgestürzt waren, und die grobe Route, die Saien und ich zum Hotel 23 genommen hatten.
    Dann stiegen wir in die Diskussion über Remote Six ein. Ich ließ den ganzen Technikkram herumgehen, der mir zugelaufen war, seit ich diese Organisation am Bein hatte, und ebenso die erhaltenen Dokumente, die mir verblieben waren. Das Material, das ich zeigte, waren die Landkarten von Ost-Texas mit Abwurfplätzen und sonstiger Symbologie, das M4 mit seinen Zusätzen, die Autogranaten- Gatling- Gebrauchsanweisung, das Iridium- Satellitentelefon, der Treibstoffzusatz und anderer Kleinkram. Wir konferierten den ganzen Morgen über diese Dinge, Dokumente und Aufzeichnungen, die ich über meine »Gespräche« mit Remote Six gemacht
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