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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung
Autoren: Raymond E. Feist
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ihm anvertrauen zu können, sehnte sie sich nach seinem unerschütterlichen Verständnis und seinen scharfsinnigen Erkenntnissen. Sie machte sich Sorgen seinetwegen, weil er gegen Verwandte kämpfen mußte, die versuchten, in der Familienhierarchie aufzusteigen. Nach dem Tod eines starken Herrschers waren Auseinandersetzungen unvermeidlich, wenn andere sich als Rivalen des Erben verstanden und ihre Ziele befriedigen wollten. Mara seufzte. Sie hoffte, daß Hokanu, wenn er das von Ichindar angebotene Amt annahm, ihre Kinder am Kaiserhof besuchen würde. Kasuma sollte nicht ohne die Liebe eines Vaters aufwachsen, und Justin war ganz sicher viel zu unbändig für die kaiserlichen Bediensteten, die allesamt nicht genügend Rückgrat besaßen, ihn in die Schranken zu verweisen. Mara seufzte erneut und fragte sich, ob sie vielleicht nur deshalb aus Thuril zurückkehren würde, zusammen mit einer Unterstützung gegen die furchtbare Macht der Magie, um von zwei kleinen, zu Flegeln entarteten Kindern geplagt zu werden.
    »Ihr fragt Euch, ob diese Reise nicht ein Irrtum war?« bemerkte eine ruhige Stimme vom Niedergang her.
    Mara sah auf, überrascht, Saric in der Tür zu ihrer Kabine zu sehen. Das Knarren des fahrenden Schiffes hatte das Herannahen des Beraters übertönt, und die einfache Robe, die er trug, verschmolz mit seinem Schatten.
    Mara lächelte matt. »Ich denke, es wäre auch ohne Kamlios Mißmut gegangen«, sagte sie und wollte ihre wirklichen Gedanken nicht preisgeben.
    Saric antwortete mit einem lebhaften Grinsen, das er immer dann aufsetzte, wenn er zum Scherzen aufgelegt war. »Sicher, ihren Klagen über die Schlafgelegenheiten hätte man entnehmen können, sie wäre die Herrin und Ihr die unterdrückte Dienerin.«
    Mara lachte. »War ich so mürrisch?«
    Ihr Berater ließ sich anmutig auf einer Seekiste nieder. »Habt Ihr Euch so mürrisch gefühlt?« fragte er.
    »Ja.« Plötzlich spürte Mara, wie sich ihre Stimmung mit der Bewegung des segelnden Schiffes hob, und sie zog die Nadeln aus ihrem Haar und ließ es über ihren Rücken herabfallen. Sie deutete im düsteren Licht der Kabine auf die prächtig gewebten Kissen und perlenbestickten Vorhänge, die sie bei einem Wüstenhändler erstanden hatte und die bei jeder Krängung des Schiffes klapperten und raschelten. »Ich bin die engen Wände und die Heimlichtuerei leid.« Daß sie nervös war, sagte sie nicht. Sie ging ohne die Insignien ihres Ranges in ein fremdes Land, begleitet nur von zehn Soldaten und einem Führer, der von Hirten aufgezogen worden war! Das war ganz und gar nicht mit ihrer letzten Reise nach Dustari zu vergleichen, wo sie von ihrer eigenen treuen Armee begleitet worden war und ihr Kommandozelt und all ihre gewohnten Annehmlichkeiten zur Hand gehabt hatte.
    Saric sah sie ironisch an. »Ihr wünscht, Ihr hättet dem Risiko nachgegeben und in Kolth noch eine Sänfte gekauft.« Das Glitzern in seinen Augen deutete an, daß er noch mehr zu sagen hatte. Mara enthielt sich eines Kommentars, bis sich ihr Erster Berater die geradegeschnittenen Locken aus dem Gesicht strich und fortfuhr: »Lujan hat sich auf den Märkten umgetan, müßt Ihr wissen. Er hat eine gebrauchte Sänfte gefunden, ein riesiges schwarzlackiertes Ding mit Flußsteinen und Fransen.«
    Er machte eine kunstvolle Pause.
    »Erzählt weiter«, forderte sie ihn auf, geschickt abgelenkt von ihrer schlechten Laune. »Warum hat unser tapferer Kommandeur dieses Monstrum nicht gekauft?«
    Saric lächelte noch breiter und teuflischer. »Es fand sich kein Träger auf dem Sklavenmarkt, der genug Fleisch auf den Rippen gehabt hätte, dieses verdammte Ding hochzuheben, und es wären nicht genügend Hände zur Verteidigung übriggeblieben, wenn Eure Leibwache die Last hätte tragen müssen. Übrigens meinte Lujan, wenn Ihr zusammen mit Arakasis Kurtisane länger als eine Stunde darin eingesperrt wärt, würde es nur damit enden, daß Ihr Euch wie Tseeshas bekämpft.«
    Mara fiel die Kinnlade herunter bei dem Vergleich mit den katzenartigen Tieren, die für ihre Kampfeslust bekannt waren. »Das hat Lujan gesagt?«
    Saric sagte nichts, und das erklärte alles. »Lujan hat nichts dergleichen gesagt!« warf sie ihm entrüstet entgegen. »Was für einen Unfug heckt Ihr jetzt wieder aus, auf Kosten Eures Cousins?«
    Saric war ehrlich genug, verlegen dreinzuschauen.
    »Raus!« schrie seine Herrin. »Laßt mich allein und schickt Kamlio zu mir. Wenn sie schon kein Bad nehmen will, ich brauche ganz
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