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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung
Autoren: Raymond E. Feist
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gezwungen, unsere Gefühle zu verbergen, und als Konsequenz davon schienen Grausamkeiten weit entfernt von uns. Die Veränderungen werden uns neu beleben und unsere Menschlichkeit wieder erneuern. Am Ende werden wir von der Versammlung alle Grund haben, Euch zu danken und das Andenken Lady Maras zu ehren.«
    Die Herrin des Kaiserreiches umarmte den Magier mit einer Vertrautheit, die sie niemals zuvor gewagt hätte. »Besucht oft den kaiserlichen Hof, Fumita. Eure Enkelin soll die Freude erleben, ihren Großvater zu kennen, wenn sie aufwächst.«
    Als wäre ihm unbehaglich wegen des Gefühlsschwalls, der mit dem Geschenk der wiedervereinigten Familie verbunden war, verneigte sich Fumita ein wenig brüsk. Einen Herzschlag später war er in der Luft verschwunden, und Mara und Hokanu blieben allein zurück, um einen letzten Moment ihr Beisammensein zu genießen.
    Die Springbrunnen plätscherten, und die Blumen verströmten ihren Duft in die dämmerige Abendluft. Der sich nähernde Diener wirkte wie ein Eindringling, als er sich verbeugte und verkündete: »Mylady, das Licht des Himmels erbittet die Gegenwart seines Vaters und der Herrin des Kaiserreiches bei seiner Ratsversammlung.«
    »Politik«, sagte Mara mit einem Seufzer. »Ist es der Tanz oder sind wir die Herrschenden?«
    »Es ist der Tanz, der uns beherrscht, was sonst.« Hokanu lächelte. »Sonst würde ich dich niemals verlassen, Lady.« Dann wandte er sich um und reichte seiner ehemaligen Frau den Arm. Mit einer Würde, die von tiefem Mut und unerschütterlichem innerem Frieden herrührte, begleitete er sie zur kaiserlichen Suite und zu ihrer neuen Rolle als Regentin und Herrin des Kaiserreiches.

Epilog
    Wiedervereinigung

    Der Herold schlug den Gong.
    Lady Mara, Herrin des Kaiserreiches, rückte sich auf dem goldumrandeten Kissen zurecht, das dem marmornen Sitz nichts von seiner unnachgiebigen Härte nehmen konnte. Ihr Thron verströmte möglicherweise nicht denselben Glanz wie der goldüberzogene von Justin, doch er war genauso unbequem. In den zwei Jahren, die Mara Justins öffentliche Aufgaben leitete, hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnen können.
    Ihre Gedanken schweiften ab. Die Erfahrungen auf dem Goldenen Thron versetzten Justin immer besser in die Lage, die anstehenden Entscheidungen am Tag der Bittsteller selbst zu treffen. Er besaß die Gabe seiner Mutter, das den komplexen Angelegenheiten zugrundeliegende Muster zu begreifen, und die Fähigkeit seines Vaters, das Wesentliche zu erkennen. Die meiste Zeit war Mara neben ihm eher eine Beraterin als eine Regentin; manchmal saß sie in den Sitzungen gedankenverloren daneben und verließ sich darauf, daß Justin es sie wissen lassen würde, wenn er ihre Aufmerksamkeit benötigte.
    Die Sonne würde bald untergehen, wie sie an dem durch die Kuppel der großen Audienzhalle schräg einfallenden Licht erkannte. Der Tag der Bittsteller würde bald vorüber sein, und die letzten näherten sich dem Geländer vor dem Podest. Mara unterdrückte den heftigen Wunsch, sich die müden Augen zu reiben, als Justin, zweiundneunzigmal Kaiser, die traditionellen Worte sprach, mit denen er die Bittsteller willkommen hieß und ihnen das Recht zubilligte, Gehör zu finden.
    »Lord Hokanu von den Shinzawai, seid versichert, daß Euch die Götter anhören, indem wir Euch anhören.« Justins Stimme zeigte bereits Spuren des Baritons, der ihn als Mann auszeichnen würde. Vor Freude über das Wiedersehen mit seinem Stiefvater hatte er nicht einmal Zeit, sich für die unfreiwillige Holprigkeit seiner Worte zu schämen. »Der Himmel blickt mit Lächeln auf Euren glückbringenden Besuch, und wir heißen Euch freudig willkommen.«
    Mara wurde schlagartig aus ihrer Versunkenheit gerissen. Hokanu war hier! Ihr Herz schlug schneller, als sie ihn anblickte, um zu sehen, wie es ihm ging. Monate waren vergangen, seit ihre Wege sich das letzte Mal bei einem offiziellen Anlaß gekreuzt hatten. Der Lord der Shinzawai hatte damals den Hof verlassen, erinnerte sie sich, um sich um seine schwangere Frau zu kümmern, die seinen Erben erwartete.
    Seine Erben, mußte Mara sich verbessern, als der kaiserliche Herold zwei Namen ausrief und sie die beiden Bündel in den Armen des Vaters betrachtete. Eine Amme und zwei Dienerinnen warteten in der Nähe und daneben noch jemand – ein schüchternes, hübsches Mädchen, das die Augen in Anwesenheit ihres Kaisers niederschlug.
    Justin grinste; die Abneigung gegenüber dem tsuranischen Hang zu
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