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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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Phelps ein guter Kerl war. Früher oder später würde Norman bestimmt zu Sam Phelps gehen und ihn mit dem ganzen Quatsch konfrontieren, den er eben erzählt hatte. Ich bezweifelte zwar, dass Sam Phelps sich entlocken lassen würde, warum er immer dort oben an der Straße stand, aber ganz sicher war ich mir nicht. Wer weiß, wie er reagieren würde, wenn der fette Norman ihn provozierte. Vielleicht würde er dann sagen, dass er sich lieber über mich Gedanken machen sollte. Am Ende war ich derjenige, der bei diesem Streit unter die Räder kam. Wenn nur Mr Dalloway uns nicht verlassen hätte, dachte ich, er hatte längst nicht so viel Ärger gemacht wie der fette Norman.
    Ich bemühte mich, den fetten Norman für einen Moment zu vergessen, und dachte darüber nach, was Mr Kelly sonst noch gesagt hatte. Dass die Fabrik nächste Woche abgerissen würde. Papa hatte zwar auch schon darüber gesprochen, doch erst jetzt wurde mir klar, dass der Abriss unmittelbar bevorstand. Calliope Bay ohne die Fabrik – das war sehr schwer vorstellbar. Schon als kleines Kind hatte ich dort gespielt, ich war früh bis ganz nach oben geklettert, ich hatte mich immer wieder dort versteckt. Kaum zu fassen, dass es mit alldem bald vorbei sein würde. Sie dürfen die Fabrik nicht einfach abreißen, dachte ich, es muss doch jemanden geben, der sie stoppen kann –
    Obwohl ich mir die Ohren zuhielt, hörte ich den Motorenlärm, es war die Indian.
    Ich kroch unter dem Bett hervor und trat wieder ans Fenster. Ich hob das Rollo leicht an und sah hinaus. Buster stieg ab und kam auf unser Haus zu. Lachend zeigte er auf die Tür.
    Caroline steht wohl am Fenster, dachte ich, warum sonst sollte er so lachen. Papa war mit den beiden anderen Männern verschwunden.
    Ja, das waren ihre Schritte, ich hörte, wie die Haustür aufgemacht wurde, ich hörte ihre Stimmen. Ich hielt mir die Ohren zu und kroch wieder unter das Bett. Ob es Papa und Mr Kelly gelungen war, dem fetten Norman seine Flausen auszutreiben? Vielleicht saßen sie jetzt alle bei den Kellys und tranken Bier. Vielleicht hatte sich der fette Norman längst für den Quatsch, den er erzählt hatte, entschuldigt und Papa und Mr Kelly zu sich nach Hause eingeladen. Vielleicht war alles längst wieder im Lot.
    Es war sehr staubig unter dem Bett. Meistens kehrte Papa am Sonntag immer das ganze Haus aus, und manchmal schnappte ich mir selbst vor der Schule den Besen, nur die Betten vernachlässigten wir beide gern, der Staub hatte sich angesammelt, seit Mutter weg war. Ich sollte rausgehen, in die Sonne, dachte ich, unter dem Bett wird alles nur noch schlimmer, ich hoffte, dass mich jemand rufen würde, ich war eigentlich überzeugt, dass der Polizist aus Bonnie Brae bald hier aufkreuzen und erklären würde, dass er mein Geheimnis kennt. Wenn ich mit Cal und Dibs und Bruce zum Angeln am Hafen wäre, käme ich überhaupt nicht auf so eine Idee. Allerdings konnte ich in diesen Tagen mit Cal und Dibs und Bruce sehr wenig anfangen, sie kamen mir so jung vor, so naiv. Die Dinge, die mich früher begeistert hatten, begeisterten mich jetzt nicht mehr. Die Pistole, zum Beispiel, und ihr Verbleib. Dibs war inzwischen überzeugt, dass nur einer als Dieb in Frage kam. Es sind keine Besucher in der Gegend gewesen, keine Landstreicher, niemand aus Bonnie Brae, erklärte er. Es muss also jemand sein, der hier in Calliope Bay wohnt. Der Einzige, der die Höhle möglicherweise kennt, ist Sam Phelps. Dibs wollte wissen, was ich von seiner Theorie hielt. Ist mir egal, sagte ich. Er könne sich mal heimlich in Mr Phelps Schuppen umsehen, schlug er vor. Ist dir das auch egal? Ja, sagte ich, die Pistole interessiert mich nicht, von mir aus kann der Dieb sie behalten.
    So ging es auch mit anderen Dingen, über die Dibs mit mir sprechen wollte. Sie interessierten mich einfach nicht. Irgendwann kapierte er es. Er ließ mich in Ruhe und hielt sich an Cal und Bruce. Ich kroch unter mein Bett.
    Vielleicht waren es gar nicht Dibs und Bruce, die mich so kaltließen, sondern Calliope Bay. Ich hatte unsere Siedlung so satt, genau wie Papa. Als er eines Abends nach dem Essen meinte, es wäre für uns alle besser, wenn wir nach Bonnie Brae ziehen würden, konnte ich nur zustimmen. Cal und ich würden in eine bessere Schule kommen, meinte er, von den Fähigkeiten des fetten Norman war er nicht überzeugt, er fand ihn überspannt. Ein Lehrer darf nicht so nervös sein, sagte er. Ich kann bestimmt eine ordentliche Stelle in der
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