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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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gesagt, wir sollen hier am Hafen warten, wir wollen ihr ja zeigen, dass sie willkommen ist, damit sie sich nicht fürchtet. Seien sie also bitte nicht so, Mr Phelps, wir haben Caroline seit Jahren nicht gesehen! Wir wissen gar nicht mehr, wie sie aussieht. Wir wollen ihr Calliope Bay zeigen, alles hier. Wie fänden Sie es denn, wenn Sie schüchtern wären, und Sie kommen an einen fremden Ort, und da ist niemand, der Sie empfängt? Sie müssten doch denken, dass sich keiner dafür interessiert, was mit Ihnen ist. Wenn wir nicht genau hier stehen, um sie zu begrüßen, wird Caroline sich bestimmt ganz mies fühlen. Papa hat das ja gesagt, er will es so. Er wäre bestimmt ziemlich sauer, wenn Sie uns zum Wollschuppen schicken würden und Caroline uns nicht sehen würde. Er würde Sie sich sicher vorknöpfen und fragen, warum Sie uns nicht erlaubt haben hierzubleiben. Sie wissen ja, wie das ist, wenn Papa sauer wird. Ich würde mir gut überlegen, ob Sie sich mit ihm anlegen wollen. Also, Mr Phelps, wie sieht’s aus? Können wir hierbleiben und auf Caroline warten, damit sie gleich merkt, dass sie willkommen ist?«
    Sam Phelps sagte kein Wort. Schon während ich redete, spürte ich, dass er mich überhaupt nicht mehr sah. Ich hatte trotzdem weitergesprochen, für den Fall, dass sein schweifender, verträumter Blick bedeutete, dass er sich überlegte, wie er uns am besten von der Mole verjagen könnte.
    »Der Hafen gehört ihm ja nicht«, sagte Dibs. Es sah nicht danach aus, als ob sich Mr Phelps noch äußern würde.
    »Werd nicht frech«, sagte ich, »Mr Phelps hier ist für diesen Hafen zuständig. Er muss schon seine Erlaubnis geben. Stimmt’s, Mr Phelps?«
    Sam Phelps, der ein schwarzes Hemd, einen schäbigen blauen Overall und dreckige Turnschuhe trug, antwortete nicht. Er trat zu Sydney Bridge Upside Down und begann, ihm über den hängenden Rücken zu streichen.
    »Der hat andere Sorgen«, meinte Cal.
    Vielleicht gelingt es mir ja, mit ihm über sein Pferd zu quatschen, dachte ich, dann fiel mir ein, dass er vielleicht noch immer überlegte, was er mit uns anstellen sollte. Am besten ließen wir ihn in Ruhe.
    »Gleich ist sie da«, sagte ich zu Dibs.
    Wir spazierten zum Ende der Mole, um einen besseren Blick auf die einfahrende Emma Cranwell zu bekommen.
    »Ich glaube kaum, dass Mr Wiggins Susan Prosser zurückgebracht hat«, sagte ich. Ich hatte immer mal wieder einen Blick auf die Trasse geworfen. Seit wir am Hafen waren, war niemand zu sehen gewesen.
    »Vielleicht versteckt sie sich«, sagte Cal. »Wisst ihr noch, damals, als sie auf den Baum geklettert ist …«
    »Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben!«, rief Dibs. Er wich aus, als Cal ihm einen Schlag auf die nackte Brust versetzen wollte.
    »Stimmt überhaupt nicht!«, rief Cal und schubste Dibs, der sich nicht wehrte. Cal kam zu mir. »Was ich meinte, war, damals, als sie das gemacht hat, hat sie sich auch nachher versteckt. Das war alles, Harry, der Rest ist mir egal. Dass ich ihren Hintern sehen konnte, weil sie Löcher in der Unterhose hatte und so. Dibs hat gedacht, dass ich jetzt davon anfange, aber das wollte ich gar nicht, ich wollte …«
    »Du hast ein ziemlich gutes Gedächtnis«, sagte ich. »Das ist schon Jahre her. Auf Bäume klettert Susan Prosser schon lange nicht mehr.«
    »Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben«, wiederholte Dibs.
    »Willst du noch mal baden gehen?«, fragte ich.
    Ich machte einen Schritt auf Dibs zu, er sprang hinter einen Poller. »Wenn du mir was tust, rufe ich den alten Phelps«, sagte er. »Der schmeißt dich im hohen Bogen von der Mole.«
    »Dann hör jetzt auf, meinen Bruder zu ärgern«, sagte ich. »Du bist hier nur unser Gast, Junge, deine Cousine ist das nicht, die heute ankommt. Wir haben ein Recht darauf, hier zu sein. Sam Phelps wird dich schon verjagen, wenn wir ihm sagen, dass du hier nicht rumhängen sollst, wenn Caroline kommt.«
    Dibs hob den Arm, er hatte verstanden. Dann machte er eine halbe Drehung und begann zu winken, und zwar der Emma Cranwell , die nur noch etwa hundert Meter entfernt war.
    »Warum winkt er denn jetzt?«, fragte Cal.
    »Ich kenne den Kapitän«, sagte Dibs.
    Auch wir kannten den Kapitän, er hieß Foster, aber das bedeutete noch lange nicht, dass wir ihm winken mussten. Uns konnte er mit dem alten Rostkahn nicht beeindrucken. Im Gegensatz zu den Frachtern, von denen Papa uns erzählt hatte, den Ozeanriesen, die wir aus Büchern kannten, hatte die Emma Cranwell
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