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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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weiter im Kreis, aber stockender und blieb schließlich stehen. Die Fruchtblase platzte und Flüssigkeit klatschte zu Boden. Nach einer Weile traten kleine Hufe aus dem Hinterleib heraus. Ugov gab den Männern ein Zeichen. Fast im selben Augenblick fiel die Stute um. Sie nahm noch einen tiefen Atemzug, verbunden mit einem schwachen Wiehern, und war tot.
    Die Männer wurden hektischer. Sie hatten die Hufe des Fohlens gepackt und zogen mit aller Kraft daran. Mit den Füßen stemmten sie sich gegen den toten Körper der Stute. Schließlich kam ein kleiner Kopf zum Vorschein und von da an ließ sich das Fohlen leichter hinausziehen.
    Radik konnte das alles gar nicht so schnell begreifen. Er war verwirrt, dass er über den Tod der Stute keine rechte Trauer empfinden konnte. Es war, als hätte sie ihre Aufgabe erfüllt und könnte sich nun endlich ausruhen. Gleichzeitig sah er das kleine Fohlen und hätte vor Glück laut jubeln mögen.
    Ugov begann, das kleine Pferd mit Stroh abzureiben und setzte es dann vorsichtig vor Radik hin.
    "Das ist nun dein Fohlen. Es ist übrigens ein Hengst."
    Radik berührte den kleinen Hengst vorsichtig und betrachtete ihn interessiert. Er war schwarz, hatte aber auf der Stirn und an allen vier Fesseln weiße Spiegel.
    Nach einer Weile kehrte Ugov zurück.
    "Du musst ihm etwas Platz lassen. Er wird bald versuchen, aufzustehen."
    Beide traten einen Schritt zurück und das Fohlen begann, sich zu bewegen. Es sah fast so aus, als wollte es einen Sprung wagen, aber es benötigte den Schwung, um auf die Hinterbeine zu gelangen. Langsam stütze es sich auch vorne hoch und stand schließlich.
    "Es wird Hunger haben. Seine Mutter kann ihm keine Milch mehr geben."
    Erst jetzt fiel Radik auf, dass die Männer die tote Stute bereits rausgeschafft hatten und gerade dabei waren, das gesamte alte Stroh aus dem Verschlag zu räumen.
    "Versuche, ihn hiermit zu füttern."
    Ugov hielt ihm ein schmales Tongefäß hin, an dessen Öffnung eine lederne Tülle befestigt war.
    "Hier drin ist Milch von einer anderen Stute. Lass das Fohlen an dem Leder saugen und kippe dabei vorsichtig den Becher an, so dass die Milch zu seinem Mund fließen kann. Es erfordert etwas Geschick, zumal der kleine Hengst nicht stillhalten wird."
    Radik versuchte es sofort und war überrascht von dem Appetit des Fohlens. Durch die wilden stoßartigen Bewegungen des Kopfes, die das Tongefäß trafen, wurde etwa die Hälfte der Milch verschüttet, was Radik sehr ärgerte.
    "Das war für den Anfang gar nicht schlecht. Als ich es das erste Mal probiert habe, hat das Fohlen nicht einen Tropfen zu Trinken bekommen. Ich habe dir deshalb schon etwas mehr Milch gegeben, als eigentlich erforderlich. Er hat für diese Nacht genug."
    Ugov holte aus einem anderen Teil des Stalles frisches Stroh und warf es in den Verschlag.
    "Wie ich dich kenne, willst du heute Nacht hier schlafen. Aber sieh dich vor, der Kleine weiß noch nicht, wo er hintritt."
     
     

Das Fohlen

    Die Geburt des Fohlens hatte sich schnell in der Burg herumgesprochen, denn solch ein Vorgang war immer ein besonderes Ereignis, zumal hier noch der tragische Tod der Mutterstute hinzukam. Und so wurde der kleine Hengst in den ersten Tagen seines Daseins von unzähligen Menschen besucht, manchmal regelrecht umlagert. Sie streckten ihre Hände nach ihm aus, was dem Fohlen, das ansonsten nicht schüchtern war, Angst zu machen schien. Einige brachten sogar Futter, wie zarte Rübchen oder Beeren mit, die jedes Pferd begierig verschlungen hätte, mit denen ein neugeborenes Fohlen aber nichts anfangen konnte. Wenn das Treiben allzu bunt wurde, sprach Ugov ein Machtwort und warf alle, ohne Ansehen der Person, aus dem Stall hinaus.
    So war Radik froh, als sich die Aufregung nach ein paar Tagen gelegt hatte und er endlich mit dem kleinen Fohlen allein sein konnte. Es stand jetzt schon recht sicher auf den Beinen, hatte in dem Verschlag aber ohnehin nicht allzu viel Platz zum richtigen Auslaufen.
    Radik wollte den jungen Hengst daher im Gang des Stalles ein wenig mehr Bewegung verschaffen, merkte aber schnell, dass er recht ungestüm war. Daher legte er ihm vorsichtig ein Seil mit einer Schlinge um den Hals, so fest, dass der Kopf nicht hindurch konnte, aber ohne zu strangulieren. Das Fohlen sprang lebhaft herum und Radik ließ das Seil locker. Sobald es in die Nähe der offenen Stalltore gelangte, zog Radik vorsichtig und glich einen zu großen Schwung des Fohlens aus, indem er sich leicht
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