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Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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oder mehrere Robben auszubrechen versuchten, schlugen die Männer auf dem auf dieser Seite befindlichen Boot mit den Riemen flach auf das Wasser.
    Als sie etwa zehn Bootslängen vom Strand entfernt waren, zogen die Männer ihre Ruder noch zweimal lange und kraftvoll durch und holten diese dann ein. Alles ging schnell und bedurfte nur weniger Kommandos.
    Die Ruderer nahmen kleine Bögen zur Hand, welche zusammen mit jeweils einer Handvoll kurzer spitzer Pfeile unter den Ruderbänken gelegen hatten. Sofort begannen sie, auf die Robben zu schießen, die immer noch versuchten, zwischen den Booten durchzutauchen und dabei auf das Netz zuhielten. Zunächst sollten die größten Tiere, also die Männchen, getötet werden. Zwar würden sie durch das Netz ohnehin aufgehalten, aber eine männliche Robbe in Todesangst konnte sich derart in den Maschen verfangen, dass das hochwertige Hanfnetz zerschnitten werden müsste. Das Töten mit dem Bogen sparte Arbeit und Material.
    Da die Tiere nur für jeweils kurze Zeit auftauchten, mussten die Männer blitzschnell das Ziel erfassen und abziehen. Dabei galt es zudem vorsichtig vorzugehen, da die Jungtiere nicht verletzt werden sollten. Denn diese wollten die Männer lebend fangen.
    Die Pfeile zischten durch die Luft und peitschten ins Wasser. Innerhalb kurzer Zeit färbte sich das Wasser dunkelrot. Getroffene Tiere schlugen im Todeskampf wild mit der Schwanzflosse, was das Wasser zum Tosen brachte. Die Jungtiere schauten mit ihren großen Augen angstvoll aus dem Wasser, einige hatten bereits die Mutter verloren und stimmten ein lautes Wehklagen an.
    Die Boote waren langsamer geworden aber dennoch weiter auf den Strand zugefahren. Sie hatten einen geringen Tiefgang, denn sie waren eigentlich für Kaperfahrten gebaut, bei denen es überlebenswichtig war, schnell und so weit wie möglich ans Ufer anzulanden. Zudem boten sie wegen ihrer breiten Bauweise viel Platz.
    Sanft setzten die Boote fast gleichzeitig im Sand auf. Sofort sprang aus jedem der Boote ein Junge, der bis dahin im Bug gehockt hatte. Beide hatten eine Axt in der rechten Hand, deren Schneide sichelförmig gebogen war. In der linken Hand hatten sie ein paar Leinensäcke.
    Radik, der Sohn eines der Steuermänner, und sein Freund Ferok waren 13 Jahre alt.
    Ein Teil der Männer schlug jetzt mit den Rudern ins Wasser, während die anderen das Netz einholten, in dem etliche tote Robben hingen. Die Jungtiere und einige Weibchen drängten nun Richtung Strand.
    Radik und Ferok verhielten sich zunächst ruhig, um die Tiere nicht ins Wasser zurückzujagen. Erst als diese das Wasser fast völlig verlassen hatten, liefen sie auf die Gruppe zu.
    Die Jungtiere sollten in die Leinensäcke gepackt werden. Zuerst mussten die wehrhaften Muttertiere getötet werden, die mit ihren scharfen Zähnen schlimme Wunden reißen konnten und die Jungtiere beschützten. Auf einer kurzen Strecke konnten sie recht schnell angreifen. Deshalb musste jeder Schlag sitzen.
    Radik hieb dem ersten Muttertier mit der stumpfen Beilseite auf die Mitte des Schädels. Er nahm ein dumpfes Geräusch und ein Knacken wahr, dann fiel die Robbe vornüber in den Sand, die Augen weit geöffnet. Er packte ein Junges, das wohl erst ein paar Tage alt war, am Schwanz und steckte es in einen Leinensack, den er flüchtig mit einem Strick zuband. Dazu legte er die Axt weg. Als er wieder aufsah, schob sich gerade eine Robbe, offensichtlich ein altes Tier, auf den Schaft der Axt. Radik wollte reflexartig nach ihm greifen. Da schoss die Robbe mit weit aufgerissenem Maul auf seine Hand zu, die er im letzten Moment wegziehen konnte. Ihm waren die großen Eckzähne nicht verborgen geblieben und die blutunterlaufenen Augen ließen keinen Zweifel, dass dieses Tier bis zum Letzten kämpfen würde.
    Radik sah hilflos zu Ferok hinüber, der gerade einen zugebundenen Sack fallen ließ und sich dann in die andere Richtung abwandte, um einem Muttertier mit dessen Jungen nachzusetzen. Da es ihm unangenehm war, einen der Männer zu Hilfe zu rufen, schmiss er der Robbe einfach einen Leinensack über. Das orientierungslose Tier drehte sich kurz zur Seite und hieb mit dem Kopf in die Luft. Schnell zog Radik seine Axt hervor und erschlug die Robbe.
    Als die fünf Jungtiere eingefangen und die restlichen Robben getötet waren, überprüften Radik und Ferok, ob sie die Säcke gut verschnürt hatten. Die Männer holten inzwischen das Netz ein und luden die toten Robben in ein Boot. Die toten Muttertiere
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