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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York
Autoren: Helen D. Boylston
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Aufleuchten eines Augenpaares den Wunsch, etwas zu sagen, oder an einem leeren Blick, daß etwas nicht verstanden worden war.
    Zuerst erklärte sie, wozu die Zeitungen gebraucht wurden. Sie dienten den verschiedensten Zwecken - als Abfalltüten, als Tischdecken, als Polster für Babymatratzen, als Unterlage bei Waschungen oder Einläufen, wenn kein Gummilaken zur Hand war. Die Schülerinnen wurden belehrt, daß sie jede Familie, deren Heim sie zum erstenmal betraten, gleich anfangs über den Schwesterndienst aufzuklären hatten.
    »Dann bitten Sie um eine Zeitung, breiten sie über einen Stuhl oder einen Tisch, stellen Ihre Tasche darauf und legen Hut und Mantel ab. Nachdem Sie den Patienten untersucht haben, machen Sie aus Zeitungspapier eine Abfalltüte. Sie brauchen keine Zeitungen mitzunehmen; die finden Sie selbst bei den ärmsten Familien.«
    Dann sprach die Lehrerin über den Inhalt der Schwesterntasche. Susy beugte sich interessiert vor. Sie hatte sich schon oft gefragt, was wohl alles in der großen schwarzen Ledertasche sein mochte, die am Arm jeder blauen Schwester hing. Natürlich hatte sie erwartet, daß ein Thermometer darin sein würde, Watte, Mullbinden und Spritzen. Alle diese Dinge kamen auch jetzt aus der Tasche zum Vorschein, aber erst nachdem die Lehrerin eine Schürze und ein Päckchen Papierservietten herausgenommen hatte. Dann folgten Fläschchen mit Seifenlösung und Hautöl, ein Handtuch, ein Block Papier für die schriftlichen Berichte, einige Schälchen zum Sterilisieren der Instrumente, eine weiße Emailletasse, Scheren, Pinzetten und Vaseline.
    Nachdem die Schwestern jeden Gegenstand gesehen hatten, legte die Lehrerin alles in die Tasche zurück und sagte: »Sie müssen es auf alle Fälle vermeiden, Bazillen von einem Haus zum andern zu tragen. Daher darf Ihre Tasche niemals mit einem Gegenstand in der Wohnung in Berührung kommen. Stellen Sie sie stets auf eine Zeitung. Waschen Sie sich die Hände, bevor Sie etwas herausnehmen, und ebenso bevor Sie es - sterilisiert - wieder hineinlegen.«
    Die Mädchen hörten aufmerksam zu. Nun nahm die Lehrerin noch einmal die Gegenstände aus der Tasche, die zur allgemeinen Krankenpflege gebraucht wurden. Sie erklärte, warum diese Dinge stets in der gleichen Anordnung auf den Tisch ausgelegt werden mußten, und zeigte, wie man ein Thermometer vor und nach dem Gebrauch steril macht. All diese praktischen und wohldurchdachten Handgriffe waren das Resultat jahrelanger Übung. Abgesehen davon unterschied sich die Krankenpflege im Heim kaum von allgemeiner Pflege im Krankenhaus, stellte Susy fest. Die Schwester sollte bei ihrem ersten Besuch ein Mitglied der Familie darüber belehren, welche Vorbereitungen für den nächsten Besuch zu treffen waren. Der Küchentisch war abzuräumen und mit Zeitungspapier zu bedecken. Neben das Bett war ein Tischchen zu stellen, auf das Medikamente und Verbandzeug gelegt werden konnten. Falls sich kein Tischchen in der Wohnung befand, mußte ein Stuhl oder eine Kiste als Ersatz dienen.
    Die Lehrerin machte eine Pause und ließ ihre Augen über die Gesichter vor ihr schweifen. Dann fragte sie: »Kann mir eine von Ihnen sagen, warum es besser ist, in der Küche zu arbeiten als im Badezimmer?«
    Nach kurzem Schweigen meldete sich ein Mädchen. »Weil in der Küche Wasser ist - und Feuer zum Sterilisieren - und weil höchstwahrscheinlich gar kein Badezimmer da ist.«
    »Sehr richtig! Das Bad befindet sich fast niemals in der Wohnung und wird gewöhnlich von vielen Familien gemeinsam benutzt. Wenn dies der Fall ist und Sie eine Flüssigkeit ausgießen wollen, erlauben Sie es auf keinen Fall, daß ein hilfreiches Familienmitglied sie in den Abwaschtisch schüttet, in dem Geschirr abgewaschen wird. In jeder Wohnung befindet sich ein Eimer. Gießen Sie die Flüssigkeit da hinein. Er kann später hinausgetragen und geleert werden.«
    Die Erwähnung dieser Einzelheiten machte Susy zum erstenmal in aller Deutlichkeit klar, was sie bei ihrer zukünftigen Tätigkeit zu erwarten hatte. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, ob die Wohnungen, in denen sie arbeiten sollte, ein Badezimmer haben würden oder nicht, und wäre niemals auf den Gedanken gekommen, daß sie ihre Sachen mangels eines Tisches vielleicht auf einem Stuhl oder auf einer Kiste würde ausbreiten müssen. Jetzt würde es sich erweisen, ob sich ihre jahrelange Ausbildung auch in der Praxis bewährte. Es kam immer darauf an, was man aus einer Sache machte, und mit ein
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