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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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Bierkrug geredet.
    Aber wie gesagt, die Nachbarn hatten sich getäuscht. Ja, mein Dad war tot, aber ich sah ihn trotzdem wieder.
    Seither sehe ich ihn sogar öfter als zu seinen Lebzeiten. Damals musste er an den meisten Tagen zur Arbeit gehen. Jetzt wo er tot ist, hat er nicht mehr besonders viel zu tun. Also sehe ich ihn ziemlich häufig. Fast schon zu häufig. Mit Vorliebe taucht er dann auf, wenn ich am wenigsten damit rechne. Das nervt manchmal.
    Mein Dad war's dann auch, der mir die Sache mit den Toten erklärt hat. Also war's irgendwie auch zu was gut, dass er gestorben ist, sonst hätte ich das vielleicht nie kapiert.
    Na ja, stimmt nicht. Da war dann noch diese Wahrsagerin, die einem die Tarotkarten legte, die hat das auch angesprochen. Das war auf dem Schuljahrmarkt. Gina wollte sich unbedingt die Karten legen lassen, aber auf keinen Fall alleine hingehen. Ich glaubte null an den ganzen Quatsch, aber ich dachte, okay, als gute Freundin muss ich ihr beistehen, also bitte. Die Frau nannte sich »Madame Zara, Medium«. Sie legte Gina die Karten und sagte ihr genau das, was sie hören wollte: Oh, du wirst im Leben großen Erfolg haben, Gehirnchirurgin werden, mit dreißig heiraten, drei Kinder kriegen, bla, bla, bla … Als sie fertig war, stand ich auf und wollte gehen, aber Gina bestand darauf, dass ich mir auch die Karten legen ließ.
    Klar, was dann kam. Madame Zara guckte einmal auf die Karten, schüttelte verwirrt den Kopf, legte sie dann noch mal neu – und sah mich an.
    »Du kannst mit den Toten reden«, sagte sie.
    Gina war sofort ganz aufgeregt. »Oh Gott! Echt? Suze, hast du das gehört? Du kannst mit den Toten reden! Dann bist du auch ein Medium!«
    »Nein, kein Medium«, sagte Madame Zara. »Eine Mittlerin.«
    Gina sank in sich zusammen. »Eine Mittlerin? Was soll das denn sein?«
    Ich wusste, was das war. Ich hatte zwar nicht gewusst, dass das so genannt wurde, aber ich wusste, was es bedeutete. Mein Dad hatte es mir ein bisschen anders erklärt, aber wie es funktionierte, war klar: Ich war die Kontaktperson für Tote, die im Leben irgendwas … verbockt hatten oder nicht mehr hatten erledigen können. Ich musste es also, wenn möglich, für sie in Ordnung bringen.
    Ich kann's nicht anders erklären. Ich versteh auch echt nicht, wieso ausgerechnet ich dieses Glück hab. Ich meine, ich bin ansonsten wirklich ganz normal. Aber ich hab eben diese unglückselige Fähigkeit, mit den Toten zu kommunizieren.
    Und auch nicht mit allen Toten. Nur mit den unglücklichen.
    Man kann sich also vorstellen, was für ein fröhliches Leben ich seit sechzehn Jahren führe.
    Stellt euch mal vor, wie das wäre, von Toten verfolgt zu werden – ja, verfolgt –, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute eures Lebens. Nicht witzig, echt nicht. Man geht nur schnell runter, um am Kiosk an der Ecke ein Mineralwasser zu kaufen – ups, da steht ein Toter. Er wurde erschossen – und wenn man jetzt dafür sorgt, dass die Bullen den Kerl erwischen, der ihn umgebracht hat, kann er endlich in Frieden ruhen.
    Dabei wollte man nichts anderes als ein Mineralwasser haben.
    Oder man will sich in der Bibliothek ein Buch ausleihen, und zack kommt eine verstorbene Bibliothekarin auf einen zu und will, dass man ihrem Neffen erzählt, wie mies sie das findet, was er nach ihrem Ableben mit ihren Katzen gemacht hat.
    Und das sind nur die Typen, die wissen, warum sie sich noch hier rumtreiben. Jeder Zweite hat nämlich keine Ahnung, warum er oder sie nicht wie geplant ins Jenseits verschwunden ist.
    Was echt nervig ist, denn natürlich bin ich diejenige, die ihnen helfen soll, dahin zu kommen.
    Ich bin die Mittlerin.
    Ich sage euch, den Job wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht.
    Undankbare Nummer, dieses Mittler-Dasein. Keiner hat mir je einen Cent Entlohnung angeboten, weder als Gehalt noch als Stundenhonorar. Man kriegt höchstens so ein zufriedenes Gefühl von Zeit zu Zeit, wie wenn man jemandem eben einen Gefallen getan hat. Einmal musste ich einem Mädchen was von seinem Großvater ausrichten. Sie hatten vor seinem Tod keine Gelegenheit mehr gehabt, sich zu verabschieden, und jetzt sollte ich der Enkelin sagen, dass er sie aus tiefster Seele liebt und ihr verzeiht, dass sie seinen Cadillac zu Schrott gefahren hat. Bei so was wird einem richtig warm ums Herz.
    Aber meistens ist mein Leben der reinste Spießruten-lauf. Nicht nur dass man keinen Meter gehen kann, ohne von Typen angehauen zu werden, die sonst niemand sehen kann –
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