Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
Vom Netzwerk:
gut, vielleicht haben hier nie unglückliche Menschen gelebt, vielleicht haben alle Leute, die im Haus erschossen wurden, ihr Schicksal ja verdient …
    Und dann drehte ich mich zum Buchtfenster um und sah, dass bereits jemand auf der Fensterbank saß, die Andy mir mit so viel Liebe gebaut hatte.
    Jemand, der weder mit mir noch mit Schlafmütz, Hatschi und Schweinchen Schlau verwandt war.
    Ich sah zu Andy hinüber. Hatte er den Eindringling auch bemerkt? Nein, hatte er nicht, dabei saß der direkt vor seiner Nase.
    Meine Mutter hatte ihn auch nicht gesehen. Aber sie sah meinen Gesichtsausdruck, und der muss ihr wohl missfallen haben, denn ihre Mundwinkel sackten plötzlich nach unten, und sie sagte mit einem traurigen Seufzen: »Oh nein, Suzie. Bitte nicht schon wieder.«

KAPITEL
2
    J etzt ist wohl eine Erklärung fällig. Ich bin nämlich nicht gerade ein typisches sechzehnjähriges Mädchen.
    Ja, ich sehe durchaus normal aus, das schon. Ich nehme keine Drogen, ich trinke nicht, ich rauche nicht – na ja, okay, bis auf das eine Mal, als Schlafmütz mich erwischt hat. Ich hab keine Piercings und in die Ohrläppchen hab ich mir auch nur jeweils ein einziges Loch stechen lassen. Ich hab keine Tattoos. Ich hab mir noch nie die Haare gefärbt. Abgesehen von meinen Stiefeln und meiner Lederjacke, findet sich in meiner Garderobe nicht übermäßig viel Schwarz. Ich trage nicht mal dunklen Nagellack. Alles in allem bin ich ein ziemlich normaler weiblicher amerikanischer Teenager.
    Bis auf die Tatsache, dass ich mit den Toten kommunizieren kann.
    Vielleicht sollte ich das anders formulieren. Die Toten kommunizieren mit mir. Ich meine, ich fange die Gespräche nicht an. Ich gehe ihnen sogar so gut wie möglich und nur zu gern aus dem Weg.
    Aber manchmal lassen sie mich einfach nicht in Ruhe.
    Die Geister, meine ich.
    Nein, ich glaube nicht, dass ich verrückt bin. Oder jedenfalls nicht verrückter als andere Sechzehnjährige. Aber auf manche Leute wirke ich wohl verrückt. Auf die meisten Jugendlichen in meiner New Yorker Umgebung, zum Beispiel. Die dachten, ich wäre total gaga. Mehr als einmal ist mir der Schulpsychologe auf den Hals gehetzt worden. Manchmal hab ich schon gedacht, es wäre einfacher, mich wirklich einweisen zu lassen.
    Aber bestimmt wäre ich selbst im neunten Stock von Bellevue – da werden in New York die Verrückten eingesperrt – nicht sicher vor den Geistern. Die würden mich überall finden.
    Haben sie bisher immer geschafft.
    An den ersten kann ich mich gut erinnern. Na ja, so gut man sich eben an das erinnern kann, was einem im Alter von zwei Jahren so passiert ist. Ich weiß es noch genauso gut, wie ich mich dran erinnern kann, dass ich unserer Katze eine Maus abgenommen und im Arm gewiegt hab, bis meine Mutter sie mir entsetzt aus der Hand riss.
    Hey, da war ich zwei Jahre alt, okay? Ich hatte noch keine Ahnung, dass man vor Mäusen Angst haben sollte. Oder vor Geistern. Was auch erklärt, warum ich jetzt, vierzehn Jahre später, immer noch keine Angst vor ihnen habe. Manchmal machen sie mich ziemlich sauer, das schon. Aber Angst?
    Auf keinen Fall.
    Der Geist damals war genauso klein, grau und hilflos wie die Maus. Bis heute weiß ich nicht, wer das Geistermädchen war. Ich redete mit ihr in meiner brabbelnden Kleinkindsprache, die sie nicht verstand. Geister verstehen Zweijährige eben auch nicht besser als Lebende. Sie saß nur wortlos oben auf der Treppe unseres Mietshauses und sah mich traurig an. Irgendwie tat sie mir leid, genau wie die Maus im Maul der Katze, und ich wollte ihr helfen. Ich wusste nur nicht, wie. Also tat ich, was jedes ratlose zweijährige Kind tun würde – ich rannte los, um meine Mutter zu holen.
    Und da lernte ich meine erste Lektion in Sachen Geister: dass nur ich sie sehen konnte.
    Gut, sicher gibt es auch andere Leute, die sie sehen können. Sonst gäbe es keine Spukhäuser und Geistergeschichten und Fernsehserien wie »Unsolved Mysteries« und so weiter. Aber da gibt es einen entscheidenden Unterschied. Die meisten Menschen, die Geister sehen können, sehen bloß einen. Ich kann alle sehen.
    ALLE. Jeden einzelnen. Jeden, der mal gestorben ist und sich aus welchem Grund auch immer noch auf der Erde rumtreibt, statt dahin zu gehen, wohin er oder sie gehört – ich kann sie alle sehen.
    Und das sind eine ganze Menge Geister, kann ich euch sagen.
    An dem Tag, als ich meinen ersten Geist sah, fand ich also auch heraus, dass die meisten anderen Menschen –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher