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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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würde, Brad hätte mir irgend was voraus. Aber anscheinend war mein neues Leben immer wieder für eine Überraschung gut. Die Palmen waren nur der Anfang gewesen. Auf der Fahrt vom Flug hafen, die etwa eine Stunde dauerte – und es wurde keine kurzweilige Stunde, da ich zwischen Schlafmütz und Hatschi eingekeilt war, während Schweinchen Schlau hinter uns auf meinem Gepäck hockte und uns mit weiteren ausführlichen Informationen über die Errungenschaften des Personennahverkehrs von New York City bombardierte –, dämmerte mir langsam, dass hier alles ganz, ganz anders werden würde als erwartet, und ganz, ganz anders, als ich es bisher gewohnt gewesen war.
    Und das lag nicht nur daran, dass ich einmal quer über den Kontinent geflogen war. Oder dass ich bei jedem Blick aus dem Fenster Unbekanntes erblickte: Straßenstände, an denen Artischocken und Granatäpfel angeboten wurden, zwölf Stück für einen Dollar; endlos an ei nander gereihte Felder mit Weinreben, die sich an knorrigen Baumstämmen hochwanden; Zitronen- und Avocadopflanzungen; üppig grüne Äcker, deren Bewuchs ich nicht einmal erkannte. Und über alldem spannte sich ein Himmel, der so blau und unendlich war, dass der Heißluftballon, der über uns schwebte, dagegen winzig klein wirkte, wie ein Knopf auf dem Grund eines Schwimmbeckens von olympiatauglichen Maßen.
    Und dann war da das Meer, das so plötzlich vor uns auftauchte, dass ich es erst gar nicht als Wasserfläche, sondern als weiteres Feld wahrnahm. Aber dann sah ich das Funkeln, das Glitzern des Wassers, als würde es mir stumme kleine SOS-Signale zumorsen. Das Licht war so hell, dass es schwer war, ohne Sonnenbrille hinzusehen. Aber da war er, der Pazifik, beinahe so endlos wie der Himmel, ein lebender, wogender Organismus, der an einem kommaförmigen weißen Sandstrand leckte.
    Als New Yorkerin hatte ich bisher erst wenige Male einen Blick auf ein Meer – zumindest auf ein Meer mit Sandstrand – werfen können. Fassungslos starrte ich jetzt auf den Pazifischen Ozean und rang nach Luft. Um mich herum hörten alle schlagartig zu reden auf – alle außer Schlafmütz, der sowieso wieder eingeschlafen war, was sonst.
    »Was ist denn?«, fragte meine Mutter besorgt. »Ist was passiert?«
    »Nein, alles okay«, sagte ich. Wie peinlich. Für die anderen war der Anblick des Ozeans ganz normal, die würden jetzt bestimmt denken, ich war total gaga, deswegen so auszuflippen. »Es ist nur … das Meer.«
    »Oh«, sagte Mom. »Wunderschön, nicht?«
    »Hübscher Wellengang«, sagte Hatschi. »Werd vor dem Abendessen vielleicht mal kurz an den Strand flitzen.«
    »Nicht bevor du deine Hausaufgaben fertig hast«, erwiderte sein Vater.
    »Oh Mann, Dad!«
    Was meine Mutter dazu veranlasste, mir einen langen und detaillierten Bericht darüber zu liefern, auf welche Schule ich gehen würde – dieselbe, auf die auch Schlafmütz, Hatschi und Schweinchen Schlau gingen. Die Schule war nach Junipero Serra benannt worden, einem Spanier, der irgendwann im achtzehnten Jahrhundert hierhergekommen war und die Ureinwohner Amerikas gezwungen hatte, ihre Religion aufzugeben und zum Christentum zu konvertieren. Die Schule hieß also »Junipero Serra Catholic Academy«. Ursprünglich war das Schulgebäude eine riesige Missionsstation im Pueblostil gewesen, die auch heute noch von rund zwanzigtausend Touristen jährlich besucht wurde. Deshalb sagten die meisten nur kurz »Mission School« oder »Mission Academy«.
    Ich hörte meiner Mutter gar nicht richtig zu. Mein Interesse am Thema Schule war schon immer gleich null gewesen. Der einzige Grund, warum ich erst vor Weihnachten hatte hierherziehen können, war der, dass die Mission School erst keinen Platz für mich gehabt hatte, sodass ich bis zum zweiten Schulhalbjahr hatte warten müssen, als sich ein freier Platz aufgetan hatte. Was mir aber nicht viel ausmachte – ich hatte die paar Monate bei meiner Großmutter gewohnt, was gar nicht übel gewesen war. Meine Großmutter ist nämlich nicht nur eine supergute Anwältin, sondern auch eine begnadete Köchin.
    Ich war in Gedanken immer noch beim Ozean, der mittlerweile hinter den Hügeln verschwunden war. Ich verrenkte mir fast den Hals, um noch einen letzten Blick zu erhaschen, da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen. »Moment mal«, sagte ich. »Wann wurde die Schule erbaut?«
    »Im achtzehnten Jahrhundert«, antwortete Schweinchen Schlau. »Das Missionierungssystem, von der katholischen Kirche und
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