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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
Autoren: C.H.Beck
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Betrachtung nicht berücksichtigen. Ähnlich wie der schwedische Ansatz hat sich die niederländische Supervisionstheorie weitgehend unabhängig von der deutschsprachigen Szene entwickelt. Statt Anleihen aus der Psychotherapie zu nehmen, orientierte man sich eher an pragmatischen pädagogischen Konzepten aus der Tradition der
Agogik
(Siegers 1974). Supervision stellt in den Niederlanden eine Lehr-Lerntheorie dar. Psychologisches (psychodynamisches) und organisationswissenschaftliches Wissen stehen
nicht
im Zentrum dieses Ansatzes. Methodisches Handeln in Bezug auf Denken, Wollen, Verhalten u.a. wird in Beziehung gesetzt zu spezifischen beruflichen Qualifikationen und Situationen innerhalb eines gesellschaftlichen Rahmens. Es handelt sich um einen
metatheoretischen Ansatz
bzw. um ein
multi-paradigmatisches Modell
(v. Kessel 1994, S. 124f.).
    Im deutschen Sprachraum sind es vor allem zwei integrative Ansätze, die sich bemühen, umfassende Modelle der Supervision zu beschreiben. Im Jahre 1990 erschien das Buch von
Rappe-Giesecke
mit dem Titel „Theorie und Praxis der Gruppen- und Teamsupervision“ (3. Auflage 2003). Darin wird Supervision in systemtheoretischer Sichtweise verstanden als eine
Beratung zweiter Ordnung
, also eine
Beratung für Berater und Multiplikatoren
und nicht für die „Endverbraucher“.
    Das Problem der Vielfalt von Konzepten und Methoden meistert die Autorin dadurch, dass sie eine „Sichtweise der Supervision“ einführt, „die nicht identisch ist mit der Sichtweise und der Begrifflichkeit eines Konzepts von Supervision. Es ist mit anderen Worten ein metatheoretischer Standpunkt nötig“ (1990, S. 5). Dafür benutzt sie die Systemtheorie und die Kommunikationstheorie, „um eine von den Konzeptualisierungen der Praktiker unabhängige Beschreibungssprache zu gewinnen“ (S. 5). Balint-Gruppenarbeit, psychoanalytisch orientierte Gruppentherapie, Organisationsentwicklung undangewandte Gruppendynamik sowie die soziologisch orientierten Systemtheorien werden nun in die Möglichkeiten dieser Team- und Gruppensupervision „eingebaut“ (S. 11ff.).
    Mit diesem Konzept kann Rappe-Giesecke drei Leistungen oder
Programme
der Supervision anbieten:
    (1) „Das
erste Programm ist die Fallarbeit
, das auf der Methode der Balint-Gruppenarbeit basiert und die Psycho-dynamik der Professional-Klient-Beziehung erfasst.
    (2) Das
zweite Programm heißt Selbstthematisierung
, es greift Methoden der Gruppentherapie und Gruppenselbsterfahrung auf. In diesem Programm kann man die psycho-dynamischen Beziehungen in der Supervisionsgruppe und im Team, sofern es Konflikte hat, die nicht institutioneller, sondern gruppendynamischer Natur sind, thematisieren.
    (3) Das
dritte Programm
, die
Institutionsanalyse
, hat ihre Wurzeln in der ‚angewandten Gruppendynamik‘, in der ‚Sozio-analyse‘ und der ‚Organisationsentwicklung‘“ (S. 5).
    Ein Jahr später wurde von
Schreyögg
ein Theoriemodell zur Supervision vorgestellt. Ähnlich wie vorher Rappe-Giesecke verwendet sie für die Settings Einzel-, Gruppen- und Teamsupervision unterschiedliche konzeptionelle und theoretische Ansätze. Diese werden in ein „metatheoretisches Modell“ integriert. Es existiert eine Stufung von „oben“ nach „unten“. An der Spitze stehen abstrakte Theorien, Menschenbild, ethische Prämissen sowie allgemeine Ziele. Auf einer „darunter liegenden“ Ebene werden dann alle verfügbaren Wissensbestände auf ihre Brauchbarkeit und Übereinstimmung mit den vorgenannten Postulaten für die Supervision untersucht und eingebaut; beispielsweise Psychoanalyse, Gestalttherapie, Psychodrama, Gruppendynamik, Gruppentherapien, Balint-Arbeit und Organisationstheorien sowie spezielle Theorien für die Supervision in unterschiedlichen Feldern und Zusammenhängen. Weiter „unten“ angesiedelt finden sich als „Praxeologie“ praktisch verwertbare Bestandteile aus diesen Theorien für die Supervisionsarbeit; etwa hinsichtlich der Interventionen, der Prozesse oder der Settings in der Supervision. Erst dann kommt es zu praktischen Überlegungen in unterschiedlichen Zusammenhängen(Schreyögg 1991, S. 82ff.). Das theoretische Modell von Schreyögg geht zurück auf ein Metatheorie-Konzept von Petzold, in welchem dieser alle relevanten Zusammenhänge von Supervision (wie
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