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Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven

Titel: Supervision - Grundlagen, Techniken, Perspektiven
Autoren: C.H.Beck
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festgestellt, dass die durchgeführten Supervisionsgruppen die Teamkompetenz gefördert sowie die Belastungen der Lehrer verringert haben (Denner 2000, S. 339). Nahezu alle Befragten würden wieder, teilweise nach einer Pause, an der Supervision teilnehmen (S. 354). Auch gehen 92 % der Supervisionsteilnehmer davon aus, dass „die Beratung etwas, viel oder sogar sehr viel für die Zusammenarbeit in der Schule gebracht hat“ (S. 358). Eine Evaluation von Supervisionsprozessen an Südtiroler Schulen ergab eine Zustimmungsquote von 90 % (Gasser 2012, S. 457).
3. Theorien über Supervision
    Supervision erfüllt ein Bedürfnis von Berufspraxis nach einer speziellen Weiterbildung und Reflexion. Dieser Bedarf wurde von den traditionellen akademischen Wissenschaften nicht abgedeckt. Das ist auch der Grund, weshalb in der Supervisionsliteratur viele Jahre lang Praxisberichte, teilweise mit Werbecharakter, dominierten und die Theoriebildung erst seit den Neunzigerjahren stattfindet. Wie ist der aktuelle Stand der Diskussion um die
Beratungswissenschaft Supervision
? Von Buer (1999, S. 22f.) stammen einige grundlegende begriffliche Klärungen für die Supervision. Demnach stellt Supervision wie Unterricht, Weiterbildung, Training, Beratung oder Psychotherapie ein
Format
dar, also einen institutionalisierten Rahmen für berufliche Beziehungsarbeit. Derartige Formate werden vom Staat oder Berufsorganisationen durch spezielle Ausbildung und fachliche Standards geregelt; man bewegt sich in einer
professional community
. Kosten-Nutzen-Denken, Bürokratie und Marktmechanismen spielen dabei eine Rolle. In Ergänzung dazu versteht man unter einem
Verfahren
einen stimmigen theoriegeleiteten Handlungsansatz für Beziehungsarbeit. Dazu gehören beispielsweise die Montessori-Pädagogik, Gruppendynamik, systemische Therapie oder Psychoanalyse. „Diese Verfahren wurden zumeist außerhalb der akademischen Wissenschaften, oft gerade als Alternative dazu, voncharismatischen Pionieren entwickelt und verbreitet. Sie sind eher ganzheitlich orientiert und auf eine originäre Kunst der Lebensführung ausgerichtet. Das mit den Verfahren verbundene Wissen und Können ist stark personengebunden und wird primär in einem ‚Meister-Schüler-Verhältnis‘ mündlich (oral) weitergegeben. Verfahren sind weniger an der Umsetzung von Vorschriften und der Erfüllung von Aufträgen interessiert, sondern eher an der Realisierung einer konkreten humanen Utopie“ (Buer 1999, S. 23).
    Die Tatsache, dass bei diesen Aus- und Weiterbildungen oft auch höchst persönliche Lebensprobleme zur Sprache kamen, führte dazu, dass sie zuweilen mit der Aura des Geheimnisvollen und Intimen umgeben wurden. Teilweise ist das auch noch bei der Supervision – zu Unrecht – der Fall. Einerseits fanden die Verfahren der Supervision schwer und spät Eingang in die Wissenschaften; andererseits waren sie jedoch in ihrer Aussagekraft und Publikumswirksamkeit viel populärer als die Resultate der akademischen Wissenschaften. Schon aus dieser Entwicklung heraus, wie auch aufgrund der komplexen Berufspraxis, ist Supervision notwendig interdisziplinär angelegt. Deshalb gibt es meiner Ansicht nach nicht
den
einzig richtigen und idealen Ansatz zur Supervision. Schon seit vielen Jahren hat sich ein buntes Nebeneinander aus verschiedenen Verfahren herausgebildet. Wie schon erwähnt, entstammt die Supervision anderen Formaten, meistens aus der Beziehungsarbeit (Beratung und Psychotherapie). Es haben dann Modifikationen für Ziele und Zwecke der Supervision stattgefunden. Welche Theorien zur Supervision, die über eine einzige psychologische oder psychotherapeutische Richtung hinausgehen, sind bekannt?
    Der erste bekannte schulenübergreifende Supervisionsansatz wurde schon zu Mitte der Achtzigerjahre von den schwedischen Autoren
Bernler
und
Johnsson
publiziert. Eine deutsche Übersetzung erschien 1993. Der schwedische Entwurf beruht auf
zwei Schwerpunkten
: erstens der
psychodynamischen Theorie
. Hierzu zählen das Wissen aus tiefenpsychologischer Sicht über das Individuum, das gruppendynamischeWissen sowie die Wissensbestände aus der Familientherapie; zweitens gehört zu diesem Entwurf die
Systemtheorie
einschließlich ihrer Weiterführung als
Kommunikationstheorie
. Allerdings kann diese Konzeption die Teamarbeit und eine organisationsbezogene
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