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Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset
Autoren: Stephen King
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diese Story kann ich nur eines sagen, weil es das Einzige ist, was ich darüber weiß (und wahrscheinlich das Einzige, was zählt): Sie ist mir im Traum eingefallen. Ich habe sie in einem Rutsch niedergeschrieben und dabei kaum etwas anderes getan, als eine Geschichte aufzuzeichnen, die mir mein Unterbewusstsein zuvor erzählt hat. Es gibt noch eine andere Traum-Story in diesem Buch, über die ich allerdings ein wenig mehr weiß.
     
    »Der Rastplatz« Vor ungefähr sechs Jahren habe ich an einem College in St. Petersburg, Florida, eine Lesung gegeben. Ich bin lange geblieben und schließlich nach Mitternacht auf der Autobahn nach Hause gefahren. Auf dem Rückweg habe ich an einem Rastplatz angehalten, um Wasser zu lassen. Wer irgendwann einmal in Florida eine Autobahn benutzt hat, der weiß, wie es auf so einem Rastplatz aussieht: wie in einem Gefängnistrakt im halboffenen Vollzug. Jedenfalls bin ich vor der Herrentoilette stehen geblieben, weil sich in der Damentoilette ein Mann und eine Frau heftig stritten. Beide klangen ausgesprochen angespannt, so als würden sie sich jeden Moment an die Gurgel gehen. Ich fragte mich, was um alles in der Welt ich dann tun würde, und dachte: Ich muss eben meinen inneren Richard Bachman herbeirufen, von uns beiden hat der nämlich eindeutig mehr Mumm. Das Paar kam heraus, ohne sich zu prügeln – obwohl die betreffende Dame weinte -, und ich fuhr nach Hause, ohne dass noch etwas Nennenswertes geschehen wäre. Ein paar Tage später habe ich dann diese Geschichte geschrieben.
     
    »Der Hometrainer« Wer sich jemals auf einem dieser Geräte abgestrampelt hat, der weiß, wie entsetzlich langweilig das sein kann. Und wer jemals versucht hat, sich wieder dazu zu zwingen, täglich zu trainieren, der weiß, wie schwierig das sein kann. (Mein Motto lautet: »Essen ist einfacher.« Aber ich mache meine Übungen – danke der Nachfrage.) Diese Geschichte hat ihren Ursprung in der sehr eindeutigen Empfindung, die ich für jedes Laufband und für jeden Stepper hege, auf dem ich mich je abgeschwitzt habe: Hass, reiner, unverfälschter Hass.
     
    »Hinterlassenschaften« Wie fast jeder in Amerika war ich vom 11. September zutiefst und grundlegend betroffen. Wie vielen Verfassern von literarischen und populären Romanen gleichermaßen widerstrebte es mir, auch nur zu versuchen, irgendetwas über ein Ereignis zu schreiben, das ein ebensolcher amerikanischer Prüfstein wie Pearl Harbor oder die Ermordung John F. Kennedys geworden ist. Aber Storys zu schreiben, ist mein Beruf, und diese Geschichte fiel mir ungefähr einen Monat nach dem Einsturz der Twin Towers ein. Ich hätte sie vielleicht nie aufgeschrieben, hätte ich mich nicht an ein Gespräch erinnert, das ich fünfundzwanzig Jahre zuvor mit einem jüdischen Lektor geführt habe. Er war wegen einer Story mit dem Titel »Der Musterschüler« unglücklich über mich. Es sei nicht richtig, dass ich über Konzentrationslager schriebe, sagte er, weil ich kein Jude sei. Ich erwiderte, das mache das Schreiben dieser Geschichte umso wichtiger – Schreiben sei nämlich ein Akt gewollten Verstehens. Wie jeder andere Amerikaner, der an jenem Morgen die New Yorker Skyline brennen sah, wollte ich das Ereignis selbst und die Narben begreifen, die solch ein Ereignis zurücklassen würde. Diese Geschichte war mein Versuch, das zu tun.
     
    »Abschlusstag« Nach einem Unfall im Jahr 1999 nahm ich jahrelang ein Antidepressivum namens Doxepin – nicht etwa weil ich depressiv war (bemerkte er niedergeschlagen), sondern weil Doxepin eine günstige Wirkung auf chronische Schmerzen zugeschrieben wird. Es half tatsächlich, doch als ich im November 2006 nach London reiste, um für meinen Roman Love zu werben, fand ich es an der Zeit, mit dem Zeug aufzuhören. Ohne mich mit dem Arzt zu beraten, der mir das Medikament verordnet hatte, ließ ich es von heute auf morgen sein. Die Nebenwirkungen dieses kalten Entzugs waren … interessant. 1 Ungefähr eine Woche lang sah ich, sobald ich nachts die Augen schloss, vorbeiziehende Bilder wie bei einem Kameraschwenk: Wälder, Felder, Hügel, Flüsse, Zäune, Eisenbahngleise, Männer mit Hacken und Schaufeln auf einem Straßenbauabschnitt … und dann fing das Ganze wieder von vorn an, bis ich einschlief. Es gab nie eine Geschichte dazu, sondern immer nur diese detaillierten, gestochen scharfen Bilder. Irgendwie tat es mir sogar leid, als es damit vorbei war. Außerdem hatte ich im Anschluss an die Doxepin-Phase auch
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