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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Körper wie Eiswasser umschloß, und unterhielt sich gerade mit Freunden aus New York und Übersee, als sie den Mann entdeckte, der, über den Motor seines Wagens gebeugt, am Straßenrand stand.
    Sie blieb zwischen zwei Myrtenbüschen hinter dem Straßengraben stehen und wartete, bis er ihren Blick in seinem Rücken zu spüren schien. Er richtete sich auf und lächelte krampfartig, so als müsse er sich immer wieder aufs neue dazu zwingen.
    Er trug ein enganliegendes, langärmliges Goldlaméhemd und Bluejeans, die so knalleng saßen, daß sie wie auf die Haut gemalt wirkten. Ein Filzhut mit schmaler Krempe, eine rote Feder im Hutband, lag auf dem Kotflügel des Fords. Sein Haar hatte die Farbe seines Hemds, war gewellt, lang und an einer Seite gescheitelt, so daß es über ein Ohr fiel.
    »Habe ein Überbrückungskabel dabei«, sagte er. »In ein paar Minuten läuft er wieder«, sagte er mit leicht französischem Akzent.
    Sie starrte ihn schweigend an, das Glas Champagner in beiden Händen. Ihre Brust hob und senkte sich rhythmisch.
    »Ich bin ein großer Fan von amerikanischen Filmen. Habe eine Lady hier abbiegen sehen. War das nicht die Tochter eines berühmten Hollywood-Regisseurs?«
    »Bin nicht sicher, wen Sie da meinen«, sagte Megan.
    »Sie hat einen Cadillac gefahren. Ein Cabrio«, antwortete er und wartete. Dann lächelte er und wischte sich die Hände an einem Taschentuch ab. »Ah, ich hab also recht, was? Ihr Vater ist doch William Holtzner? Ich liebe seine Filme. Er ist fantastisch«, sagte der Mann.
    Sie machte einen, zwei, drei Schritte zurück, die Zweige der Myrten streiften ihre nackten Arme, dann stand sie wieder schweigend bei ihren Freunden. Sie sah sich erst wieder nach dem Mann mit dem goldenen Haar um, als dieser seinen Wagen bereits gestartet hatte und die Straße hinuntergefahren war. Fünf Minuten später fuhr Lila Terrebonne den Cadillac rückwärts aus der Ausfahrt, walzte mit einem Rad über die frisch gesprengte Blumenrabatte, schaltete auf der Straße in den ersten Gang und fuhr in Richtung New Iberia. RockʼnʼRoll-Musik aus den Sechzigern plärrte aus dem Autoradio, ihr von dem schwarzen Kopftuch mit Rosenmuster eingerahmtes Gesicht wirkte entschlossen und selbstzufrieden.
    Der Mann namens Jacques Poitier holte sie auf der Durchgangsstraße am Bayou Teche ein, nur eine Meile von ihrem Zuhause entfernt. Zeugen sagten aus, sie habe versucht, ihn abzuhängen, sei in Schlangenlinien auf dem Highway gefahren, habe gehupt und verzweifelt einer Gruppe von Schwarzen am Straßenrand zugewunken. Andere sagten aus, er habe sie überholt, und sie hätten einen Schuß gehört. Davon allerdings haben wir keine Spur gefunden. Wir konnten lediglich einen abgefahrenen Reifen sicherstellen, der den Randstein berührt haben mußte und geplatzt war, bevor der Cadillac seitlich ausgebrochen und funkensprühend über den Asphalt frontal in einen entgegenkommenden Müllaster gerast war, dessen Ladung aus zu entsorgendem Asbest bestand.

34
    Falls es am Tatort später zu dramatischen Szenen gekommen sein sollte, dann jedenfalls nicht während unserer Beweissicherung, ja nicht einmal während der Bergung von Lilas Leichnam, den das Cadillac-Wrack unter sich begraben hatte. Archer Terrebonne erreichte die Unfallstelle zwanzig Minuten nach dem Unfall, und Billy Holtzner gesellte sich wenige Minuten später zu ihm. Terrebonne übernahm augenblicklich das Kommando, so als verleihe ihm allein sein Erscheinen in Stiefeletten, rotem Flanellhemd, mit handgewebter Jagdweste und Schildmütze jene Autorität, die keiner der Feuerwehrmänner, Sanitäter oder Polizisten besaß.
    Alle hörten auf sein Kommando, suchten seine Zustimmung oder gaben ihm zumindestens für alles, was sie taten, eine Erklärung. Es war eine merkwürdige Szene. Sein Anwalt und der Hausarzt der Familie waren da, wie auch ein Kongreßabgeordneter und ein sehr bekannter Filmschauspieler. Terrebonne trug seine Trauer wie ein Patrizier, der ein Volkstribun geworden war. Ein zentnerschwerer Deputy aus dem Bezirk St. Mary, den Mund voller Kautabak, stand neben mir, den Blick bewundernd auf Terrebonne geheftet.
    »Der alte Junge ist doch ein verdammt tapferer Kerl, was?« sagte er.
    Die Sanitäter bedeckten Lilas Leiche mit einem Tuch und schoben sie auf die Bahre in einen Krankenwagen, während die Objektive mehrerer Fernsehkameras ihr folgten und über Terrebonnes und Holtzners stoische Gesichter glitten.
    Helen Soileau und ich gingen durch die Menge,
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