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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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die Haut.
    »Wir fahren nach Opelousas. Sie setzen sich ans Steuer. Wenn Sie auf mich losgehen, sind Sie ein toter Mann. Anschließend komme ich hierher zurück und töte Ihre Frau und Ihr Kind. Einer wie ich hat nichts zu verlieren.«
    »Warum ausgerechnet ich, Scruggs?«
    »Weil Sie besessen sind von dem Gekreuzigten an der Scheunenwand. Sie sind immer im Recht, egal, wen Sie dabei in die Pfanne hauen.«
    Wir nahmen seinen Pickup und fuhren die Schnellstraße in Richtung Norden nach Lafayette und Opelousas. Er schnallte sich auf dem Beifahrersitz nicht an, sondern saß leicht seitwärts gelehnt, das rechte Bein vor sich ausgestreckt. Sein Regenmantel war nicht zugeknöpft, und ich konnte darunter ein dunkles Frotteehandtuch erkennen, das er sich mit einer Schnur um den Leib gebunden hatte.
    »Hat Sieʼs schwer erwischt?« fragte ich.
    »Hoffe nicht. Aber bevor ich ins Gras beiße, jage ich Ihnen noch eine Kugel in die Hühnerbrust.«
    »Das Problem bin nicht ich. Das wissen wir beide.«
    Mit seiner Linken nahm er einen Schokoriegel aus dem Handschuhfach, riß die Verpackung mit den Zähnen auf und begann zu essen oder vielmehr zu schlingen, als habe er seit Tagen nichts mehr zu beißen gehabt. Er hielt den Revolver in der anderen Hand, Lauf und Trommel quer über dem Oberschenkel direkt auf meine Nierengegend gerichtet.
    Der Regen klatschte in Schwaden gegen die Windschutzscheibe. Wir ließen Nord-Lafayette hinter uns, die kleinen Holzhäuser mit ihren Veranden rechts und links der Straße verschwammen im Regen. Außerhalb der Stadt war das Land dunkelgrün und triefend naß, und dichte Hartriegelbüsche säumten die Straße. An der Ausfahrt Grand Coteau sah ich die Blinklichter mehrerer Rettungswagen auf der Straße. Ein State Trooper stand neben einem umgekippten Sattelschlepper und winkte die Autos mit seiner Taschenlampe an der Unfallstelle vorbei.
    »Waren Sie je bei der Verkehrspolizei?« fragte Scruggs.
    »New Orleans Police Department«, sagte ich.
    »Ich war bewaffneter Wärter in Angola, City Cop, Fahrer für Straßengangs. Ich hab alles gemacht. Hab keinen Haß gegen Sie, Robicheaux.«
    »Sie wollen, daß ich Archer Terrebonne festnagle, stimmtʼs?«
    »Als ich Wärter in Angola gewesen bin ... War damals zu den Zeiten, als wir noch den heißen Stuhl hatten. Die Lichter gingen aus im ganzen Komplex, und das Ding stand unter Strom, daß Flammen aus ihrem Schwanz schlugen. Da war dieser weiße Junge aus Mississippi, der mal eine Glasscherbe in mein Essen getan hat. Ein Jahr später hat er zwei andere Häftlinge abgestochen, weil sie ein Kartenspiel aus seiner Zelle gestohlen hatten. Raten Sie mal, wer ihn auf den Stuhl geschnallt hat?
    Blitz und Donner haben die ganze Nacht gewütet, damals, und mit der Stromversorgung war was nicht in Ordnung. Der Junge hat zwei Minuten lang in den Gurten gezappelt. Der Gestank war so übel, daß sich die Reporter Taschentücher vor die Nase gehalten haben. Haben sich fast gegenseitig über den Haufen gerannt, nur um nach draußen zu kommen. Ich hab mich vor Lachen geschüttelt, bis ich fast nicht mehr stehen konnte.«
    »Wo ist da die Pointe?«
    »Ich kriege Archer Terrebonnes Kopf noch. Sie sind der Mann, der ihn mir bringt.«
    Er richtete seinen mächtigen Oberkörper im Regenmantel auf, das Gesicht vor Anstrengung gezeichnet. Er merkte, daß ich ihn beobachtete, und hob leicht den Lauf der Ruger, so daß die Mündung auf meine Achselhöhle gerichtet war. Er legte die Hand kurz auf das Handtuch um seinen Leib, betrachtete die Handfläche und wischte sie an der Hose ab.
    »Terrebonne hat meinen Partner bezahlt, damit er mir die Leber aus dem Leib schießt. Hätte nie gedacht, daß er sich mal gegen mich wenden würde. Kannst keinem mehr trauen heutzutage.«
    »Meinen Sie den Mann, der Ihnen geholfen hat, die beiden Brüder im Atchafalaya-Sumpf umzulegen?«
    »Genau der isses. Oder vielmehr war es. Ich würd für ne Weile keine Schweine essen, die hier in der Gegend geschlachtet wurden ... Nehmen Sie die nächste Ausfahrt.«
    Wir fuhren drei Meilen durch Farmland, folgten einer unbefestigten Straße durch ein Pinienwäldchen, an einem Teich vorbei, der grün schillerte und mit abgestorbenen Wasserhyazinthen bedeckt war, bis zu einem zweistöckigen Farmhaus mit einem Garten voller toter Pecanbäume. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, auf der Veranda lagen verrottete Heuballen.
    »Erkennen Sieʼs ?« fragte er.
    »War mal ein Bordell«, sagte ich.
    »Der Gouverneur
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