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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten
Autoren: Carl Hiaasen
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mal daran gedacht?«, meinte Fry. »Vielleicht ist er von Landplagen aufgezogen worden und kann gar nichts dafür, dass er so ist.«
    Sie knallte das Telefon auf den Küchentisch. »Nur zu deiner Information, er hat mich eine verschrumpelte alte Schlampe genannt.«
    »Ha!«, stieß Fry hervor.
    »Findest du das komisch?«
    »Irgendwie schon.« Fry hatte ihr nie erzählt, dass seine Freunde fanden, sie sei die schärfste Mutter der Stadt. »Komm schon – du bist nicht alt, und als Schlampe taugst du definitiv auch nicht.«
    Honey Santana stand auf und begann, im Spülbecken mit dem Geschirr herumzuscheppern. Fry fragte sich, wann sie sich wohl abregen würde – manchmal dauerte das Stunden.
    »Was ist bloß mit den Männern los?«, fragte sie. »Zuerst will Mr. Piejack mir an die Wäsche, und jetzt sagt dieser Typ, den ich überhaupt nicht kenne, ich soll mich selbst bumsen. Mein Tag fängt mit stumpfsinniger animalischer Lust an und endet mit giftiger Feindseligkeit – und du wunderst dich, dass ich mich auf keine Dates einlasse.«
    »Hey, hat sich Tante Rachel eigentlich jemals wieder einen Hund angeschafft?«, fragte Fry.
    »Wechsle ja nicht das Thema.« Wieder schnappte sich Honey das Telefon und begann die Tasten zu drücken.
    »Mom, du verschwendest deine Zeit. Du kommst nie zu dem Dreckskerl durch.«
    Sie zwinkerte ihm zu. »Ich rufe ja gar nicht diese 0800-Num-mer an. Ich rufe meinen Bruder an, damit er diese 0800-Nummer zurückverfolgt.«
    »Oh, super«, erwiderte Fry.
    »Und komm mir nicht mit Augenverdrehen, junger Mann, ich hab nämlich – oh, hallo. Könnten Sie mich zu Richard Santana durchstellen, bitte?« Honey hielt die Sprechmuschel zu. »Ich werde diesen Kerl auf jeden Fall finden«, flüsterte sie ihrem Sohn nachdrücklich zu. »So oder so.«
    »Und was dann, Mom?«
    Sie lächelte. »Und dann verkaufe ich ihm etwas, das er sich nicht leisten kann. Genau das.«

2. Kapitel
    Nach Einbruch der Dunkelheit entsorgte Sammy Tigertail den gemieteten Chrysler in einem Kanal neben dem Tamiani Trail. Dann fuhr er per Anhalter nach Naples und traf sich auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums mit seinem Halbbruder Lee.
    »Komm nach Hause. Im Reservat bist du sicherer«, drängte Lee.
    »Nein, so ist es besser für alle. Hast du die Ausrüstung und das Gewehr mitgebracht?«
    »Klar.«
    »Was ist mit der Gitarre?«
    Sammy Tigertail hatte die Hard Rock Spielhallen seines Stammes nur ein einziges Mal betreten. Die ganze Szene war gruselig gewesen, mit Ausnahme der ausgestellten Rock-’n’-Roll-Artefakte. Sammy Tigertail hatte nur Augen für eine blonde Gibson Super 400 gehabt, die früher mal Mark Knopfler von den Dire Straits gehört hatte, der Lieblingsband seines verstorbenen Vaters.
    »Die liegt im Truck«, antwortete Lee. »Und du bist mir echt was schuldig, Bruderherz. Sie wollten sie nicht rausrücken.«
    »Ja, kann ich mir vorstellen.«
    »Aber ich hab den Big Boss dazu gebracht anzurufen.«
    »Echt?« Sammy Tigertail hatte gar nicht gewusst, dass Lee irgendwelchen Einfluss beim Stammesvorsitzenden hatte. »Also los«, sagte er.
    Sein Bruder fuhr ihn zum Turner River, wo sie gemeinsam ein kleines Kanu von der Ladefläche des Pick-ups zerrten; kein Eingeborenenkanu aus einem ausgehöhlten Zypressenstamm, sondern ein strahlend blaues Aluminiummodell, das in irgendeiner Fabrik im Norden Michigans hergestellt worden war.
    Nachdem sie die Ausrüstung eingeladen hatten, sagte Lee: »Wenn du die Bullen kommen siehst, geht die Knarre als Allererstes über Bord.«
    »Kommt ganz drauf an«, entgegnete Sammy Tigertail.
    Sie standen in der dichter werdenden Dunkelheit. Alles war still bis auf das schwirrende Summen der Insekten.
    »Du hast diesen Weißen doch nicht absichtlich umgebracht, oder?«, fragte Lee.
    Sammy Tigertail holte tief Luft. »Nein, das war ich nicht.«
    Er erzählte die Geschichte von der gebänderten Wassernatter, und Lee stimmte ihm zu, dass hier definitiv ein Geist am Werk gewesen sei. »Was soll ich mit deinen Schecks machen?«, fragte er.
    Jeden Monat schickte der Stamm jedem Seminolen 3000 Dollar aus den Glückspieleinkünften.
    »Gib sie Cindy.«
    »Sammy, sei doch kein Idiot.«
    »Hey, es ist meine gottverdammte Kohle.«
    »Okay«, lenkte Lee ein. Cindy war Sammy Tigertails Exfreundin, und sie hatte Probleme.
    Lee legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter und verabschiedete sich. Sammy Tigertail stieg in das Kanu und stieß sich vom Ufer ab.
    »Hey, Junge, seit wann spielst du
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