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Süßer der Punsch nie tötet

Süßer der Punsch nie tötet

Titel: Süßer der Punsch nie tötet
Autoren: Friederike Schmöe
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wurde. Katinka brannten die Augen. Sie druckte alles aus und stürzte sich wie ein Habicht auf das Blatt. Bis auf Karl Spree hatten alle Opfer Gefells Newsletter abonniert. Allerdings konnte sie einige Mailadressen nicht zuordnen. Manche Leute nannten sich Zeisig oder Grünspan oder suchten sich nichtssagende Ziffernfolgen aus.
    Katinka fuhr ihren Rechner herunter und schaltete das Radio ein. In Radio Galaxy kamen die Nachrichten. Katinka räumte ihren Schreibtisch auf, hielt aber inne, als folgende Meldung durchgegeben wurde: ›Elmar Kraut, Vorsitzender des Vereins ›Stamm der Franken‹, hat soeben seinen Rücktritt bekannt gegeben. Kraut gab persönliche Zerwürfnisse an und trat aus dem Verein aus.‹

    Persönliche Zerwürfnisse – dieses Schlagwort kann im Grunde jed e Art von Zwist und Streit bezeichnen, oder ?

24. DEZEMBE R
    Kurz nach halb neun stand Katinka in der Küche von Lengfurters Wohnung, die Caro Terento seit einigen Wochen mit ihm teilte, und sackte sämtliche Gewürze ein, die sie finden konnte.
    »Danke, Frau Palfy«, sagte Lengfurter an der Tür. »Caro und ich vertrauen auf Sie.«
    »Fröhliche Feste!«, rief Katinka durch das Treppenhaus, während sie zwei Stufen auf einmal nahm.
    Es schneite nicht mehr. Die Matschreste in den Rinnsteinen nahmen stündlich ab. In Kürze würden nur noch Splithäufchen übrig bleiben.
    Der Besuch bei Lengfurter war einfach gewesen. Das Schwierigste stand ihr noch bevor.
    Als sie Hardos Büro betrat, hörte sie Hardo schimpfen. »Vergesst Kraut!«, tobte er. Das klang ziemlich ulkig, weil er am Morgen mit einer Erkältung aufgestanden war und nach jeder dritten Silbe zu husten begann.
    »Elmar Kraut hat gestanden, die Gondel nach Haßfurt transportiert und Maria gegen die Sex-puppe ausgetauscht zu haben«, erklärte Sabine, während Katinka verdutzt von einem zum anderen schaute.
    »Ja, es gibt Leute, die arbeiten, während die Freiberufler in den Betten liegen.« Hardo warf eine Familienpackung Tempos auf seinen Schreibtisch. »Der ›Stamm der Franken‹ hat offensichtlich nicht nur Schnarchnasen an Bord. Die Vereinsmitglieder haben selbst recherchiert und herausgefunden, dass ihr Vorsitzender diese Delikte zu verantworten hat.«
    »Ach was, Delikte«, murmelte Katinka. »Das waren blöde Scherze, nichts weiter.«
    »Zustimmen kann ich dir höchstens im Vergleich zu den Giftmorden. Kerschensteinerin, rufen Sie im Labor an. Die sollen sich sputen.«
    »Falls heute Vormittag dort überhaupt noch einer rumhängt.«
    »Stopp!« Katinka hob die Hand mit Caros Gewürzen. »Hier sind weitere Proben. Von der Terento. Sie bestellt in Österreich. Die Mischungen werden im Stanitzel geliefert. Nicht in Zellophan-tüten wie Gefells!«
    Zornig riss Hardo den Hörer von der Gabel und tippte die Labornummer. »Was ist los! Kriegt ihr heute noch den Hintern hoch? Was ist mit unseren Proben? Es geht um Leben und Tod. Fingerhut, Mutterkorn, Nikotin. Oder etwas anderes. Verdammt, dann stopfen Sie Ihrer Schwiegermutter eben eine Stunde später das Maul mit der Weihnachtsgans. Ich schicke Nachschub.« Hardo hängte ein und ging mit Caros Gewürzen auf den Gang, wo er einen Kollegen bat, die Tüten sofort zum Labor zu bringen.
    »Gefells Zellophanverpackungen sind identisch mit denen, die wir an den Tatorten sichergestellt haben«, berichtete Sabine. »Das kann aber auch Zufall sein. Und wenn wir die Bevölkerung jetzt aufrufen, bei Gefell gekaufte Gewürze nicht zu verwenden, warnen wir den Küchenchef und riskieren, dass er sich aus dem Staub macht.«
    »So leicht ist das nicht. Der Staatsanwalt ist auf unserer Seite«, begann Hardo und flüchtete sich in einen Hustenanfall.
    »Abhauen kann man flotter, als die Polizei denkt«, gab Katinka ihren Senf dazu. »Aber ich schätze mal, er hat ohnehin nur bestimmten Leuten seine ›Spezialpräparate‹ untergejubelt: denen, die ihm fahrlässigerweise gesagt haben, dass sie bei Caro einen Kochkurs belegt haben. Karl Spree, das vierte Opfer, hatte das Pech, sein Gewürz nicht während des Kurses, sondern Tage später zu Hause in sein Essen zu rühren.«
    »Ich habe den Verdacht, dass du parteiisch geworden bist.« Hardo trommelte mit den Fingern
    auf einen Stapel Akten.
    »Caros Lebensgefährte hat mich engagiert.«
    »Prächtig!« Hardo explodierte, wurde aber von einem weiteren Hustenausbruch daran gehindert, verbal auf Katinka loszugehen.
    Toll, dachte Katinka. Weihnachten eskaliert einfach immer.
    Warnend hob Sabine die Hand.
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