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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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Leben, wann immer möglich. Miranda verbannte den Gedanken.
    »Tut mir leid, der Roman bedeutet mir zu viel, und ich möchte ihn zu Ende lesen.«
    Sie hoffte, dass er ihre Entscheidung als endgültig akzeptierte, doch unergründlich schauten seine Augen sie weiterhin an, und er wirkte seltsam angespannt.
    »Haben Sie nicht Literatur über die Aufklärung gesucht, Sir?« Eine Erinnerung kehrte zurück. »Und über … intimere Themen?«
    Seit sie mit Georgette befreundet war, dachte sie eigentlich gegen Schamröte und sonstige Anflüge von Peinlichkeit immun zu sein. Aber jetzt verspürte sie erneut die verräterische Wärme. Verdammt. Es gab schließlich mehr Kunden, die nach solchen Büchern fragten. Ihr Onkel hatte ein kleines Sortiment in der hintersten Ecke des Ladens. Kein Wunder angesichts des explosionsartigen aktuellen Interesses und bestimmt kein Grund zu erröten.
    Erneut zog er fragend eine Braue hoch und nahm wieder eine lässige Pose ein. Nach wie vor ließ sein Blick nicht erkennen, was er dachte. »Gibt es eine Literatur, die beides kombiniert?«
    Miranda blinzelte. »Meinen Sie sexuelle Aufklärung?«
    Sie verkniff sich einen Kommentar, schaute ihn nur abwartend an. In der Regel war es besser, nicht einfach unbedacht draufloszureden, wie es ihr gerade in den Sinn kam – das hatte sie gelernt.
    Er kam ein Stück auf sie zu. Herausfordernd und geschmeidig wie ein Raubtier, das mit einem wehrlosen Opfer spielt. Dann überzog ein vergnügtes Grinsen sein Gesicht und löste in Mirandas Bauch ein verwirrendes Prickeln aus.
    »Eigentlich nicht. Obwohl das heutzutage wohl ein allgemein beliebter Zeitvertreib ist.«
    Sie hörte gar nicht recht zu, dachte nur an das prickelnde Gefühl und den Mann, der es auslöste. »Oh?«, sagte sie nur lahm.
    Sein Finger zeigte auf ein kleines Gestell, genauer auf ein Buch, das dort stand: Die sieben Geheimnisse der Verführung .
    »Möchten Sie es kaufen?«, fragte sie.
    »Im Moment nicht. Ziemlich alberner Titel.«
    Das hatte sie anfangs auch gedacht, bis sie das Buch bei Kerzenlicht in ihrem Schlafzimmer verschlungen hatte.
    Sie schob das Kinn vor. »Ich finde es wunderbar.«
    »Wunderbar – ein Buch über Verführung?«
    »Es handelt sich um einen zauberhaften, poetischen Text, reich an persönlichen Erkenntnissen und Erfahrungen.«
    Inzwischen klangen die Worte fast einstudiert, denn Miranda hatte sie schon so oft ausgesprochen, um das Buch gegen überhebliche Männer und schockierte Matronen zu verteidigen.
    Sein amüsiertes Lächeln kehrte zurück. »Poetisch? Ist das ein beschönigender Ausdruck für ›schlüpfrig‹?«
    »O nein, es ist ein sehr romantischer, inspirierender Stil. Sehr bildhaft und fantasievoll.«
    Der Gentleman neigte sich über den Ladentisch zu Miranda. »Wie heißen Sie?«
    Sekundenlang sprachlos starrte sie ihn an, und das sonderbare Prickeln kehrte zurück. »Das spielt bei unserer Diskussion wohl kaum eine Rolle.«
    »Diskutieren wir? Verzeihen Sie.« Wie gelangweilt und routiniert das klang … Offenbar entschuldigte er sich häufig, ohne es ernst zu meinen.
    »Wie unaufrichtig«, platzte sie heraus.
    Plötzlich wirkte sein Lächeln fast entzückt – falls ein solcher Mann zu einer derartigen Regung überhaupt imstande war. Bei gleichzeitiger Beibehaltung absoluter Kontrolle, versteht sich. Welch eine atemberaubende Mischung und welch besondere Note!
    Mirandas Neugier war erwacht. Was mochte sie sonst noch bei diesem geheimnisvollen Fremden entdecken?
    »Unaufrichtig?«, wiederholte er gedehnt. »Jetzt muss ich wirklich wissen, wie Sie heißen.«
    Sie ignorierte die Bemerkung. »Eine ganz neuartige Literatur«, sagte sie stattdessen und kam auf das vorherige Thema zurück, zwang ihre Zunge, ihr ausnahmsweise zu gehorchen, um das Gespräch nicht in noch gefährlichere Gewässer zu steuern. »Zwischen den Zeilen wartet ein wahrer Schatz auf seine Entdeckung.«
    In gemächlichem Rhythmus klopfte sein Finger auf den Ladentisch. »Da stimme ich Ihnen sogar zu.«
    Sein Blick sorgte dafür, dass sich ihr Puls beschleunigte und der Eindruck entstand, an einem Abgrund zu stehen. Sollte sie es wagen, hineinzuspähen?
    »Man muss das Oberflächliche durchdringen und in die Tiefe schauen«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    »Aus kaltem Grund wachsen wilde Blumen, ungezähmt und frei.« Mit einem Finger zeichnete er eine lange Linie auf das Holz des Ladentischs, seine dunklen Augen schimmerten kühl. »Ich liebe alles, was sich nicht zähmen lässt
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