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Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
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verspürte, griff sie nach dem Band.
    »Vielleicht kaufe ich es, um herauszufinden, was Sie gerne lesen und deshalb an prominenter Stelle präsentieren. Nicht wie der arme William in dunkler Höhe …« Sein Missfallen war offensichtlich.
    Mit einem Knall warf Miranda das Buch auf den Ladentisch. »In dieser Woche wurde der Titel bereits mehrfach verkauft.«
    »Möge der Himmel uns allen beistehen.«
    »Falls Sie gute Literatur suchen, sollten Sie die Sieben Geheimnisse der Verführung wirklich lesen. Der Autor schreibt wundervoll. Und mit Tiefgang.«
    »Ein anstößiges Machwerk. Und das da«, er zeigte auf den schmalen Band mit den Sonetten, »strotzt vor rührseligen Emotionen.«
    »Keineswegs!«
    »Doch. Trotzdem ist der Autor sicher sehr zufrieden mit den Einkünften, die er seiner Gefühlsduselei verdankt. So wie dieser Eleuirgendwas, der die Geheimnisse der Verführung verbrochen hat.«
    »So einer ist Eleutherios nicht.«
    Lachend neigte er sich näher zu ihr und klopfte auf den Hamlet . »Oh, Sie sind umwerfend naiv! Glauben Sie wirklich wie die meisten Damen in dieser Stadt, dieser Ausbund an Tugend wäre der Mann, für den er sich ausgibt?«
    »Das weiß ich«, antwortete sie entschieden. Allmählich verlor sie die Beherrschung.
    Sein Lächeln wurde jetzt erst recht mysteriös. »Wären Sie enttäuscht, wenn er sich als grauhaariger alter Knabe entpuppen würde, der die Einnahmen seines elenden Geschreibsels braucht, um seinen Opiumkonsum zu finanzieren?«
    »Sir, das ist nicht amüsant.«
    »Nicht?« Er schlug die Sieben Geheimnisse der Verführung auf, blätterte in den knisternden neuen Seiten. »Und ich hatte so sehr gehofft, ich könnte Sie unterhalten.«
    »Versäumen Sie nichts? Vielleicht eine Verabredung oder ein Treffen in Ihrem Club?«
    »Nein. Letzte Nacht wurde es etwas spät. Für einen Mann von Welt ist es ziemlich anstrengend, diese Verführungsratschläge zu praktizieren.«
    »Das könnten Sie, wenn Sie sich bei Sonnenuntergang im Hyde Park an den Serpentine setzen und die Aussicht bewundern würden.«
    »Jetzt weiß ich, dass Sie scherzen. Der Serpentine ist ein langweiliges Gewässer. Nur Enten, Schwäne, Boote, schwimmende Zweige.«
    Mirandas blaue Augen verengten sich. »Wenn der Wind das Wasser kitzelt und kleine Wellen erzeugt, bietet der See einen traumhaften Anblick.« Warum bemerkten gerade die Leute, die genug Zeit hätten, solche Dinge zu genießen, nichts davon?
    »Hm. Kitzeln ist immer eine gute Strategie.« Er betrachtete die Buchseite, die er aufgeschlagen hatte. »Wenigstens eine nützliche Information trotz der heuchlerischen Formulierung.«
    »Da steht nichts von Kitzeln!«
    »Und was meint der Autor nach Ihrer Ansicht mit einem Köder?« Er drehte das Buch zu ihr herum. »Einen Wurm an einem Angelhaken?«
    »Nun, ein Köder kann jemanden anregen, etwas zu suchen, das ihm die wahre Schönheit eröffnet.«
    Geräuschvoll klappte er das Buch zu. »O ja, wenn sich was Schönes vor mir öffnete, das wäre erfreulich.«
    Sie bemühte sich, nicht schon wieder zu erröten. »Übrigens ist der Autor kein Heuchler.«
    »Nein? Also, mir erscheint er sehr verdächtig. Er verleitet unschuldige junge Damen zu der Vermutung, er würde die Schönheit in ihrer Umgebung meinen. In Wirklichkeit will er die Schönheiten in seine Umgebung locken.«
    Sekundenlang blinzelte sie, bis sie die Bedeutung seiner Worte verstand, dann stieg brennend heiß das Blut in ihr Gesicht.
    »Und jetzt frage ich mich …«, angeekelt schlug er auf das Buch, »welche Frechheiten er nächstes Mal von sich geben wird.« Sein düsterer Unterton gab ihr Rätsel auf.
    »Sicher wird ihm ein literarisches Meisterwerk gelingen.«
    »Ein Meisterwerk?« Er hob die Brauen. »Wie ich erfuhr, soll der Titel Die acht Elemente der Verzauberung lauten. Oder etwas ähnlich Absurdes.«
    »Dass er bereits an einer Fortsetzung seines Werkes arbeitet, habe ich noch gar nicht gehört.« Sie hatte gehofft, der Autor würde etwas im Genre der Frühlingssonette schreiben, natürlich in seinem eigenen, genialen Stil.
    »Was?« Die Augen halb geschlossen, lächelte der Gentleman. »Ihr geliebter Eleutherios hat es nicht erwähnt? Unvorstellbar!«
    Ihr nervöser Onkel hatte ihr eingeschärft, elegant gekleidete Kunden – ob mit Handschuhen oder ohne – niemals abzuweisen. Diesen Wunsch hatte sie bisher auch noch nie verspürt. Nicht einmal, als der schreckliche Mr. Oswald ihren Lesestoff verspottet hatte. Sie war so verwirrt gewesen,
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