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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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säuselte. Nina konnte Pfefferminz riechen.
    »Ich … ich … ich möchte mich entschuldigen.« Sie versuchte ein verlegenes Lächeln, hoffte, dass es echt aussah, und bedauerte gleichzeitig, nichts sehen zu können.
    »Du willst dich entschuldigen ?« Jetzt klang er überrascht. »Wofür?« Die Stimme war jetzt ganz dicht vor ihr, und Nina fühlte, wie sich die kleinen Härchen an ihren Armen aufrichteten.
    »Falls ich Sie gekränkt habe.« Reichte das?
    »Mich gekränkt ?« Ein feines Prusten. Nina spürte, wie sich ein leichter Nebel auf ihre nackten Unterarme senkte. »Wie kommst du denn darauf ?«
    »Ich … äh … na ja. Kennen wir uns eigentlich?« Die ganze Zeit hatte Nina versucht herauszufinden, ob sie dem Mann, dem die Stimme gehörte, schon einmal begegnet war, aber ihr Gehirn hatte nichts zutage gefördert. Wenn er aber nicht zu den Verflossenen gehörte, die sich mehr von ihr erhofft hatten, woher kannte er sie dann? Oder schlimmer – kannte er Nina Bernstein womöglich gar nicht? War sie ein Zufallsopfer? Was sollte aber dann der Scheiß mit der »Buße«? Das setzte doch voraus, dass sie etwas getan hatte, das er der Sühne würdig fand. Und wie konnte er so etwas wissen, wenn er sie vorher noch nie getroffen hatte? Nina schüttelte ihren Kopf, um die Gedanken zu sortieren.
    »Ich weiß nicht, was diese Fragen sollen. Hast du über deine Sünden nachgedacht?« Nina spürte seinen Pfefferminzatem über ihre Haut streichen und fror.
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen.« Sie musste ihrem Satz keinen kläglichen Unterton geben. Den hatte er von ganz allein.
    »Jetzt ist es aber genug!« Mit einem Mal hatte sich die Stimme von einem sanften Wispern zu einem Grollen erhoben. »Treib keine Spielchen!«
    Nina schwieg, während sie fieberhaft nachdachte. Der Inhaber der Stimme schien sie zu beobachten, schien auf etwas zu warten. Sie spürte alles gleichzeitig: die Steine in ihrem Rücken, den unebenen Boden unter ihren Schuhsohlen, das kratzige Gewebe der Augenbinde, die unnachgiebigen Fesseln an den Handgelenken.
    Bis jetzt hatte ihr Kerkermeister nur Forderungen gestellt, ihr jedoch außer dem Stoß vorhin und den Fesseln keine Gewalt angetan. Vielleicht würde er sie wieder freilassen, wenn er mit ihr fertig war. Wenn sie das getan hatte, was er von ihr verlangte. Allerdings wusste Nina noch immer nicht, was das eigentlich sein sollte. Buße wofür? Noch immer schwieg die Stimme, und die Kälte kroch ihr allmählich in die Knochen. »Ich weiß wirklich nicht, was Sie erwarten. Bitte helfen Sie mir doch auf die Sprünge, dann mache ich, was Sie wollen.« Nina hasste sich für das Flehen in ihrer Stimme.
    Sollte sie ihm Sex anbieten? War es das, auf das er scharf war? Er war ein Mann. Männer mochten Sex. Fesselspielchen, Sadomaso. Nichts einfacher als das. Darin war sie Spitze. Der Pfefferminzgeruch wurde wieder stärker, während Nina noch überlegte, ob es klug war, ihm ihren Körper anzubieten.
    »Du stellst dich dumm an. Dümmer, als ich dachte.« Jetzt stand er direkt vor ihr. Sie konnte sein stoßweises Atmen im Gesicht spüren, wenn er redete.
    »Wollen Sie mit mir schlafen?« Nina überlegte noch, warum sie das Wort »ficken« nicht herausbrachte, wo es doch sonst zu ihrem alltäglichen Sprachgebrauch gehörte; und warum sie den Typen mit »Sie« ansprach, als ein gackerndes Geräusch sie zurückzucken ließ. Es dauerte einige Sekunden, bis sie es einordnen konnte. Der Typ lachte.
    »Nina, Nina …« Er schien den Kopf zu schütteln. »Das ist ja gerade das Problem.« Sein meckerndes Lachen verebbte. Die Stimme entfernte sich jetzt wieder, wobei er vor sich hin murmelte. »Du begreifst es nicht. Wenn du ein bisschen nachgedacht hättest, wüsstest du vielleicht, was du falsch gemacht hast, aber anscheinend denkst du zu wenig.« Jetzt näherte er sich wieder. »Aber wir haben genug Zeit. Vielleicht fällt es dir noch ein.« Nun stand er wieder direkt vor ihr. »Ich öffne jetzt die Fesseln an deinen Handgelenken. Komm aber nicht auf dumme Gedanken. Dreh dich bitte um.« Nina gehorchte. Womöglich war das ihre Chance. Und er hatte »bitte« gesagt. Die Wand vor ihrem Gesicht dünstete klamme Steinluft aus. Der Typ fummelte hinter ihrem Rücken an den Fesseln herum. Seine Finger waren warm und weich. Nina konnte fühlen, wie die enge Schnürung an den Gelenken sich löste. Die Haut brannte ein bisschen, aber das würde vergehen. Hoffentlich ließ er ihr die Augenbinde. Solange sie ihn nicht
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