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Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Sündenkreis: Thriller (German Edition)

Titel: Sündenkreis: Thriller (German Edition)
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Sie hatte ihn gesehen und sich angeschlichen.
    Nicht lange, nachdem sie ihn wie zufällig angerempelt und sich dafür entschuldigt hatte, hatte er schon mit ihr getanzt und ihr einen Drink spendiert. Einen Gimlet. Und eine halbe Stunde später einen zweiten. Gimlets trank Nina am liebsten. Schön trocken, mit reichlich Gin. Beim vierten oder fünften Tanz hatte er ihre Hand ergriffen und sie auf seine Hüfte gelegt. Nina hatte nichts dagegen gehabt. So lief es immer. Die Typen taten irgendwas, aber sie steuerte das Ganze unbemerkt.
    Ninas Unterleib erinnerte sich noch daran, wie scharf sie geworden war, als sich Körper an Körper schmiegte. Geil auf diesen blauäugigen Casanova und seinen festen kleinen Hintern unter ihren Händen. »Ich heiße Timo«, hatte der Typ zu ihr gesagt.
    Sie wollte ihre Namen gar nicht wissen, aber meist ließ es sich nicht vermeiden. »Timo« hatte gut gerochen. Dann hatte er ihr ins Ohr geflüstert, ob sie Lust hätte, etwas zu rauchen, und sie waren auf den Parkplatz gegangen, auf dem sich schon viele junge Leute herumdrückten. Seit man in den Discos keine Zigaretten mehr rauchen durfte, hielt sich die Hälfte der Besucher draußen auf.
    Nina hatte ihn in eine unbeleuchtete Ecke gelotst und dabei gehofft, er würde es ihr gleich hier besorgen, auf diesem riesigen asphaltierten Platz – sie an die Rückwand des Gebäudes gepresst, die Beine um ihn geklammert, er vor ihr, der feste kleine Hintern heftig stoßend –, aber er machte keine Anstalten dazu. Sie musste wohl noch weiter an ihm graben. Manche von den Typen waren aber auch zu tugendhaft. Vielleicht würde es ihm die Sache erleichtern, wenn sie zuerst ein bisschen Gras mit ihm rauchte. Timo hatte ewig gebraucht, um zwei Joints zu drehen. Oft hatte er das anscheinend noch nicht gemacht.
    Als Nina spürte, wie ihre Gedanken begannen, Karussell zu fahren, hatte sie ihn ein bisschen angeheizt. Daran erinnerte sie sich noch zu gut. Er war allmählich munter geworden und hatte mitgemacht, sodass ihre Hoffnung, den Richtigen für diese Nacht ausgewählt zu haben, wuchs. Schließlich wollte sie nicht das ganze Wochenende hier zubringen.
    Nina rutschte ein bisschen an der Wand nach unten und zog die Beine an. Ihr Rücken schmerzte. Und es war bitterkalt. Fast genauso kalt, wie auf diesem dämlichen Parkplatz vor dem Nachtwerk am Sonnabend. Nachdem sie eine ewige Viertelstunde an dem Typen herumgemacht hatte, gab Nina ihre Hoffnung, er würde gleich hier über sie herfallen, auf. Der Kerl war anscheinend zu feige dazu. Allmählich kroch ihr die Kälte auch unter die Klamotten. Aber einen Versuch hatte er noch. Sie würde ihm das Auto anbieten. Wie immer hatte Nina in einer abgelegenen Ecke geparkt, wo es schön dunkel war. Und wenn jemand ihr beim Ficken zusehen wollte – auch gut. Das törnte sie an. Sie nahm die Typen nie mit zu sich nach Hause, nie seit mindestens zwei Jahren. Schlechte Erfahrungen. Wenn sie erst wussten, wo sie wohnte, klebten manche von ihnen an ihr wie Kletten. Der Parkplatz, eine von den Toiletten im Nachtwerk oder das Auto taten es genauso gut.
    Aber zuerst hatte sie dringend pinkeln gemusst, und weil sie trotz der Kälte zu faul gewesen war zurückzugehen, hatte sie beschlossen, sich gleich in das dunkle Gestrüpp des Wäldchens am Rande des Parkplatzes zu begeben. In der Finsternis konnte sie eh keiner sehen. Und den Rest Schamgefühl erledigte der Joint, den sie vor ein paar Minuten geraucht hatte. »Ich komme gleich wieder, lauf nicht weg«, hatte sie mit ihrer heiseren Stimme zu dem Typen gesagt und war über den glatten Asphalt in Richtung der Sträucher getaumelt. Sie war nicht weit in das Wäldchen hineingelaufen, nur ein paar Meter, und hatte sich dann umgedreht, sodass sie den Parkplatz und die dunkelgelben Lichtkreise der Bogenlampen sehen konnte. Nachdem sie vor dem Herunterlassen der Hose die Hosenbeine bis zu den Waden hochgewurstelt hatte, damit sie nicht aus Versehen nass wurden, hatte Nina sich hingehockt. Ihr »Date« stand brav an der seitlichen Ecke und wartete. Ab und zu hob er eine Zigarette – oder war es ein neuer Joint? – und sog daran.
    Nina erinnerte sich an das Geräusch ihres Urinstrahls auf den vertrockneten Blättern. Gleichzeitig hatte sie gesehen, wie der Typ einer Dampflok gleich weiße Wölkchen in die Nacht blies. Sie erinnerte sich auch noch daran, wie sie sich mit zwei Tempotaschentüchern abgewischt hatte und dass sie zwei Schritte nach vorn gegangen war, ehe sie die
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