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Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)

Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)

Titel: Sündenjagd: Deadly Sins 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Allison Brennan
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Altar.
    Moira hatte in ihrem Leben schon viele eigenartige übernatürliche Phänomene gesehen, aber so etwas durch und durch Böses wie das hier war ihr noch nie begegnet. Dieses heiße, niederträchtige und nach Verfall riechende Etwas zog an ihr vorbei, doch war es nicht sein bösartiges Wesen, das ihr Angst einjagte, sondern seine Intelligenz. Sie begriff, dass sie es nie bezwingen konnten – nicht eine einzige der Sieben und ganz bestimmt nicht alle.
    Es gab keine Chance, zu überleben. Sie wollte sich nur noch zusammenrollen und Gott um einen schnellen Tod bitten.
    Doch es war nicht nur ihre Seele, die auf dem Spiel stand. Zuzusehen und nichts zu tun stellte keine Alternative dar.
    Moira sprang auf, schüttelte ihre Fußfesseln ab, die sie erst vor ein paar Augenblicken hatte aufbrechen können, trat die Kerzen aus und warf die sieben Kelche aus dem Kreis. Doch das nützte nichts mehr. Es war zu spät.
    Der Dämon Neid war eingetroffen.

VIERZIG
    Ich stehe vor einem furchtbaren
Sprung in die Finsternis.
    THOMAS HOBBES, 1679
     
     
     
    Der Neid nahm Gestalt an.
    Moira starrte ihn an und stand schützend vor Lily und Pater Philip, denn mehr als sich selbst hatte sie nicht.
    Das Erscheinungsbild des Neids wechselte von hässlich zu schön. Aus einem Mann mit langem goldenen Haar wurde ein deformiertes Wesen mit Hufen und Hörnern, das auf seinen Hinterläufen stand. Die Wechsel waren übergangslos, doch das Wesen blieb greifbar. Es besaß wie der Dämon, der sich aus den Wänden der Kirche des Guten Hirten gewunden hatte, eine körperliche Masse. Dennoch war er irgendwie anders. Aus seinen Augen sprach Intelligenz. Die Dämonen, denen Moira bisher begegnet war, waren immer nur von einem Ziel getrieben gewesen: Zerstörung. Sie hatten nur nach ihrem Instinkt gehandelt.
    Das Handeln des Dämons Neid jedoch wurde von Voraussicht und Klugheit bestimmt.
    Er lächelte sie an.
    Der Pater sprach einen Psalm; Moira kannte ihn, konnte sich aber nicht erinnern, welcher es war. Der Neid reagierte nicht auf die Anbetung Gottes.
    »Deine Worte lassen mich unberührt«, fauchte er den Pater an.
    Er hatte eine tiefe, polternde, laute Stimme, die durch den ganzen Raum schallte. Erst da bemerkte Moira, dass der Hexenzirkel
nicht mehr sang und auf diejenigen starrte, die zusammen mit dem Neid im Kreis gefangen waren. Sie traute sich nicht, ihren Blick von dem Dämon abzuwenden, doch nahm sie die Angst um sich herum wahr. Und sie stammte nicht nur von denjenigen im Kreis.
    Angst sollte der verdammte Zirkel auch besser mal haben! Sie wären als Nächste an der Reihe.
    »Ich bin der Eine«, sagte der Neid.
    »Gott ist der Eine«, brach es aus Moira heraus.
    Der Neid knurrte.
    Ja, gute Idee! Bring du mal schön einen Dämon auf die Palme, während du mit ihm gefangen bist!
    »Ich bin derjenige, der euch die Erkenntnis gab. Der die Menschheit zu Fall brachte. Vor mir sollt ihr euch verbeugen!« Der Neid lächelte und veränderte dabei sein Aussehen. Seine Beine verwandelten sich in eine Schlange mit einer Rassel am Ende, sein Körper in eine haarige Brust, und sein Kopf nahm wieder die Gestalt des goldblonden Fabians an, jetzt allerdings mit Fängen, aus denen Gift tropfte. Inzwischen auf zwei Meter herangewachsen, glitt er über den Boden und wurde einmal größer, einmal kleiner, während er um die Falle kreiste.
    »Denkst du etwa, du könntest mich hier einsperren?«, fragte er.
    »Das ist nicht meine Schuld«, erwiderte Moira und kreiste schützend um den Altar, auf dem Lily lag. »Die da – die Hexen und Hexer wollen das!«
    »Und du? «
    Er glitt so schnell auf sie zu, dass sie genauso plötzlich aufschrie, wie ihr der Atem auf einmal genommen wurde. Sein Atem roch nach totem Fleisch, Schwefel und Maden. Seine schmale, gespaltene, unendlich lange Zunge schoss heraus, streifte ihre Wange und verbrannte ihre Haut.
    Moira zuckte zusammen, als der Dämon sie berührte. Mit
einem Mut, von dessen Existenz sie bis dahin noch nicht einmal gewusst hatte, verkündete sie: »Du musst größenwahnsinnig sein, wenn du denkst, du wärst die Schlange, zu der Eva gesprochen hat! Du bist einer der Sieben; die Schlange musste ihre Macht mit niemandem teilen.«
    Sie hatte weder eine Ahnung, warum sie den Neid absichtlich wütend gemacht hatte, noch ob er wirklich der Dämon war, der Eva verführt hatte. Vielleicht dachte er sich das gerade auch nur aus, denn in einem waren Dämonen richtig gut: im Lügen. Sie wollte nur Zeit herausschinden.
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