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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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erwartet.«
    Darauf hatte Thea gehofft. Sie gab viel auf Gundulas Weissagungen, auch wenn jene, deren Erfüllung sie sich am meisten wünschte, vermutlich nie eintreten würde. Thea schob ihre Schüssel fort, und Gundula holte ein ledernes Säckchen hervor, das mit geheimnisvollen Symbolen bestickt war.
    »Lieder kenn ich, die kann die Königin nicht«, murmelte die Alte, während sie das Säckchen behutsam schüttelte. »Und keines Menschen Kind. Hilfe verheißt mir eins, denn helfen mag es in Streiten und Zwisten und in allen Sorgen.«
    Thea kannte die Worte. Sie entstammten Wodans Runenlied. Gundula hielt Thea das Säckchen hin und ließ sie eine verdeckte Rune ziehen. Es war Raido, das Sonnenrad. Wieder einmal, dachte Thea, denn es war nicht das erste Mal.
    »Du kennst das Sonnenrad bereits«, sagte Gundula. »Es steht für Kampf und Entscheidung. Wähle weise. Alles hat sein Gegenteil, und Herausforderungen bringen ihren gerechten Lohn. So wie damals, als du Ulf von Regenstein verlassen hast und zur Bande deines Vaters zurückgekehrt bist.«
    Thea nickte, obwohl es sie störte, dass Gundula sie an die alte Zeit erinnerte. Schweigend zog sie die zweite Rune.
    »Kenaz, die Flamme. Du hast die Kraft, dich allem zu stellen, was dir widerfährt. Aber auch Kenaz steht für Entscheidungen. Du musst eine Wahl treffen, um wirklich frei zu werden.«
    »Ich bin längst frei«, widersprach Thea, doch Gundula schüttelte nur den Kopf und ließ Thea die dritte und letzte Rune ziehen.
    »Naudhiz, das Schicksal«, sagte sie und sah Thea tief in die Augen. »Du wirst ernten, was du gesät hast. Sorg dafür, dass die Aussaat gut war, dann wirst du finden, was du dir immer erträumt hast.«
    »Und wenn meine Aussaat schlecht war? Werde ich dann sterben?«
    Die alte Frau schob die Runen zusammen. »Jeder Mensch muss sterben. Aber du wirst nicht eher sterben, bis du das Erbe des Löwen angetreten hast.«
    Thea erhob sich. »Ich danke dir, Gundula.«
    »Du musst mir nicht danken.« Auch die Alte stand auf und holte ein Fläschchen hervor. »Für deine Reise«, sagte sie und drückte es Thea in die Hand. »Leb wohl, mein Kind.«
    Ein Schauer rieselte Thea über den Rücken. Es klang so endgültig, ganz so, als werde sie ihre Ziehmutter niemals wiedersehen. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit zog sie Gundula in die Arme und drückte sie fest an sich.
    »Du warst mir mehr Mutter als meine leibliche Mutter«, flüsterte sie. »Ich liebe dich.«
    »Ich weiß, mein Kind. Ich werde zu den Göttern beten, dass du bekommst, was du dir wünschst.«
    »Wirst du ihnen ein Huhn opfern?«
    »Drei Hühner, wenn es sein muss. Und nun geh. Das Leben erwartet dich, nicht der Tod.«

    3. Kapitel    
    E ndlich!«, begrüßte Said Philip und Lena, als sie in den Gasthof zurückkehrten. »Wir dachten schon, ihr wärt ertrunken.«
    »Ihr hättet die Zeit ebenso gut nutzen können«, hielt Philip ihm entgegen. »Ein Bad hätte euch auch nicht geschadet.«
    »Das ist also der Dank dafür, dass wir die Pferde schon bei Hartmut von Viersen untergestellt haben?« Said musterte Philip angriffslustig.
    »Zu einem äußerst geringen Preis«, fügte Bertram hinzu. »Ich war tief beeindruckt, wie Said ihn heruntergehandelt hat.«
    »Ja, von Said kann man in dieser Hinsicht viel lernen«, gab Philip zu. »Obwohl ich mich da an eine Geschichte erinnere, als …«
    »Verschon uns damit!«, unterbrach Said ihn. »Wir sind hungrig und warten die ganze Zeit nur auf euch.«
    In der Wirtsstube hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden. Überwiegend waren es Männer in vornehmer Kleidung, aber Lena entdeckte auch einige Frauen. Das Gasthaus Zur Eule schien nicht nur bei Durchreisenden, sondern auch bei den Einheimischen beliebt zu sein. Hier wurden Geschäftsabschlüsse getätigt und über die Politik der Stadt gesprochen, wie Lena den Wortfetzen, die zu ihr herüberwehten, entnehmen konnte.
    Sie saßen zu sechst am Tisch, denn für Philip war es selbstverständlich, dass Witold und Rupert während der Reise mit ihnen speisten. Lena schätzte diese Eigenschaft, erinnerte es sie doch an ihren Vater, der stets gefordert hatte, wer gemeinsam arbeite, solle auch gemeinsam essen.
    Zu Beginn der Reise waren die beiden Waffenknechte noch sehr zurückhaltend gewesen. Sie waren es nicht gewohnt, beinahe gleichberechtigt an der gräflichen Tafel zu sitzen, auch wenn sie aus ritterbürtigen Familien stammten. Witold und Rupert teilten das Schicksal vieler nachgeborener
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