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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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erfolgreich gewesen war. Dann brannten die vier großen Feuer, über denen Wildschweine und Hirsche gebraten wurden. Die Männer zeigten sich gegenseitig ihre Beute, und an manchen Tagen sah es in dem Räuberlager aus wie im Kontor eines reichen Kaufmannes. Einmal war sie sogar auf Seidenballen herumgeklettert. Drei oder vier Jahre alt war sie da gewesen. Zu jener Zeit hatte ihr Vater ihr noch Geschichten am Feuer erzählt. Damals, bevor ihre Mutter ihn endgültig zurückgewiesen und seine Seele vergiftet hatte. Es waren glückliche Erinnerungen. Nur die wollte sie sich ins Gedächtnis zurückrufen. Nicht die bitteren Momente, die später folgen sollten.
    Thea stieg wieder in den Sattel ihres Pferdes. Es war das letzte Mal, dass sie zurückgekehrt war. Ihr Vater, der gefürchtete Räuber Barbarossa, war nur noch eine Legende. Eine vergessene Legende. Von seiner Bande war nichts geblieben. Nur sie und ihre Ziehmutter Gundula. Heidnisch durch und durch, hatte Gundula Thea von frühester Kindheit an zur Ablehnung jener Lehren angehalten, welche die christliche Kirche predigte. Wodan und Freya waren Gundulas Götter. Ihnen opferte sie, von ihnen erhielt sie ihre Macht. Und Thea, die sich von der eigenen Mutter verraten gefühlt hatte, war nur allzu bereit gewesen, sich Gundulas Glauben anzuschließen. Der christliche Himmel kümmerte sie nicht. Eine Schwertmaid gehörte nach Walhalla.
    Gundulas Hütte lag eine gute Reitstunde von den Überresten des alten Räuberlagers entfernt, am Rand einer Lichtung inmitten der dichten Wälder, aber doch noch so nahe an der Bode, dass bei günstigem Wind das Rauschen des Flusses zu hören war.
    Aus der Esse der kleinen Kate stieg Rauch auf. Thea zügelte ihr Pferd, sprang aus dem Sattel und band das Tier fest.
    Gundula hatte ihr Kommen bemerkt und trat aus der Tür.
    »Thea! Ich dachte schon, du seist tot!«
    »Nicht vor meiner Zeit.« Thea lachte und schüttelte ihr langes rotes Haar. »Du hast mir doch geweissagt, ich würde das Erbe des Löwen antreten.«
    »Aber nicht so, wie du es dir erträumst.«
    »Und nicht an seiner Seite, ich weiß.« Thea seufzte. Dann folgte sie Gundula in die Hütte. Über dem Herdfeuer brodelte ein Kessel, aus dem ein seltsamer Geruch aufstieg. Vermutlich wieder einer dieser Zaubertränke, die Gundula so gern an abergläubische Bauern verkaufte. Die meisten dieser Tränke waren wirkungslos. Allerdings war die Alte dafür bekannt, gefährliche Gifte und Tränke brauen zu können, mit denen sich Frauen vor Empfängnis schützten oder die ungewollte Leibesfrucht abtöteten.
    »Du hast gewiss Hunger, Kind.« Ohne Theas Antwort abzuwarten, setzte Gundula ihr eine Schüssel Linsensuppe und einen Kanten Brot vor. Gierig griff Thea zu. »Hast du noch, was ich dir zur Verwahrung gab?«, fragte sie, während sie ein Stück Brot abbrach und in die Suppe tunkte.
    »Was glaubst denn du? Natürlich, Thea.« Die alte Frau schlurfte in eine Ecke der Hütte und öffnete eine Holztruhe. »Wie viel brauchst du?« Gundula hob einen prall gefüllten Geldbeutel heraus.
    »Alles.«
    »Alles?«
    »Ich will das Land verlassen.«
    »Das Land? Bist du närrisch?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe einen Auftrag.«
    Gundula musterte Thea mit scharfem Blick. »Hast du dich wieder mit Ulf von Regenstein eingelassen? Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass der Mann nichts taugt.«
    Thea hasste es, wenn Gundula sie durchschaute.
    »So? Warum hast du meinem Vater dann nicht widersprochen, als er mich ihm als Frau zur linken Hand gab?«
    »Weil ich damals noch annahm, es sei das Beste für dich.« Gundula reichte Thea den Geldbeutel. »Du warst doch völlig verwildert. Ich dachte, es täte dir gut, wie eine Frau zu leben und nicht ganz zum Jungen zu werden.«
    »Als Liebhaber ist er nicht zu verachten«, sagte Thea lächelnd. »Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn er nicht mit der grässlichen Irmela verheiratet wäre.«
    »Du hast dich also wieder mit ihm eingelassen.«
    »Warum nicht? Er ist ein einflussreicher Verbündeter.«
    »Aber auch einer ohne Skrupel.«
    »Darin gleichen wir uns.«
    Die Alte schüttelte den Kopf. »Nein, Thea. Du hast ein Herz, auch wenn du nur selten darauf hörst.«
    »Das hat der Regensteiner auch.« Thea dachte daran, wie Ulf sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel gewischt hatte. Damals, vor Jahren, als … Sofort unterdrückte sie die Erinnerung. Es gab vieles, woran sie nie mehr denken wollte. Und schon gar nicht daran.
    »Was hast
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