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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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Djeseru-Sutech hatte Philip sich ganz seiner Aufgabe widmen und die Menschen vergessen können. Hier jedoch, hier war er kein Kämpfer. Hier war er das Schlachtvieh, das vor den Metzger gezerrt wurde. Die Menschenmenge verschwamm vor seinen Augen zu einem Gemisch aus bunten Farben. Er nahm die Gesichter nicht wahr, hörte nur das Raunen der Zuschauer.
    Der Emir saß auf einem Thron, zu beiden Seiten waren niedrigere Sessel für die Gelehrten der Schura bereitgestellt worden. Ehrwürdige Männer mit weißen Bärten. Mehr als einer von ihnen trug einen grünen Turban, der ihn als Abkömmling des Propheten auswies.
    Die Wächter führten Philip vor den Thron des Emirs und stießen ihn zu Boden. Eine weitere Demütigung, die dem Christen galt. Ein Blick zur Seite verriet, dass Abd al-Hisâb etwas abseits auf einem hölzernen Schemel sitzen durfte. Ohne Ketten.
    Einer der Weisen erhob sich, während Philip auf Knien verharren musste.
    »Dem Ungläubigen Philip, Sohn des Otto, Enkel des Mikhail, wird vorgeworfen, einen Rechtgläubigen heimtückisch erschlagen und seinen Leichnam im Nil versenkt zu haben. Und was den Fall noch verwerflicher macht – der Mann, den er tötete, galt als sein bester Freund. Als ein Mann, der ihm wiederholt das Leben gerettet hatte. Die schändliche Tat wurde bezeugt durch Abd al-Hisâb.« Philip fiel auf, dass der Ankläger bei der Nennung des Abd al-Hisâb auf den Beinamen der Ehrenwerte verzichtete. Womöglich waren die Richter doch nicht so unerbittlich in ihren Vorurteilen, wie Sethemhat befürchtete.
    »Doch wir sind gerecht«, fuhr der Ankläger fort. »Dieses Gericht hört auch die Beschuldigten an, um ihnen Gelegenheit zur Rechtfertigung oder Reue zu geben. Was also hast du zu deiner Schuld zu sagen?«
    »Ich bin unschuldig«, antwortete Philip mit fester Stimme. »Es ist wahr, Said al-Musawar ist mein bester Freund, ja, mehr noch, er steht mir nahe wie ein Bruder. Er rettete mir wiederholt das Leben. Ich hätte mein Leben für das seine gegeben. Wir wurden hinterrücks überfallen und niedergeschlagen, als wir auf dem Weg zu Faruk al-Hamsa waren.«
    »Was will ein Christ bei einem angesehenen Imam?«
    »Wir wollten ihn bitten, einen Ehevertrag aufzusetzen. Zwischen meiner Schwester Sophia und Said al-Musawar.«
    Ein erregtes Murmeln erhob sich unter den Anwesenden.
    »Du, ein Christ, warst bereit, deine Schwester einem Muslim zum Weib zu geben?«
    »Ja.«
    »Das ist eine Lüge!«, brüllte Abd al-Hisâb. »Ich habe gehört, wie die beiden in Streit gerieten. Es ging um Sophias Ehre. Als Philip erfuhr, dass sie Saids Kind erwartet, erschlug er seinen Freund und warf ihn in den Nil.«
    »Schweig! Du bist noch nicht an der Reihe!« Der Ankläger funkelte Abd al-Hisâb zornig an.
    »Ehrwürdiger Abu Reza!« Sethemhat trat einen Schritt vor. »Erlaub mir, dem Zeugen dennoch eine Frage zu stellen!«
    Die Miene des Anklägers entspannte sich. »Es sei dir gestattet.«
    »Abd al-Hisâb, du hast also gesehen, wie Philip im Zorn seinen Freund erschlug?«
    »Ja.«
    »Mit welcher Waffe?«
    »Mit einem Knüppel.«
    »Den er schon während der ganzen Zeit bei sich trug?«
    »Das weiß ich nicht, ich sah nur, wie er zuschlug.«
    »Wo geschah es?«
    »In der Nähe des Deltas, bei den Flussfischern.«
    »Und du warst der einzige Zeuge des Vorfalles?«
    »Meine Diener begleiteten mich. Sie können es gleichfalls bestätigen. Sie haben Philip danach überwältigt und der Stadtwache übergeben.«
    »Aber deine Diener haben Philip zuvor noch die Zeit gelassen, den Leichnam im Fluss zu versenken?«
    »Wir waren zu weit fort, um schneller einzuschreiten.
    »Ihr hättet den Leichnam ohne Schwierigkeiten bergen können. Das Delta der Flussfischer fällt flach ab. Es wäre nahezu unmöglich für einen Mann, dort unbemerkt einen Toten zu versenken.«
    »Zeihst du mich der Lüge?«
    »Ich führe nur Tatsachen an. Und Tatsache ist, dass es zum einen keinen Leichnam gibt, zum anderen dass Philip gar keinen Grund zum Mord an seinem Freund gehabt hätte, da er ihm seine Schwester willig zum Weib versprochen hatte. Und zum Dritten hatte er nicht den geringsten Anlass, mit Said al-Musawar das Delta der Flussfischer aufzusuchen, da er auf dem Weg zu Faruk al-Hamsa war.«
    »Er war nicht auf dem Weg zu Faruk al-Hamsa!«
    »Nein? Ach, da fällt mir ein – was wolltest du mit deiner zahlreichen Dienerschaft eigentlich im Delta? Etwa Fische fangen, nachdem die Preise auf dem Markt derzeit so hoch sind?«
    Spöttisches
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