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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)
Autoren: Phil Rickman
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sagte Annie Howe. «Hatte von sich selbst das Bild der gutgeölten Tötungsmaschine. Und er hat eine Menge Geld verdient – immer mehr. Er hat begriffen, dass er umso weniger Gefahr lief, geschnappt zu werden, je besser seine Kundschaft gestellt war. Wie zum Beispiel bei Lasky.»
    «Ja, aber was er vielleicht erst nach einiger Zeit verstanden hat, war, dass sie ihn nicht als gleichberechtigten Geschäftspartner angesehen haben. Sie haben ihn nicht respektiert, so wie er sie respektiert hat. Du hast ja gehört, wie er über Blore spricht. Er hat ihn bewundert. Diesen wichtigen, selbstbewussten Schnösel mit einer Professur und weltweiter Anerkennung und einer eigenen Fernsehserie. Aber wenn man Blore über Glyn reden hört …»
    «Nicht, dass er schon viel über ihn geredet hätte», sagte Annie.
    «Das kommt noch. Früher oder später. Der kann sich bestimmt nicht beherrschen. Glyn redet schließlich wie ein Wasserfall. Wenn wir Blore etwas davon erzählen, fühlt er sich bestimmt auf den Schlips getreten. Das trifft ihn garantiert schwer in seiner Eitelkeit.»
    «Sie haben Glyn also benutzt, um die Kirche zu verwüsten», sagte Annie.
    «Eine bekloppte Idee. Das war echt zu viel. Sie übertreiben anscheinend gern ein bisschen, genau wie mit Ayling. Glyn ist also in seinen Gefühlen verletzt, fühlt sich herabgewürdigt, und dann springt diese Verrückte aus dem Schatten und nennt ihn satanisch und dämonisch und schreit total laut herum … was soll er da machen? Was
kann
er da machen?»
    «Stooke sollte vermutlich auch erstochen werden, oder?», sagte Annie. «Bis dann jemandem eingefallen ist, dass man sich die Umstände auch zunutze machen könnte. Und das könnte sehr gut Blore gewesen sein.»
    «Merrily hat mir erzählt, dass es eine Stelle in der Bibel gibt, in der es heißt, der Antichrist würde vor der Endzeit ertränkt werden … das ist nicht perfekt, aber es passt trotzdem. Allerdings ist Glyn mit dem Messer ein Künstler. Der Auftrag gefällt ihm nicht. Aber er nimmt ihn an, weil er den berühmten Blore respektiert, der immer noch manchmal ein Bier mit den einfachen Leuten trinkt. Glyn legt sich also draußen auf die Lauer. Als Stooke aus dem
Black Swan
kommt, ruft er um Hilfe.
Hierher, ziehen Sie mich aus dem Wasser!
Glyn ist zwar kräftiger und fitter, aber es ist immer noch ein hartes Stück Arbeit. Wenn er jemandem das Messer in den Körper rammt, ist das Opfer ausgeschaltet. Aber in dieser Situation kämpft das Opfer, kämpft um sein Leben, und außerdem wird Glyn scheißnass. Noch dazu muss er sein Opfer schlagen und so weiter. Ich bin gespannt, welche Verletzungen die Gerichtsmedizin feststellt.»
    «Das Schlimmste daran ist», sagte Annie, «dass man Glyn nicht als Psychopathen bezeichnen kann. Er ist im Grunde ein Mann, der versucht, seinen Auftrag im Rahmen seiner zugegeben beträchtlichen Fähigkeiten so gut wie möglich zu erledigen.»
    «Wir müssen den Begriff neu definieren», sagte Bliss. «Früher war fehlende Reue der erste Hinweis auf einen Psychopathen. Heutzutage ist das in kriminellen Kreisen schon fast die Norm. Das Gewissen ist zum Anachronismus geworden. Auf was soll man das zurückführen? Merrily Watkins sagt … ach, ich weiß auch nicht.»
    «Ich weiß auch nicht mehr, was ich von dem allem halten soll.»
    Annie rollte sich auf den Rücken. Ihre Brüste waren beträchtlich kleiner als die von Kirsty, und ihr Körper war kantiger. Und ihr Gesicht war, jedenfalls meistens, viel strenger. Man sah ihre Knochen unter der Haut. Spürte ihre Knochen. Bliss legte eine Hand auf Annies Bauch. Er spürte die Muskeln, die sie sich im Sportstudio antrainiert hatte.
    Na ja, das war okay. Es war alles okay, wirklich.
    Und was ihm außerdem total gut gefiel – beherrsch dich, Frannie –, was er außerdem geradezu
liebte
, war dieses Bettgeflüster über einen Fall. Wenn er während einer Ermittlung zu Kirsty nach Hause gekommen war, wollte sie nie etwas davon wissen. Keine Schwerverbrecher in unserem Schlafzimmer, Frank.
    Zwischenzeitlich war sein Selbsthass wieder zum Ausbruch gekommen. Es war seine Schuld. Das war klar. Dieses Mal hatte er nicht einmal mehr den Versuch unternommen, seine Ehe zu kitten. Verdammt, er hatte sogar noch einen Keil in den Spalt getrieben.
    Er war noch in der Nacht mit den Geschenken zum Bauernhof von Kirstys Eltern gefahren, hatte die Päckchen auf die Veranda gelegt und war wieder abgehauen. Es war einfach zu früh, um über Besuchsrechte zu verhandeln.
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