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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition)
Autoren: Anya Lipska
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Kershaw?« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Sie sind auf einem Kreuzzug .«
    Sie betrachtete ihre Füße. Ein Polizist auf einem Kreuzzug war ein trauriger Fall von übertriebenem Engagement, der sich in seine Arbeit verbiss – für gewöhnlich deshalb, weil er oder sie sonst keinen Lebensinhalt hatte.
    »Als Verkehrspolizist kann man ruhig auf einem Kreuzzug sein«, sprach Bacon weiter und tat damit eine ganze Abteilung mit einer Handbewegung ab. »Wenn ein paar Autofahrer einen Strafzettel kriegen, weil sie in der Dreißigerzone vierunddreißig gefahren sind, ist das kein Weltuntergang. Doch bei der Kriminalpolizei wird man damit zur Gefahr für sich und andere, verdammt .«
    Eine Sekretärin, die gerade mit einem Aktenstapel vorbeikam, bedachte den rothaarigen Hünen und die zierliche Blondine mit einem neugierigen Blick.
    »Ja, Sergeant«, murmelte sie, aber Bacon war noch nicht fertig. »Ich wette, dass der Großteil Ihrer brillanten Schlussfolgerungen in diesem Fall sich als Haufen Mist entpuppt hat, richtig?«
    Sie deutete ein Nicken an – in dieser Hinsicht hatte er recht.
    »Wissen Sie was?«, sprach er weiter. »Wenn Sie mich auf dem Laufenden gehalten hätten, anstatt ihren privaten Egotrip durchzuziehen, hätten wir der Sache einen Riegel vorschieben können, bevor irgendwelche Bösewichte Mädchen in den Fluss werfen!«
    Kershaw biss sich so fest auf die Lippe, dass es wehtat.
    »Sie müssen lernen, im Team zu arbeiten, anstatt hier den einsamen Cowboy zu spielen!«
    Schwer atmend zog Bacon seine Hose hoch.
    »Also gut«, meinte er, ein wenig ruhiger. »Wenn Sie sich all das hinter die Ohren schreiben, wird aus Ihnen noch irgendwann ein brauchbarer Detective.«
    Ihre Blicke trafen sich.
    »Tut mir leid, Sergeant. Und … danke.« Seltsamerweise empfand sie Stolz: Bacon hatte sie gelobt!
    Unten im vierten Stock polterte der Sergeant zur Tür hinein. Zu Kershaws Entsetzen waren alle da – Browning, Bonnick, Toby, der zivile Officer, und, wie nicht anders zu erwarten, Ben Crowther. »Kopf hoch«, sagte Bacon leise, bevor er in die Hände klatschte und sich an die Anwesenden wandte.
    » DC Kershaw wird sich überraschend eine Auszeit nehmen, um sich zu informieren, was tagsüber so im Fernsehen läuft«, verkündete er mit einem spöttischen Grinsen. »Um sie zu verabschieden, gehen wir jetzt alle runter in den Drunken Monkey und gönnen uns das, was bei den Obermuftis, glaube ich, Arbeitsessen heißt.« Er warf ihr einen verschwörerischen Blick zu.
    Gerade wollte Kershaw ihren Mantel vom Haken nehmen, als sie Bens Stimme dicht neben ihrem Ohr hörte.
    »Das war Pech, Nat«, sagte er leise und griff an ihr vorbei nach seiner Jacke. Sie holte Luft und drehte sich um.
    »Weißt du, Ben«, begann sie und konnte dabei die Augen nicht von seinem Mund abwenden. »Das mit letztens tut mir wirklich entsetzlich leid. Ich habe mich benommen wie eine Vollidiotin.« Sie wies mit dem Kopf hinter sich und wagte nicht, ihm in die Augen zu schauen. »Ich habe mich von Browning provozieren lassen … wegen der Nacht … in der wir miteinander aus waren.«
    »Ach, mach dich deswegen nicht fertig«, antwortete Ben. Um seine Augen entstanden Lachfältchen. »Bacon hat so etwas in dieser Richtung angedeutet.«
    Er half ihr in den Mantel.
    »Bacon als Beziehungsberater, eine tolle Vorstellung«, erwiderte Kershaw. »Nicht, dass wir eine Beziehung hätten!«, ruderte sie sofort verlegen zurück.
    Ben lachte. »Vielleicht könnte er seine eigene Reality-Show kriegen und Liebespaaren, bei denen es kriselt, Tipps geben.«
    »Seine beste Empfehlung bei Zerwürfnissen – laden Sie das kleine Frauchen zum Inder ein.«
    »Oder, in wirklich schweren Fällen, auf ein Kombi-Menü bei Romford Harvester.«
    Sie standen da und grinsten einander an. Offenbar habe ich endlich kapiert, wie das mit dem Entschuldigen klappt, dachte Kershaw.
    »Ich fand es letztens wirklich schön, Natalie«, sagte Ben, plötzlich ernst.
    »Ich auch, Ben.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Ben wischte sich einen unsichtbaren Fussel vom Jackenärmel. »Du hättest nach dem Umtrunk … nicht vielleicht Lust, einen Happen essen zu gehen?«
    Was soll’s?, dachte sie. Einer von uns kann schließlich eine Versetzung beantragen.
    »Das wäre wunderschön.«

EINUNDDREISSIG
    J anusz stand am polierten Walnusstresen im Polish Hearth Club und bestellte etwas zu trinken für sich und Pater Pietruzki. Kensington war ein bisschen weit weg, und außerdem war das Lokal
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