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Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit

Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit

Titel: Sünden der Vergangenheit - McKenna, S: Sünden der Vergangenheit
Autoren: Shannon McKenna
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malen, hatte Liv ihn nur als vollkommene Finsternis angedeutet. Ja, es war unheimlich. Es funktionierte.
    »Das sieht wirklich hübsch aus, Liebes.«
    Die Stimme ihres Vaters ließ sie vor Schreck zusammenfahren. Ihre Nerven waren auch nach mehreren Monaten noch völlig hinüber. Sie betrachtete das Bild. Unter allen Ausdrücken, mit denen sie selbst es beschrieben hätte, war »hübsch« der allerletzte. Aber, nun ja.
    »Danke, Daddy«, sagte sie. »Was machst du hier?«
    Ihr Vater sah sich in dem staubigen Renovierungsdurcheinander ihres Buchladens um und drehte nervös einen braunen Papierumschlag in den Händen.
    »Es sieht jetzt schon toll aus«, lobte er mit gezwungener Herzlichkeit. »Gute Arbeit.«
    Liv zuckte die Schultern. »Ich sollte in einigen Monaten wieder eröffnen können.«
    Es folgte eine angespannte Stille. Ihr Vater blinzelte und trat von einem Fuß auf den anderen. Dann räusperte er sich. »Hast du, äh … hast du etwas von Sean McCloud gehört?«
    Jeder Teil von ihr schreckte panisch vor dem Schmerz zurück, den dieser Name auslöste. Sie presste die Hand an ihre pochende Kehle. »Nein. Wir sind nicht mehr zusammen, Dad. Bitte erwähne seinen Namen mir gegenüber nie wieder.«
    »Hm. Nun. Das erscheint mir seltsam, nach allem, was passiert ist.«
    »Ja, aber so stehen die Dinge nun mal, darum belassen wir es dabei«, entgegnete sie scharf. »Was ist in dem Umschlag?«
    Er senkte den Blick darauf. »Ach ja. Der ist für dich. Ein Kurier hat ihn gebracht. Ich bin ihm an der Tür begegnet, als ich ankam, darum habe ich den Empfang bestätigt.«
    Sie streckte die Hand danach aus. Wartete. »Dad?«, forderte sie ihn auf.
    Bart Endicott runzelte die Stirn. »Ich denke, in Anbetracht der Umstände sollte ich ihn für dich öffnen.«
    »Jetzt hör schon auf.« Sie riss ihm den Umschlag aus den Händen. »Die Leute, die mich umbringen wollten, sind tot. Ich kann meine verdammte Post selbst öffnen.«
    Er zuckte die Schultern. »Dann mach ihn auf.«
    »Allein«, fauchte sie. »Komm schon, Daddy. Raus mit der Sprache. Sag, was immer sie dir zu sagen aufgetragen hat, aber ich warne dich. Ich habe nicht die Absicht … «
    »Ich überbringe dir keine Nachricht von deiner Mutter«, unterbrach er sie. »Ich wohne schon seit drei Wochen in dem Apartment in der Court Street.«
    Liv starrte ihn verwirrt an. »Oh. Ist die Entscheidung … «
    »Endgültig? Ja.« Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. »Vermutlich hätte ich sie schon vor langer Zeit fällen sollen. Ich wollte einfach niemandes Leben durcheinanderbringen. Aber nach allem, was vorgefallen ist, habe ich mir so meine Gedanken gemacht.«
    »Ja«, stimmte sie leise zu. »Ich verstehe, inwiefern das geholfen haben könnte.«
    Ein Ausdruck tief empfundenen Bedauerns überschattete das Gesicht ihres Vaters. »Es tut mir unendlich leid, dass ich dir nicht mehr den Rücken gestärkt habe, Schatz«, murmelte er. »Von Anfang an.«
    Von Anfang an? Jetzt tat es ihm leid? Nachdem ihr Leben zerstört war? Es kostete sie einige Mühe, ihre Verbitterung wegzuschieben. Sie nickte knapp.
    »Ich habe mich gefragt, ob du vielleicht irgendwann einmal mit mir zu Abend essen würdest«, schlug er zaghaft vor. »Falls du mal in der Nähe bist.«
    Liv stand da, die Hand vor dem Mund, ihre Kehle zugeschnürt.
    Ihr Vater räusperte sich wieder. »Nun, ich sollte wohl besser gehen.«
    »Natürlich können wir zusammen essen«, platzte sie hervor. »Ich ruf dich an.«
    Er bedachte sie mit einem matten Lächeln, tätschelte ihr die Schulter und floh. Ihr Vater hatte noch nie mit Tränen umgehen können. Was sie ihm nicht verübelte. Sie hatte sie inzwischen selbst gründlich satt.
    Liv wischte sich die Augen mit dem Ärmel ihres weiten Sweatshirts trocken, dann inspizierte sie den Umschlag. Nur ihr gedruckter Name auf einem weißen Etikett. Ihre Eingeweide zogen sich zusammen. Sie verscheuchte das Gefühl mit aller Macht.
    T-Rex war tot, verdammt noch mal. Wurmfutter.
    Sie öffnete die Lasche und zog eine Handvoll Blätter heraus.
    Es waren aus einem Skizzenbuch gerissene Bleistift- und Tintezeichnungen. Eine Serie nackter Frauen. Schlicht und minimalistisch, trotzdem sprühten sie vor Erotik. Die Zeichnungen strahlten eine unangestrengte Anmut aus, die an einen chinesischen Kalligrafie-Meister denken ließ.
    Verwirrt und mit nervösen Fingern sah sie sie durch. Die Zeichnungen waren nicht signiert. Erst, als sie den Rücken der Frau sah, erkannte sie das Model. Dieses
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