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Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)

Titel: Sünde einer Nacht (Geschichtentrilogie Band 3 Romantische Geschichten)
Autoren: RosMarin
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Mehr! Immer mehr!"
    Henriettes Hände, über die sie die Kontrolle verloren zu haben schien, öffneten sich zu ihrem Entsetzen mehr und mehr. Da half auch kein Zusammendrücken.
    "Mehr! Mehr!", rief Abdul, völlig geistesabwesend. "Mehr! Mehr! Viel mehr!"
     
    Endlich hatten sich Henriettes Hände ganz geöffnet. Die Fotos lagen aufgedeckt darin, und ihr gruselte vor Ecksteins ernsten, starren, weit aufgerissenen Augen.
    ‚Als seien sie tot‘, dachte sie bestürzt.
     
    Abdul war zufrieden. Überschwänglich dankte er seinen Geistern mit Worten, die Henriette nicht verstand, und widmete sich der Kristallkugel, durch die jetzt eine dunstige Weiße zog.
    "Wie sieht die Frau aus?", fragte er wie beiläufig.
    Abduls normale, ruhige Stimme holte Henriette in die Realität zurück.
    ‚Mit mir doch nicht‘, dachte sie empört. ‚Humbug. Das Ganze. Der verscheißert mich.‘
    "Das musst du doch wissen", sagte sie etwas schroffer als beabsichtigt, „siehst du sie? In deiner Kugel?"
"Nein. Noch nicht." Abdul starrte angestrengt in die Kristallkugel. "Jetzt sehe ich sie", behauptete er. "Undeutlich. Aber da ist sie. Er liebt sie nicht. Sonst würde ich sie klarer sehen."
     
    Auch Henriette richtete ihren Blick auf die Kugel. Doch sie sah nichts als milchig getrübte Weiße, die neblig durch das Glas zog.
    "Sie hat rote, struppige Haare", sagte sie böse. "Ich kann nichts erkennen."
"Brauchst du auch nicht. Ist sie groß?"
"Ein bisschen größer als ich."
"Und hübsch?"
"Nein. Wie kommst du denn darauf? Sie ist hässlich. Stinkhässlich."
"Sie ist ein bisschen hübsch", besänftigte Abdul Henriette. "Aber ich werde sie hässlich machen."
"Tu das", sagte Henriette wütend, „wenn das überhaupt noch möglich ist. Wie willst du sie denn trennen? Wie soll das gehen?"
"Ein Streit. Noch ein Streit." Abdul lächelte geheimnisvoll. "Er wird sie nicht mehr wollen. Er wird dich wieder wollen. Ihr passt besser zusammen. Er hat immer nur dich gewollt. Nicht sie. Doch er kommt nicht los. Sie hat ihn verhext. Sie arbeitet mit schwarzer Magie. Wir müssen es auch. Ich brauche noch ein Foto von dir. Eines, auf dem ich dein Gesicht richtig von vorn sehen kann. Von vorn. Ich muss sein Gesicht auf deines legen."
    Das fehlte ihr noch. Laut sagte sie:
    „Sollst du haben."
    Abdul hielt ihren Blick fest, während er ihr einen kleinen Stapel Zettel überreichte. Zettel, die mit seltsamen Schnörkeln verziert waren, wahrscheinlich arabischen Schriftzeichen, und betörend süßlich herb dufteten.
"Davon musst du jeden Tag einen auf einem sauberen Teller verbrennen und dann die Asche zum Fenster hinausstreuen."
"Mach ich."
"Es kostet alles zusammen zweihundert Euro. Ist nicht viel. Und es wird klappen."
    Henriette kramte zwanzig Euro aus ihrer Tasche.
    "Mehr habe ich heute nicht. Den Rest bekommst du das nächste Mal. Wann soll ich wiederkommen?"
"Am Montag um die gleiche Zeit. Und vergiss das Foto nicht."
 
    *
     
    Seltsam benommen verabschiedete sich Henriette von Abdul. Als sie, schon an der Tür, einen Blick zurückwarf, sah sie Abdul unbeweglich auf seinem Stuhl sitzen, die Hände um die Zauberkugel geschlungen, noch immer seine Sprüche murmeln. Wie aus einer anderen Welt kommend, wankte sie durch das düstere Wohnzimmer, in dem noch immer die beiden halb verschleierten türkischen Frauen mit ihren schwarzen, tief in die Stirn gezogenen Kopftüchern geduldig warteten, Abduls weisen Rat erhoffend.
    "Merherba", grüßte sie.
"Merherba", murmelten die Frauen.
    Wie in Trance schlich Henriette die vier Treppen des alten Miethauses nach unten auf die Straße. Der Lärm um sie her verwirrte sie noch mehr. Hatte Abdul sie verzaubert? Hypnotisiert? Wieso öffneten sich wie von Geisterhand gelenkt ihre Hände? Gegen ihren Willen. Sollte sie tatsächlich an schwarze Magie glauben. Und dass Ecksteins Neue damit arbeitet? Eine Halbhexe sei?
    Na, egal. Hauptsache, Abdul würde sie schon wegzaubern von ihrem Eckstein.
 
    Mit diesem beruhigenden Gedanken stieg Henriette aus der Bahn und traute ihren Augen nicht. Das konnte nicht sein! Bestimmt narrte sie ihre überreizte Phantasie. Ein Trugbild ihrer Sinne.
    Eckstein stand Henriette genau gegenüber, nur drei Schritt entfernt, und starrte sie an.
Ohne zu überlegen ging Henriette auf ihn zu, schaute fest in seine blauen geliebten Augen und sagte:
    "Lass uns reden. Wir müssen uns aussprechen."
"Nein!"
"Sei doch vernünftig."
    Sie ging ganz nah an ihn heran, so nah, dass sie seinen Atem
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