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suchen Gespenster

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Titel: suchen Gespenster
Autoren: Enid Blyton
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entdeckte ihn, warf einen kurzen Blick darauf und stellte fest: Da standen die Aufgaben für die Klassenarbeit am nächsten Tag drauf. Mit Lösungen! Sollte sie ihn Frau Jenks zurückgeben? Sie zögerte. Vielleicht glaubte die Lehrerin, dass sie sich die Lösungen abgeschrieben hatte. Die Lehrerinnen von Lindenhof waren ja genauso voreingenommen wie die Mädchen! Sollte Frau Jenks also ruhig nach ihrem Zettel suchen! Andererseits blieb der Klasse dann die Arbeit erspart, und das gönnte Hella den anderen auch wieder nicht. Was also tun?
    Da hörte sie, wie die Zwillinge gerade von Mitternachtspartys sprachen und kicherten. „Wisst ihr noch: Tessies Party?“, fragte Hanni. „Als Erika uns verpetzen wollte und bei Mamsell klopfte?“
    „Ach ja, wir feierten im Musikzimmer.“
    „Im Musikzimmer?“, fragte Marianne, die damals noch nicht in Lindenhof war. Neugierig erkundigte sie sich: „Habt ihr etwa Musik gemacht?“
    Nanni lachte. „Hast du eine Ahnung! Würstchen gebraten haben wir und Pralinen gefuttert.“
    Hanni kicherte. „Wir haben sogar den Schrank ausgeleert und statt Notenblättern und Liederbüchern eine Obsttorte, Schokolade und andere Leckereien darin aufbewahrt.“
    Marianne lachte schallend und rief: „Lasst das bloß niemand von Funkelstein hören! Wie kann man mit der hohen Musik einen Spott treiben! Ihr Kunstbanausen!“
    Hilda machte „Pscht!“ und deutete mit den Augen zu Hella hinüber. Doch die hatte sich umgedreht und tat, als hätte sie nichts gehört. Innerlich aber kochte sie vor Wut. Wieder diese Marianne! Nicht genug, dass sie die Ursache für den Streit mit Elsa war – nein, jetzt machte sie sich auch noch vor den anderen lustig über Funkelstein und die Musikfreunde!
    Hella hatte nur noch einen Gedanken: Dieser Marianne musste sie eins auswischen, und zwar sofort. Sie griff in die Tasche, holte den Zettel mit Frau Jenks‘ Notizen hervor und rief: „Marianne, dieses Blatt ist aus deiner Tasche gefallen.“ Dabei hielt sie es der Lehrerin beinahe unter die Nase, sodass diese unwillkürlich daraufblickte und sofort merkte, dass das ihre Notizen waren.
    „Zeig mal“, sagte sie und nahm Hella das Blatt aus der Hand, „das ist ja mein Blatt.“
    „So?“ Hella tat erstaunt. „Aber Marianne hat es doch verloren.“
    „Marianne, wie kommst du zu diesem Papier?“
    „Ich?“ Marianne warf einen Blick darauf und zuckte die Schultern: „Nie gesehen.“
    „Marianne, Hella hat beobachtet, dass du den Zettel verloren hast.“ Forschend betrachtete Frau Jenks die beiden Mädchen, die vor ihr standen.
    Marianne meinte ruhig: „Dann hat Hella sich eben geirrt. Das soll einem Genie ja gelegentlich passieren.“
    Hella protestierte: „Ich habe schließlich Augen im Kopf!“ Und Marianne konterte: „Mit reichlich blauem Dunst davor.“
    Frau Jenks bremste die Streithähne: „Seid jetzt beide still. Ich möchte nur noch eines wissen, Hella: Wann hast du gesehen, dass dieses Blatt aus Mariannes Tasche fiel?“
    „Vorhin, gerade, als wir uns hier niedergelassen hatten.“
    „Dann ist es jedenfalls nicht in falsche Hände gekommen. Wir können die Arbeit also morgen ruhig schreiben.“
    Mehr sagte Frau Jenks nicht, doch eines war nun klar: Sie glaubte Hella nicht. Sonst hätte sie ja auch annehmen können, dass andere aus der Klasse das Blatt gesehen und vielleicht die Lösungen abgeschrieben hatten. So verstand Marianne die Lehrerin und damit hatte sie Recht. Dass es für alle Lehrerinnen, auch für die Direktorin selber, nicht einfach war, mit den fremden Schülerinnen genauso streng zu sein wie mit den eigenen, das hatten die Mädchen längst bemerkt. Außerdem: Sie waren ja nur noch wenige Tage zusammen.
    Hella empfand etwas Ähnliches. Sie konnte sich über ihre „Heldentat“ nicht freuen.
    Frau Jenks mahnte zum Aufbruch. Dabei fielen ihr Jenny und Bobby ein. Die beiden hatte sie während der Streiterei zwischen Marianne und Hella total vergessen. Und tatsächlich: Sie waren verschwunden! Niemand konnte sagen, in welche Richtung sie gegangen waren. Niemand hatte während der Auseinandersetzung auf sie geachtet. Also waren ihr die beiden Schlitzohren doch durch die Lappen gegangen! Frau Jenks biss sich auf die Lippen, um nicht laut herauszulachen. Dabei war ihr eigentlich gar nicht nach Lachen zumute. Sie wusste wohl, dass es im kalkigen Ufergelände Höhlen gab. Wo aber sollte sie anfangen zu suchen? Rufen hatte keinen Sinn. Die beiden waren nirgends zu sehen, also irgendwo
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