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Titel: Suche: Roman
Autoren: Monica Kristensen
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lächelte den anderen nervös zu und legte sich flach auf den Boden des Jeeps, den Kopf auf einer Nackenstütze ruhend.
    Kristian packte ihn bei den Schultern und rief gegen das Motordröhnen an: »Jetzt begreifst du wohl, warum wir für mehr Lohn kämpfen. Es gibt in der norwegischen Wirtschaft keinen schlimmeren Job. Das kann mir keiner erzählen. Und die Chefs, die sitzen warm und trocken auf ihren Bürostühlen und scheffeln das Doppelte von dem, was wir kriegen.«
    Der neue Ingenieur hatte nichts von einem Lohnkampf im Betrieb gehört, nickte aber mit blasser Miene. Nach fast einem Jahr Arbeitslosigkeit war er froh, wieder einen Job gefunden zu haben. Und er war zufrieden mit all den Aufschlägen. Doch im Augenblick war nicht die Zeit, daran zu denken. Sie fuhren weiter in den Gang hinein, der immer niedriger und enger wurde. Bald schrammte der Jeep an den Seiten gegen den Fels, und sie kamen nur langsam voran. Zwei Kohlestückchen fielen auf sie herab. Der Staub wirbelte im Licht der Helmlampen auf. Der neue Ingenieur hustete und suchte nach der Maske, um zu verhindern, dass Kohlenstaub in seine Lungen drang.
    Lars Ove lag fast auf dem Fahrersitz, den Kopf auf der Nackenstütze, und lenkte den Jeep an einen Punkt, an dem sich der alte Gang teilte und der Weg in mehrere Richtungen weiterführte. Sie schafften es kaum, an einem alten Holzschuppen vorbeizukommen. Der Jeep fuhr noch ein kleines Stück weiter, bremste dann, und der Motor wurde in Leerlauf gestellt. So blieb er stehen, leise brummend, zitternd wie ein Tier. Kristian und Lars Ove schälten sich aus den Sitzen, blieben auf den Knien, den Kopf unter der niedrigen Decke gesenkt.
    Sie winkten dem Neuen zu. Der sah bereits verängstigt genug aus. Sie mussten ihm wohl langsam beichten, dass sie ihn zum Narren gehalten hatten. Doch der neue Grubeningenieur kam ihnen zuvor. »Ich sehe hier aber keine Spuren von aktiver Arbeit. Wo sind denn die Geräte, Transportband und so weiter?« Er musterte blinzelnd den Bereich vor den Wagenscheinwerfern. Dann hockte er sich plötzlich tief auf den Boden, als das Geräusch von Steinen zu hören war, die dort in der Dunkelheit irgendwo herunterfielen. Er wollte nicht gerade behaupten, dass die beiden Veteranen sich verfahren hatten. Aber er hoffte doch, dass sie so bald wie möglich umkehrten und ihn hier wieder rausbrachten.
    Kristian drehte den Kopf, so dass seine Lampe ein paar Meter in den Gang hinein schien. Das Licht traf auf einen Haufen heruntergefallener Steine, die fast die ganze Öffnung bedeckten. »Nein, du hast Recht«, sagte er. »Aber wir wollen dir noch den Ort zeigen, wo einer unserer Kameraden sein Leben verloren hat. Einen Ort, an den wir jeden Tag, den wir unter Tage sind, denken.«
    Lars Ove drehte sich verblüfft um. Wovon redete Kristian da? Es hatte seit vielen Jahren kein Unglück mehr in Schacht 7 gegeben, seit den frühen Achtzigern nicht, als Per Leikvik von einer Steinlawine begraben worden war. Aber er war lebend davon gekommen, wenn man auch zugeben musste, dass er nie wieder der Alte geworden war. Er konnte nicht mehr einfahren, wie es hieß, und deshalb hatte er einen Job als Mädchen für alles über Tage bekommen.
    »Und das kann wieder passieren«, fuhr Kristian fort. »Wer die alten Gruben unterschätzt, der wird bald merken, wie sie Rache nehmen.«
    »Nun komm schon, Kristian. Fahren wir zurück.« Lars Ove war der Meinung, der Spaß wäre weit genug gegangen. Der neue Ingenieur schaute verwirrt von einem zum anderen. So langsam dämmerte ihm, dass sie Schabernack mit ihm getrieben hatten. Aber er wollte seine Angst um keinen Preis zeigen.
    Plötzlich erlosch das Licht in Lars Oves Helmlampe. »Scheiße«, fluchte er. »Jetzt reicht es aber. Komm, wir bringen ihn jetzt vor Ort, sonst wird der Steiger uns noch was erzählen.«
    Doch sein Kamerad leuchtete unverwandt weiter in den schwarzen Gang vor ihnen hinein. »Hör das Knacken. Das ist der Berg selbst, der uns warnen will. Der Berg lebt, weißt du.« Er drehte sich um und leuchtete in das blasse Gesicht des Neuen. Sie blieben alle drei stehen, ohne etwas zu sagen. Das Motorengebrumm des Jeeps dröhnte leise einige Meter von ihnen entfernt. Aber sie hörten deutlich noch andere Geräusche – das Glucksen von Wasser, das die Wände entlang lief und auf den Boden traf, das Knacken im Fels, ein paar scharfe Töne von Steinen, die sich lösten und fielen.
    »Es heißt, dass es natürliche Risse im Fels gibt, einige so breit, dass man
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