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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende
Autoren: Meredith Duran
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Trent
nicht
dazu bringen können, sie zum Altar zu führen, oder?
    »Ein glückverheißender Tag«, ließ Henry sich vernehmen.
    »Ja.«
    Abrupt hob er den Kopf. »Nervös?«
    Die Stimme versagte ihr. Sie nickte.
    Leise lachte er. »Du hättest mich sehen sollen. Mir haben die Knie gezittert. Der Diener musste mir den Nachttopf halten, als ich mich übergeben habe. Ich werde dir sagen, was er damals zu mir gesagt hat: ›Solange man den Grundstein richtig setzt, wird Zuversicht das Haus errichten.‹«
    Gwen brachte ein Lächeln zustande, auch wenn sie den Spruch unheilvoll fand. Thomas besaß dreizehn Häuser, und alle befanden sich in einem erschreckend reparaturbedürftigen Zustand – und ein weiteres würde den nötigen Aufwendungen jetzt hinzugefügt werden.
    Ein erneutes Klopfen an der Tür ertönte, und Onkel Henry bot ihr seinen Arm. Erst jetzt, als ihre Finger sich lockerten, wurde Gwen bewusst, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    Aber er liebt mich,
dachte sie.
Das ist doch alles, was zählt. Er liebt mich, und ich will das hier. Wofür wäre all dies gut gewesen, wenn nicht hierfür? Ich habe mir das schon immer gewünscht.
    Und auch Mama und Papa und Richard haben das gewollt. Sie wünschten sich dies für mich. Wir alle wünschten es uns.
    Und ich will es.
    Gwen räusperte sich. »Ja«, sagte sie und legte die Hand auf Henrys Arm. »Ich bin bereit.«
    Ohne Vorankündigung traf Alex im Haus seines Bruders ein und brachte den Butler aus der Fassung, weil er es ablehnte, sich anmelden zu lassen. Es galt hier ein Rätsel zu lösen, und nach Alex’ Erfahrung waren derartige Überfälle ein zweckmäßiger Weg, die Wahrheit herauszufinden.
    Auf Beinen, in denen er noch die Schlingerbewegungen des Schiffes zu spüren glaubte, ging er auf Gerards Arbeitszimmer zu. Auf seiner Haut konnte er noch immer das Parfüm der Witwe riechen, und der Geruch verstärkte seine Müdigkeit noch und ließ seinen Magen brennen. Die Lady war in der vergangenen Nacht in seine Kabine geschlüpft, nach dreißig Tagen müßigen Flirtens, aber der Kopfschmerz, der ihn jetzt quälte, reichte, ihn das Intermezzo bereuen zu lassen. Die Anziehungskraft zwischen ihnen war eher das Produkt von Langeweile als das eines aufrichtigen Interesses gewesen.
Was kann es schon schaden?,
hatte er sich gedacht. Er hätte ohnehin nicht schlafen können, schließlich erinnerte er sich kaum noch daran, wie sich ein gesunder Schlaf anfühlte.
    Seltsam zu denken, dass er die Schlaflosigkeit anfangs als Segen empfunden hatte. So viel nutzbare Zeit, die nicht länger mit Schlaf vergeudet wurde. Aber nach fünf Monaten hatten die Nächte angefangen, sich zu ruhelosen Ewigkeiten auszudehnen. Die Gesellschaft der Witwe hatte auch nicht dazu beigetragen, dass die Zeit schneller vergangen war.
    Alex bog um die Ecke und konzentrierte sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag. Es wäre dienlich, eine schlüssige Erklärung für das Handeln seines Bruders zu bekommen, denn nichts im Haus zeugte von Mangel. Die abgetretenen Aubusson-Teppiche waren nicht durch neue, billigere ersetzt worden. Die Wände zeigten keine hellen Flecken, wo Bilder entfernt worden wären. In den Pferdeställen, die er sich bei seiner Ankunft angesehen hatte, leistete jetzt ein weiteres Gespann Kastanienbrauner den beiden altgedienten Grauen Gesellschaft. Die Kutschen hatten keinerlei Zeichen von Vernachlässigung gezeigt. Alles hatte ausgesehen wie immer, und das machte Gerrys Entscheidung umso rätselhafter.
    Die Tür zum Arbeitszimmer stand offen. Für einen kurzen Moment verharrte Alex an der Schwelle, denn er hatte das Gefühl, auf eine längst nicht mehr existierende Szene zu schauen: sein Vater, der kerzengerade am Schreibtisch saß und konzentriert die Haushaltsbücher prüfte. Zusammen mit diesem Déjà-vu tauchten andere vergessene Gedanken auf – stumm zu bleiben; vorbeizugehen; einen Kampf zu vermeiden, der nicht zu gewinnen war. Die Schwäche, die Alex jetzt spürte, rührte nicht nur vom Schlafmangel her, aber auch nicht von der langen Reise. Als Junge hatte er sehr hart dafür arbeiten müssen, an Möglichkeiten zu glauben.
    Er stieß einen Atemzug aus. Dort am Schreibtisch, das war nur Gerard. Auch wenn sein älterer Bruder das Ebenbild des verstorbenen Earls of Weston sein mochte: hohlwangig und gedrungen und dabei so muskulös wie ein Stier. Doch er kam häufiger des Abends nach Hause. Und es gab weitere kleine Unterschiede – zum Beispiel die Tatsache, dass ihr
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