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Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende
Autoren: Meredith Duran
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Gewächshäuser mussten kahlgepflückt sein. Es war schade, dass sich die Leute in Bezug auf Blumen als so schrecklich unbeirrbar zeigten. Zweige von Pinien und Geißblatt hätten genauso gut ausgesehen, aber davon wäre natürlich niemand beeindruckt gewesen, weil die Zweige nichts gekostet hätten.
    Gwen wandte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Richards Ring und starrte so intensiv darauf, dass ihr Blick zu verschwimmen begann.
Ich werde nicht niesen,
dachte sie und riskierte es, ein wenig Luft durch die Nase einzuatmen. Doch es half nicht. Was für eine monströse Ansammlung von Blüten; kein natürlicher Garten würde sich jemals in einer derart überwältigenden Mischung aus Düften darbieten.
    Der Geistliche leierte weiter seine Predigt herunter. Gwen zwang sich, an etwas anderes als den Niesreiz zu denken. Thomas’ Haar war von einem so schönen, tiefen Schwarz. Sie hoffte, es würde sich ihrer Haarfarbe als überlegen erweisen. Ihr Haar war zwar von einem annehmbaren Kastanienbraun, doch Richard und ihre Mutter hatten flammend rotes Haar gehabt. Gwen wollte nicht, dass ihren Kindern einmal Spitznamen wie »Karottenkopf« zufielen.
    Oh ihr Sterne am Himmel. Wenn sie jetzt nieste, würde ihr das Tante Elma niemals verzeihen.
    Warum schaute Thomas ständig zur Seite?
    Gwen folgte seinem Blick. Kerzenlicht schien auf juwelenbesetzte Hutnadeln, hüpfte in Blitzen und Strahlen über den raschelnden Regenbogen aus Satinkleidern. Sie hatte den undeutlichen Eindruck von lächelnden Gesichtern, aber auch von Tränen, die dezent weggetupft wurden. Wärme durchströmte sie, und der Drang zu niesen schwächte sich ab. All diese lieben, lieben Menschen! Sie waren heute gekommen, sich für sie zu freuen. Wie sehr sie alle dafür liebte!
    Wieder sah sie Thomas an. Er sah jetzt sehr ernst aus. Seine Hand hielt ihre ganz fest.
    Gwen ertappte sich dabei, dass sie die Tränen zurückblinzelte. Sie würde immer gut zu Thomas sein, liebevoller als er es sich je erträumt hätte. Er konnte alles haben, was ihm gefiel; sie würde nicht einen einzigen Penny zurückhalten, ganz gleich, was ihre Anwälte ihr geraten hatten.
    »Willst du, Thomas John Whyllson Arundell, die hier anwesende Gwendolyn Elizabeth Maudsley zu deiner –«
    Die Eingangstür der Kirche wurde geöffnet und wieder geschlossen. Thomas’ Blick flackerte erneut fort.
    »– sie zu beschützen und sie zu ehren –«
    Sein Gesicht wurde weiß. Gwen ließ den Blick zur Eingangstür der Kirche gleiten, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken.
    »– bis dass der Tod euch scheidet?«
    Thomas öffnete den Mund.
    Schloss ihn wieder.
    Aber er hatte nichts gesagt. Oder?
    Hatte sie es … irgendwie überhört?
    Sie spähte auf seine Lippen. Sie hatten sich verzerrt, hatten sich zusammengepresst, formten ein schmales hartes Siegel. Seine Hand löste sich von ihrer.
    Sie fasste ihn fester und sah ihn fragend an, drängend.
    Sein Blick wich ihr aus.
    Neben Thomas stand Mr Shrimpton, der Trauzeuge des Bräutigams, und runzelte die Stirn. Gwens Herz schlug schneller. Das Seltsame dieser Unterbrechung bildete sie sich schließlich nicht ein.
    Der Geistliche räusperte sich. »Sir?«
    Ein leichtes Schnaufen pfiff durch Thomas’ Nase.
    Du lieber Himmel.
Die Blumen.
Natürlich! Sie mussten auch auf ihn wirken!
    Sie warf dem Geistlichen einen flehenden Blick zu.
Geben Sie ihm die Chance, Luft zu holen
, zwang sie ihn stumm.
    Der Pfarrer ignorierte sie jedoch und sah den Trauzeugen fragenden Blickes an.
    Mr Shrimptons Schultern strafften sich. Er trat vor, seine Schuhe quietschten in der mucksmäuschenhaften Stille, die in der Kirche herrschte. Er flüsterte Thomas etwas ins Ohr.
    Er sprach zu leise, als dass Gwen es hätte verstehen können, aber Thomas schloss die Augen und atmete jetzt tief durch, seine Kehle arbeitete in der Anstrengung des Schluckens. Oh, der arme Mann! Wie schrecklich für ihn! Würde er ohnmächtig werden?
    Ein Raunen erhob sich aus der Gästeschar. Gwens Herzschlag beschleunigte sich, während sie ein zuversichtliches Lächeln an die Menge richtete. Sollte sie es laut sagen?
Wirklich, es ist nichts. Es sind nur die Blumen.
    Eine kurze Bewegung lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Thomas zurück. Seine Schultern zuckten, und fast hätte sie vor Erleichterung gelacht. Mein Gott, er sammelte sich nur, um zu sprechen, er überwand einen kurzen Anfall von allergischer Reaktion. Was für eine amüsante Geschichte würde dies sein, um sie später auf Dinnerpartys zu
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