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Sub Terra

Sub Terra

Titel: Sub Terra
Autoren: James Rollins
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sah, wie Ben die Drinks durch den Raum hinübertrug. Ein Bier und drei Cocktails mit beiden Händen balancierend, manövrierte er durch den Wirrwarr von Ellbogen, Knien und Füßen. Es gelang ihm, nicht allzu viel zu verschütten. Ashley rutschte in die Nische und machte ihm Platz.
    Er setzte sich neben sie und gab ihr ein Glas. »Soweit ich mich erinnere, trinkt die Dame Whisky.«
    Sie lächelte. »Danke.«
    »Sie scheinen bereits Bekanntschaft geschlossen zu haben«, sagte der ägyptische Geologe, Khalid Najmon, der am anderen Ende des Tisches neben Linda Furstenburg saß. Sein strahlendes Lächeln kontrastierte mit seiner dunklen Haut. Auf eine finstere Art sah er sehr gut aus. »Kennen Sie sich schon lange?«, fragte er und trank einen Schluck Wein.
    »Nein, wir haben bei der Konferenz nebeneinandergesessen«, erklärte Ashley. »Ansonsten sind wir einander vollkommen fremd.«
    Ben tat so, als wäre er gekränkt. »›Fremd‹ ist ein hartes Wort.«
    »Nun«, sagte Khalid, »während Mr Brust die Drinks holte, habe ich mit Professor Furstenburg Bekanntschaft geschlossen.«
    »Bitte nennen Sie mich Linda.« Sie wurde ein wenig rot und schob zum wiederholten Mal eine blonde Strähne hinter das Ohr. Äußerlich gab sie sich entspannt, doch sie blickte mit glasigem Blick fortwährend im Raum umher.
    Khalid nickte. »Linda erzählte mir gerade von ihrer Promotion. Evolutionsbiologie. Sie hat die Entwicklung von phosphoreszierenden Algen in Höhlensystemen untersucht. Ungeheuer faszinierend.«
    »Ich habe diese leuchtenden Algen einmal gesehen«, meinte Ben, »in einer Höhle auf Madagaskar. Dort gab es Höhlen, die so voll mit dem Zeug waren, dass man am liebsten eine Sonnenbrille getragen hätte.«
    Linda nickte. »Rinchari luminarus. Eine wunderschöne Spezies. Man findet sie in den verschiedensten Farben.« Sie erklärte die Unterschiede der individuellen Arten.
    Ashley hörte auf, dem Gespräch zu folgen. Sie betrachtete Linda, während sie sprach. Ihre Augen waren so blau, dass sie sich fragte, ob sie echt waren. Ihre Figur war üppig und weich, sie hatte kleine Hände und die zarten Finger eines Kindes. Ein direkter Gegensatz zu Ashleys drahtigem, schlankem Körper. Niemand würde Ashley als weich bezeichnen.
    Khalid wandte seinen Blick nicht von ihr ab. Hin und wieder nickte er während ihrer Beschreibungen. Offensichtlich faszinierte ihn mehr als nur die genetischen Variationen von leuchtenden Algen. Sogar Ben lächelte in einem fort, während er ihr lauschte.
    Ashley fühlte sich wie ein Stück Granit neben einer Rose. Sie trank ihren Whisky.
    »… und so habe ich meinen Doktor bekommen.«
    »Ich kann verstehen, warum Dr. Blakely Sie haben wollte«, sagte Ashley. Die beiden Männer erwachten aus ihrer Trance. »Ihr Wissen über die einzigartigen Wege der Evolution wird uns bei der Dokumentation unserer Entdeckungen gute Dienste leisten.«
    Ben räusperte sich. »Eindeutig ein Gewinn.«
    Khalid nickte. »Auf jeden Fall.«
    Endlich wandte sich Ben von Linda ab. »Und Sie, Khalid, was ist Ihr Spezialgebiet? Geologie, oder?«
    Khalid trank einen Schluck und sagte dann: »Der Antarktisvertrag von 1959.«
    »Bitte?«, fragte Ben.
    »Niemandem gehört die Antarktis. Der Vertrag von 1959 erklärt den Kontinent zu einer Zone, die zu friedlichen, wissenschaftlichen Zwecken genutzt werden soll.«
    »Ja, das ist mir bekannt. Australien besitzt dort ein paar Stationen.«
    »Aber wissen Sie auch, dass auf Grund des Verbots, Rohstoffe abzubauen, das Ausmaß der Bodenschätze immer noch unbekannt ist? Ein weißer Fleck.«
    Khalid gab den Zuhörern etwas Zeit, das zu verarbeiten, bevor er weitersprach. »Nun, das Abkommen ist 1991 ausgelaufen. Die Bodenschätze des Kontinents dürfen jetzt erforscht werden, allerdings mit einer kritischen Auflage: Das Land muss vor Flurschäden geschützt werden.«
    Jetzt dämmerte es Ashley. Die Konsequenzen waren enorm. »Dieses unterirdische Höhlensystem erlaubt eine Untersuchung der Bodenschätze ohne eine Beschädigung der Oberfläche.«
    »Ja«, erwiderte er nickend. »Und alle Lagerstätten – Öl, Mineralien, Edelsteine – gehören dem Staat, der sie entdeckt.«
    »Angesichts des Verlangens der US-Regierung nach weiteren territorialen Ansprüchen«, entgegnete sie, »braucht man sich nicht zu wundern, dass die National Science Foundation so großzügig mit ihrer finanziellen Unterstützung ist. Aber mit wem genau stecken wir hier eigentlich unter einer Decke?«
    »Ich nehme an, es
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