Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Autoren: Julie Cross
Vom Netzwerk:
zur Hölle wir gerade gemacht haben, könnte es sein, dass ich dich auf irgendeine Insel hundert Jahre in der Vergangenheit zerren muss.«
    »Und ich lasse dich wohl besser auch machen«, murmelte sie.
    Wir gingen zügig auf eine Bank zu, auf der eine junge Frau Zeitung las, während vor ihr ein kleiner Junge Fußball spielte. Wir liefen hinter der Frau vorbei und spähten über ihre Schulter in die Zeitung.
    12. August 2009. »Drei Tage in der Vergangenheit«, murmelte ich. »Aber welche Zeitleiste?«
    »Was meinst du?«, fragte Holly.
    »Da ist er!«, rief jemand.
    Wir wirbelten herum. Raymond und Cassidy, die Frau, deren Erbanlagen ich hatte, standen mit vorgehaltenen Pistolen etwa sechs Meter vor uns. Ich wäre beinahe umgefallen vor Schreck, als ich sah, wer sich hinter Raymond versteckte.
    Holly. Eine andere Holly?
    Eine Holly aus einer anderen Zeitleiste? Und sollte nicht meine Holly diese Holly zum Verschwinden bringen?
    Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Nicht, solange meine 09er-Holly eine andere Version ihrer selbst anstarrte.
    »Ach, du Scheiße«, sagte die Holly an meiner Seite.
    Beide Hollys sahen einander vollkommen geschockt an.
    »Jackson?«, sagte die andere Holly.
    »Wir müssen zurück«, sagte ich zu der Holly neben mir. »Und zwar sofort.«
    »Wem sagst du das?«, flüsterte sie und verbarg ihr Gesicht in meinem Shirt.
    »Diesmal versuche ich, auf dem Boden zu landen«, versprach ich, bevor ich uns zurückbrachte.

42
    15. August 2009, 17:30 Uhr
    Okay, vielleicht ist mein Zielvermögen nicht das allerbeste.
    »Mist«, sagte mir Holly ins Ohr.
    Holly lag auf mir drauf, und ich schlitterte die Dachschräge hinunter. Schon wieder. Genau wie ich zuvor, krallte sie sich jetzt an einem Vorsprung fest und griff dann nach meinem Handgelenk. Ich drehte mich schnell auf den Bauch und versuchte, nach oben zu klettern.
    »Ich hatte ja gedacht, Leitern hochzusteigen wäre schon schlimm, aber an einem Ziegeldach zu hängen, und dann auch noch im siebten Stock, das übertrifft alles.« Ich spürte, wie sich mein Brustkorb verkrampfte, und mir wurde klar, dass ich hier auf dem Dach jederzeit in Ohnmacht fallen konnte.
    Holly gab mir eine leichte Ohrfeige. »Jackson! Sieh mich an!«
    Ich hob den Kopf und starrte sie durch den Regen an. »Ich kann das nicht. Ich brauche …«
    »Du kannst es, ich weiß es!« Sie legte eine Hand unter meinen Arm und zog daran, bis ich weiterkletterte.
    »Tut mir leid, dass ich nicht über Schaukeln balancieren kann wie du, du verrückte Zirkusartistin«, murmelte ich vor mich hin. Es wurmte mich ein wenig, dass ich ihre Hilfe brauchte.
    »Moment mal, wann hast du mich über Schaukeln balancieren sehen?«
    »Dein anderes Ich. Die 07er-Holly.«
    »Ach so, verstehe … Konnte ich dich 2007 denn überhaupt leiden?«, fragte sie.
    »Erst nein, dann doch, dann wieder nein, dann wieder doch.«
    »Also war es genau wie dieses Jahr?«, neckte sie mich.
    »Könnte sein, dass wir diese Holly gerade eben gesehen haben, nur etwas älter vielleicht.« Ich konnte es immer noch nicht glauben.
    »Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, was wir gerade gesehen haben, aber es kann ohne weiteres sein, dass ich in naher Zukunft eine Therapie brauche«, sagte sie.
    In dem Moment fiel mir auf, dass wir den höchsten Punkt kurz vor dem flachen Teil des Daches erreicht hatten. Holly hatte mich geschickt von meiner Höhenangst abgelenkt.
    »Glaubst du, der fiese Typ ist immer noch hier oben?«, fragte sie.
    »Das werden wir gleich wissen.« Meine Wut war größer als die Angst, und ich wollte Thomas eine ordentliche Abreibung verpassen.
    Wir kletterten über den Rand. Thomas war noch da. Als er uns bemerkte, grinste er breit.
    »Vielleicht springen wir besser noch mal vom Dach«, schlug Holly vor.
    Ich schüttelte den Kopf. »Er wird dich nicht anfassen, versprochen.«
    »Ich bin beeindruckt! Du bist besser als neunundneunzig Prozent der Zeitreisenden«, sagte er.
    Sein Gesichtsausdruck zeigte weder Spott noch Wut, sondern lediglich Erstaunen. Was nicht heißt, dass er uns nicht umbringen würde.
    Mit geballten Fäusten ging ich auf ihn zu. »Ich dachte, ihr glaubt nicht an nutzlose Morde. Was, wenn ich den Sprung nicht geschafft hätte?«
    »Ja, das arme Mädchen. Aber sie ist verzichtbar. Sie wird immer verzichtbar sein«, erwiderte er emotionslos.
    Ich biss die Zähne zusammen und zwang mich dazu, mich zu konzentrieren. Alles, was ich wollte, war, diesen Typen vom Dach zu werfen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher