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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Autoren: Christoph Hardebusch
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musste.
    Das Erscheinen der Magietrinker hatte die Welt in Unordnung gebracht, das Imperium der Nigromantenkaiser gestürzt und den Glauben an die Einheit und ihren Propheten Corban in Windeseile in den Ländern des Kontinents, der nach ihm benannt war, verbreitet. Corbane , dachte die Maestra lächelnd, kaum einer kennt noch den alten Namen der Heimat. Aufgegeben
zugunsten eines religiösen Fanatikers. Tausende Jahre Zivilisation und Wissen mit einem Schlag zerschmettert, um einer fernen Gottheit willen .
    Aber dies war nicht die rechte Zeit, um über die ferne Vergangenheit zu grübeln. Auf der Totwey schlummerte vielmehr der Samen der Zukunft. Und Tareisa würde helfen, ihn zu pflanzen.
    Ein Klopfen an der Tür ihrer Kammer riss sie aus ihrer Konzentration und beendete die ersten, zaghaften Anfänge eines komplexen Zaubers, den sie langsam aus Vigoris zu weben begonnen hatte. Unwirsch erhob sie sich und strich ihr Kleid glatt.
    »Herein.«
    Es war Deguay, selbst ernannter Erster unter Gleichen und Capitane der Todsünde . Auf seinem ansehnlichen Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, und er zog mit einer ausladenden Geste den federgeschmückten Hut vom Haupt und verneigte sich.
    »Störe ich, werte Dame?«
    »Keineswegs, Capitane«, erwiderte Tareisa, die gegen ihren Willen amüsiert war. Das Verhalten des Piraten war gekünstelt und flamboyant, doch seine feine Ironie ließ erträglich und sogar angenehm werden, was bei anderen Männern ihren Zorn erregt hätte.
    »Morgen früh werden wir die Fässer mit Wasser füllen und dann baldmöglichst ankerauf gehen. Ihr sagt, man wird uns erwarten?«
    »Sobald wir uns der heimatlichen Küste nähern, werde ich unsere Eskorte informieren. Bitte gebt mir rechtzeitig Bescheid, damit alle Vorbereitungen getroffen werden können.«
    »Selbstverständlich, werte Dame.«
    Der Capitane hielt seinen Hut in der Hand und fächerte sich damit vorsichtig Luft zu. In der Tat war die Atmosphäre
in der Kammer drückend; in der Sturmwelt herrschte stets ein heißes und oft auch feuchtes Klima. Belustigt blickte Tareisa ihn an. Seine Kleidung war etwas altmodisch und hätte am Hof von Sugérand mehr als einen spöttischen Blick auf sich gezogen, doch seine Statur und Haltung zeigten, dass dies dem Mann wohl einerlei war. Sein langes Haar war gepflegt und der schmale Bart an Kinn und Oberlippe fein säuberlich gestutzt. Aber es waren seine dunklen Augen, die den Betrachter in ihren Bann zogen. Ohne Unterlass blickten sie Tareisa an, und die Maestra konnte in ihnen Versprechen entdecken, die ihren Humor vertrieben.
    »Noch etwas, Capitane?«, fragte sie brüsk.
    »Darf ich mich setzen?«
    Unwillig wies sie auf einen kleinen Schemel, auf dem er Platz nahm und die Beine übereinanderschlug.
    »Ihr seid eine Frau von beträchtlicher Macht – und Schönheit«, hub Deguay an. »Während mir das zweite keine Schwierigkeiten bereitet, sorge ich mich durchaus wegen des ersten.«
    »Inwiefern?«
    Als müsse er seine Worte überlegen, strich sich der Capitane über den Bart.
    »Ihr habt uns reichlich entlohnt für eine einfache Aufgabe. Selbst wenn die Totwey bis oben mit erlesensten Waren aus der Sturmwelt gefüllt wäre, überstiege unsere Belohnung jeden möglichen Gewinn für Euch … und Eure Hintermänner.«
    Um Zeit zu gewinnen, nickte Tareisa lediglich. Es zu bestreiten wäre sinnlos gewesen. Noch war sie sich über Deguays Motive nicht sicher, und in ihrem Geist formten sich die ersten Muster eines Zaubers.
    »Ihr denkt, ich sei ein Freibeuter und Pirat, nur ein einfacher Söldner, der für das höchste Gebot kämpft und tötet.«
    »Keineswegs, Capitane. Ich denke, Ihr seid ein ehrlicher Söldner. Sonst hätte ich mich Euch niemals anvertraut.«

    Vigoris floss durch ihren Leib, ein ebenso erhebendes wie gefährliches Gefühl. Pure Macht strömte durch sie hindurch, bündelte sich in ihren Gedanken, bereit, jeden Moment entlassen zu werden.
    »Was würde Euch daran hindern, mir und meinen Leuten die Belohnung wieder abzunehmen, wenn wir erst in Corbane sind? Ihr seid reich, vermutlich reicher, als ich es mir vorstellen kann. Ihr habt Einfluss. Was hindert Euch daran, mich einfach zu töten, wenn es so weit ist?«
    Der Zauber floss aus ihr heraus, unsichtbar und für Magieunkundige unbemerkbar. Die Kraft legte sich um ihren Körper, glitt über ihre Haut. Die Härchen an ihren Armen stellten sich auf. Jetzt konnte kein Schwert sie mehr verletzen, keine Kugel ihr Schaden zufügen. Dennoch
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