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Sturmsegel

Sturmsegel

Titel: Sturmsegel
Autoren: Corina Bomann
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liebte, war die Situation angespannt. Der Reichsrat hatte insgeheim über Absetzung beraten.
    Dem war Christian entgangen, indem er mit dem deutschen Kaiser Frieden geschlossen hatte.
    »Kinder, hier seid ihr!«, rief Roland Martens, als er hinter ihnen auftauchte. Sein ergrautes Haar wurde von der Brise durcheinandergewirbelt.
    »Wo sollen wir denn sonst sein, Vater?«, fragte Anneke lächelnd. »Denkst du, wir hätten uns einfach aus dem Staub gemacht?«
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Aber findet ihr es nicht ein wenig unhöflich, einfach Eure Hochzeitsgäste im Stich zu lassen?«
    Martens versuchte noch einen Moment lang streng dreinzuschauen, aber das gelang ihm angesichts des strahlenden Paares vor ihm nicht. Annekes Brautkleid ähnelte den Wolken, die heute vereinzelt über den Himmel zogen. Ingmar war in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem richtigen Mann geworden. Trotz aller Wirrungen, denen sie das Schicksal ausgesetzt hatte, sah es nun aus, als würde seine Familie weiterhin Bestand haben.
    »Wir wollten sehen, wie das neue Schiff ausläuft«, entgegnete Anneke und griff nach Ingmars Hand.
    »Kommt zurück und lasst uns auf die Tre Kroner trinken. Und auf euch!« Damit wandte sich Martens um und stapfte durch den Sand.
    Anneke und Ingmar blickten noch einmal aufs Meer hinaus. »Erinnerst du dich noch an die Schiffe, die mein Vater meiner Mutter geschenkt hat?«, fragte Ingmar unvermittelt.
    Anneke nickte.
    »Würde es dir reichen, das Schiff da hinten als mein Geschenk anzusehen? Auch wenn du vielleicht nie einen Fuß an Deck setzen kannst?«
    »Das konnte deine Mutter bei ihren Schiffen auch nicht«, entgegnete Anneke, während sie sich an ihn schmiegte und seine Hand ergriff. »Sie hat sie betrachtet, wie ich dieses Schiff da betrachten werde. Es ist ein schönes Geschenk, das mich immer an diesen Tag erinnern wird.«
    Die Tre Kroner war inzwischen so klein, dass man sie kaum noch von den Gischthauben auf den Wellen unterscheiden konnte. Der Anblick ihrer strahlend hellen Segel hatte sich allerdings in Annekes Gedächtnis eingebrannt. Und sie wusste, dass sie diesmal ein gutes Omen waren.

Nachwort
    Obwohl das Ende des Dreißigjährigen Krieges bereits mehr als 360 Jahre zurückliegt, ist dieses Ereignis nicht aus den Geschichtsbüchern wegzudenken.
    Ausgelöst wurde er durch den sogenannten ›Prager Fenstersturz‹ im Frühjahr 1618, mit dem sich die mehrheitlich protestantischen Stände in Böhmen gegen den Entschluss, die ihnen gewährte Religionsfreiheit zurückzunehmen, wehren wollten.
    Es entspann sich ein Krieg, der bis zum Jahre 1648 andauerte und durch den Westfälischen Frieden ein für alle Mal beigelegt wurde. Katholische Fürsten aus Böhmen, Bayern und Frankreich kämpften gegen protestantische Herrscher aus Norddeutschland, Schweden und Dänemark um die Vorherrschaft auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es war ein Krieg um Macht, Ländereien und die vermeintlich ›richtige‹ Religion, denn die lutherische Reformation hatte das Land gespalten.
    Katholische Feldherren wie Wallenstein oder Tilly standen protestantischen Heerführern wie Christian IV. von Dänemark und Ernst von Mansfeld gegenüber.
    Gustav Adolph II. von Schweden war einer der gefürchtetsten protestantischen Feldherren. Es gelang ihm, seine Armee durch gute Logistik und Motivation zu einer der schlagkräftigsten seiner Zeit zu machen. Er rückte mit seinem Heer bis nach Süddeutschland vor und lehrte die kaiserlichen Befehlshaber das Fürchten. Trotz seines Mutes und seiner treuen Anhängerschar kam er im Jahr 1632 in der Schlacht bei Lützen um. Er wurde tödlich von einer Pistolenkugel getroffen und sein Leichnam ausgeplündert.
    Die Belagerung Stralsunds war nur eine von vielen Städtebelagerungen während dieser dreißig Jahre. Nachdem sich die Stadt im April 1628 geweigert hatte, eine Garnison kaiserlicher Soldaten aufzunehmen, befahl Wallenstein die Belagerung der Stadt. Diese begann im Mai, und nachdem sich nach einem Monat kein Erfolg eingestellt hatte, kam Wallenstein persönlich nach Stralsund.
    Dabei soll er einen berühmten Satz gesagt haben: »Und wenn die Stadt mit sieben Ketten und Schlössern am Himmel hinge, ich werde sie doch herunterholen!«
    Dank der Hilfe Dänemarks und Schwedens, die Stralsund unterstützten, konnte er diesen Vorsatz nicht verwirklichen.
    Dr. Lambert Steinwich, der Stralsunder Bürgermeister, verhandelte geschickt gleichzeitig mit Wallenstein
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