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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Autoren: Kai Meyer
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klingen zu lassen, als wollte sie ihm und sich selbst damit Mut machen. Er wusste nicht, was er darauf hätte antworten können. Es hätte ohnehin keinen Unterschied gemacht.
    Sie legte von hinten die Arme um ihn. Er konnte ihre Haut riechen, ihr langes Haar. Er spürte ihren Herzschlag an seinem Rücken und ihren warmen Atem in seinem Nacken. Mit ihr würde er überall hingehen, auch ins verlorene Skarabapur. Mit der toten Tochter eines Magiers im Gepäck. Und einem Mann an seiner Seite, den er zu töten geschworen hatte.
    In seinem Schädel keifte der Narbennarr ein Lachen voller Hohn und Spott. Lauter, drängender als zuvor, als könnte er die Freiheit dort draußen schon spüren.
    Khalis gab das Signal zum Aufbruch.

 
Befreit
 
 
    Sie flogen dicht nebeneinander, vier Teppiche in einer Reihe, keine fünfzig Schritt über der Wüste. Unter ihnen erstreckte sich die Einöde als steiniges Meer aus Dünen, verdorrtem Gestrüpp und ausgetrockneten Flussarmen. Der Geruch des gebackenen Sandes stieg zu ihnen auf, würzig wie heißes Kiefernholz. Tarik hatte ihn vermisst im Gestank der Stadt.
    Der Tigris lag links von ihnen, ein braunes, geschlängeltes Band, an dessen Ufern dann und wann verlassene Dörfer auftauchten. Die Bewohner hatten ihre Hütten längst verlassen und waren nach Bagdad oder noch weiter in den Norden geflohen. Manche mochten schon vor langer Zeit den Schrecken des Dschinnlandes zum Opfer gefallen sein.
    Das Elfenbeinpferd flog in weitem Abstand voraus und hielt sich höher als Tarik und die anderen. Es galoppierte mit majestätischem Schwingenschlag oberhalb der unsichtbaren Grenze, die Teppiche und Dschinne nicht überschreiten konnten. Trotz seiner zaghaften Zutraulichkeit zu Sabatea hatte es seine Scheu den anderen gegenüber nicht aufgegeben; als sie versucht hatten, es einzuholen, war es rasch noch höher aufgestiegen. Die Mittagshitze entzog dem Himmel alle Farbe, und das weiße Pferd war dort oben fast unsichtbar.
    Schon seit einer Weile hatte niemand mehr ein Wort gesprochen. Ifranji und Nachtgesicht hatten notgedrungen Frieden geschlossen. Khalis blickte düster geradeaus. Und was in Almarik vorging, blieb Tarik ohnehin ein Rätsel. Der Ifritjäger hatte seinen Auftrag mit der Gefangennahme und dem Tod des Wunschdschinns erfüllt; er hätte seine Bezahlung fordern und verschwinden können. Stattdessen hatte er sich erneut von Khalis anheuern lassen, diesmal als Leibwächter. Die einzige Erklärung war, dass ihn Skarabapurs Mysterien reizten und das, was sie dort zu erkunden hofften: das wahre Ausmaß der Macht, die dem Dritten Wunsch innewohnte. Tarik war nicht sicher, was Khalis dem Byzantiner als Entlohnung versprochen hatte. Aber die Befürchtung, dass Almarik auch nur einen Bruchteil der Wunschmacht nach eigenem Gutdünken würde nutzen können, beunruhigte ihn.
    Und wenn Almarik gehört hatte, was Tarik dem Ifrit geschworen hatte? Wenn er ahnte, dass es früher oder später zum Kampf zwischen ihnen kommen musste? Vielleicht legte er deshalb selbst bei dieser Hitze nie das schwarze Rüstzeug und den eisernen Helm ab.
    Es war noch kein halber Tag seit ihrem Aufstieg vom Dach des Kalifenpalastes vergangen, als Nachtgesicht das sorgenvolle Schweigen brach. »Das ist nicht der kürzeste Weg nach Süden!«, rief er über den Abgrund zwischen den Teppichen. »Wir fliegen nach Südosten.«
    Bagdad war längst hinter ihnen im Staub versunken, zerfasert im Flirren zwischen Himmel und Wüste. Anfänglich zu ihrer Linken, jenseits des Tigris, nun aber fast schnurgerade vor ihnen erhoben sich die blauen Gipfel der Zagrosberge.
    »Dann fliegen wir in dieselbe Richtung, aus der die Dschinne auf Bagdad zumarschieren?«, fragte Khalis besorgt.
    »Sieht ganz danach aus«, sagte Tarik, der dieselbe Beobachtung schon vor einer Weile gemacht hatte. Er hatte abwarten wollen, bis sich abzeichnete, wohin genau das Zauberpferd sie führte und warum auf diesem Weg.
    »Vielleicht haben sie ihm eine Sonderration Heu versprochen, wenn es uns ausliefert«, spottete Ifranji.
    »Folgen wir ihm erst mal«, schlug Sabatea vor. »Es wird seine Gründe haben.«
    »Möglicherweise«, überlegte Khalis laut, »will es einem zweiten Dschinnheer aus dem Süden ausweichen. Wenn sich die Dschinne in Skarabapur eingenistet haben und dort die Wunschmacht der Ifrit horten, liegt es auf der Hand, dass auch von dort eine Armee hierher unterwegs ist.«
    Tarik beobachtete das hagere Profil des Magiers. Er flog rechts von ihm, nur
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