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Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Autoren: Kerstin Wassermann
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Jahren als Privatdetektivin hatte sie schon öfter die Erfahrung gemacht, dass Unsicherheit und ein schlechtes Gewissen für manche Menschen belastender waren als eine Gefängnisstrafe.
    Ein Funken Hoffnung blitzte in Fenjas Augen auf. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass ihr Anliegen ernst genommen werden würde. »Bedeutet das, Sie übernehmen den Fall?«
    »Moment, nicht ganz so schnell!« Suna lachte kurz auf und hob abwehrend beide Hände. »Zuerst muss ich Sie darauf hinweisen, dass eine solche Untersuchung ein kostspieliges Unterfangen sein kann. Noch kann ich überhaupt nicht abschätzen, wie aufwendig die Recherchearbeit in diesem Fall wird, aber mit ein paar Tagen müssen Sie auf jeden Fall rechnen.«
    Sie sah, dass Fenja kurz schlucken musste, als sie ihr ihren Tagessatz mitteilte. Trotzdem zeigte sich um ihren Mund ein entschlossener Zug. »Das ist mir die Sache wert«, stellte sie fest.
    »Das ist leider aber noch nicht alles, was an Kosten auf Sie zukäme«, warnte Suna. »Zusätzlich wird noch einiges an Spesen anfallen, vor allem natürlich Übernachtungskosten. Für Sie wäre es sicherlich günstiger, sich eine Detektei vor Ort zu suchen. Bestimmt gibt es auf Sylt eine gute Alternative. Wenn Sie wollen, kann ich mich umhören und Sie an einen Kollegen weitervermitteln, der ganz bei Ihnen in der Nähe arbeitet.«
    Es kostete Suna eine Menge Überwindung, diesen Vorschlag zu machen. Ihre derzeitige Auftragslage passte perfekt zum trüben Lübecker Wetter, und einen lukrativen, mehrtägigen Job konnte sie sehr gut gebrauchen. Aber sie musste die Frau zumindest vorwarnen, worauf sie sich einließ. Ohnehin war es ihr ein Rätsel, wie sie darauf gekommen war, eine Privatermittlerin beauftragen zu wollen, deren Büro mehr als zweihundert Kilometer vom Einsatzort entfernt lag.
    Allerdings brauchte sie nicht lange auf die Erklärung zu warten, denn Fenja schüttelte entschieden den Kopf.
    »Nein, das möchte nicht. Auf Sylt hat die Geschichte viel zu hohe Wellen geschlagen. Ich möchte jemand Außenstehenden, der völlig unbefangen an die Sache herangeht. Außerdem will ich für die Nachforschungen nur eine Frau haben. Ich habe im Internet nach einer passenden Detektei gesucht, und Ihre war die einzige in der Nähe, bei der kein Name eines Mannes aufgetaucht ist.«
    Suna nickte. Einzelkämpferinnen wie sie waren in dem Job immer noch recht selten anzutreffen.
    Es schien Fenja ein wenig peinlich zu sein, als sie vorschlug: »Eine Freundin von mir ist für ein paar Wochen verreist. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie in ihrer Wohnung übernachten. Das hätte auch den Vorteil, dass Sie gleich in der Nähe meines Ladens wären. Die Wohnung liegt nämlich im Haus direkt gegenüber – und sie ist wirklich schön. Sie würden sich dort bestimmt wohlfühlen«, fügte sie mit dem Eifer eines kleinen Kindes hinzu, das seinen Eltern ein besonders teures Geburtstagsgeschenk abschwatzen will.
    Suna dachte an die klopfende Heizung und die zugigen Fenster ihrer eigenen kleinen Wohnung unter dem Dach des Hinterhauses und musste sich ein Grinsen verkneifen. In Wohnungsdingen war sie nicht unbedingt verwöhnt. Schlechter als zuhause würde sie es kaum erwischen können.
    »Damit wäre sicherlich allen gedient«, stimmte sie daher lächelnd zu. »Und ich nehme den Auftrag natürlich gern an.« Sie öffnete die Datei mit den Vertragsvorlagen auf ihrem Computer. »Dann werde ich mal den Vertrag aufsetzen. Wann soll ich denn loslegen?«
    Wieder schien ihrer Neu-Klientin die Antwort unangenehm zu sein. Sie wand sich und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her, bevor sie zurückgab: »Morgen Vormittag will ich das Hynsteblom zum ersten Mal wieder aufmachen. Es ist vielleicht ein bisschen kurzfristig, aber es wäre klasse, wenn Sie dabei sein könnten.«

*
    Sofort, nachdem Fenja Sangaard Sunas Büro verlassen hatte, griff die Privatermittlerin zum Telefon.
    Zuerst wählte sie Rebeccas Handynummer. Rebecca Lürssen war nicht nur ihre Ex-Schwägerin, sondern auch Mitarbeiterin der Lübecker Staatsanwaltschaft und als solche eine unschätzbar wertvolle Informationsquelle.
    Sie meldete sich gleich beim ersten Klingelton. »Suna, meine Liebe, das ist ja schön, dass du mal was von dir hören lässt. Wie geht es dir?«
    »Gut, danke. Ich hoffe, bei dir ist auch alles in Ordnung.«
    »Naja, man lässt sich so treiben«, drang ihre Stimme aus dem Telefon.
    Suna grinste wissend. Wenn Rebecca sich treiben ließ, hieß das
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