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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer
Autoren: Michael Moorcock
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wolkenverhangenen Himmel empor.
    Der Kapitän, ein stämmiger Mann mit humorvollen blauen Augen, kämpfte sich über das Deck auf ihn zu. In der Hand hielt er einen Kelch mit Glühwein. Er sicherte sein Gleichgewicht, indem er sich an einem Spanntau festhielt, und reichte Elric den Kelch.
    »Vielen Dank«, sagte der Albino erfreut und trank von dem Wein. »Wie lange noch bis zum Hafen von Banarva, Kapitän?«
    Der Kapitän zog sich den Kragen seines Lederwamses vor das unrasierte Gesicht. »Wir kommen nur langsam voran, doch müßten wir weit vor Sonnenuntergang die Tarkesh-Halbinsel sichten.« Banarva lag in Tarkesh und war einer der wichtigsten Handelsorte dieses Landes. Der Kapitän stützte sich auf die Reling. »Ich möchte wissen, wie lange die Durchfahrt hier noch ungefährlich ist, nachdem es nun zwischen den Königreichen des Westens Krieg gibt. Dharijor und auch Pan Tang sind wegen ihrer Piratenaktionen berüchtigt. Unter dem Vorwand des Krieges werden sie sicher noch ausgeweitet.«
    Wieder nickte Elric vage. Er war mit anderen Dingen beschäftigt als der Aussicht auf Angriffe von Piraten.
    In der kühlen Abendluft ging Elric im Hafen von Banarva an Land und fand bald konkrete Hinweise darauf, daß die Länder der Jungen Königreiche im Kriegszustand waren. Zahlreiche Gerüchte liefen um, es wurde nur noch von gewonnenen Schlachten und gefallenen Kriegern gesprochen. Aus dem wirren Gerede war kein klarer Eindruck darüber zu gewinnen, wie der Krieg sich entwickelte, außer daß die Entscheidungsschlacht noch bevorstand.
    Redselige Banarvier erzählten ihm, daß auf dem ganzen West-Kontinent die Armeen in Marsch waren. In Myyrrhn, so erfuhr er, waren die geflügelten Menschen aufgestiegen. Von Jharkor rückten die Weißen Leoparden, Königin Yishanas persönliche Garde, gegen Dharijor vor, während Dyvim Slorm und seine Söldner nach Norden zogen, ihnen entgegen.
    Dharijor war die stärkste Nation des Westens und Pan Tang ein eindrucksvoller Verbündeter, eher wegen des gefährlichen okkulten Wissens der Pan Tangier, als wegen der Zahl ihrer Kämpfer. Dann kam Jharkor, das allerdings mit seinen Verbündeten Tarkesh, Myyrrhn und Shazar noch immer nicht so kampfstark war wie all jene Nationen zusammen, die die Sicherheit der Jungen Königreiche bedrohten.
    Seit einigen Jahren suchte Dharijor nach einer Gelegenheit zur weiteren Ausdehnung, und die eilige Allianz war in dem Bemühen geschlossen worden, diese Pläne zu vereiteln, ehe der Aggressor sich ganz auf die Eroberung vorbereitet hatte. Ob dieser Versuch Erfolg haben würde, wußte Elric nicht, und keiner der Leute, mit denen er sprach, konnte sich mit größerer Gewißheit äußern.
    In Banarvas Straßen drängten sich Soldaten und von Ochsen und Pferden gezogene Versorgungsfahrzeuge. Der Hafen war gefüllt mit Kriegsschiffen, und es fiel schwer, eine Unterkunft zu finden, da die meisten Schänken und auch viele Privathäuser von der Armee mit Beschlag belegt worden waren. Ähnlich ging es auf dem ganzen Westlichen Kontinent zu. Überall legten die Männer Rüstungen an, bestiegen kräftige Pferde, schärften ihre Waffen und ritten unter hellen Seidenbannern hinaus, um zu töten und zu zerstören.
    Elric sagte sich, daß er die Schlacht aus der Prophezeiung zweifellos hier finden würde. Er versuchte seine schmerzende Sehnsucht nach Neuigkeiten über Zarozinia zu vergessen und wandte den trübseligen Blick nach Westen. Sturmbringer hing wie ein Anker an seiner Flanke, und er betastete ständig die Waffe, die er haßte, obgleich sie ihm Lebenskraft schenkte.
    Er verbrachte die Nacht in Banarva, mietete am nächsten Morgen ein gutes Pferd und ritt durch das trockene Grasland in Richtung Jharkor.
    Durch eine von Kriegen verheerte Welt ritt Elric, und in seinen roten Augen loderte unbändige Wut über die sinnlose Zerstörung, die er überall feststellen mußte. Obwohl er viele Jahre lang nach dem Schwert gelebt und auch gemordet, geraubt und ganze Städte vernichtet hatte, widerstrebte ihm die Sinnlosigkeit solcher Kriege, die Konfrontation vom Männern, die einander aus denkbar vagen Gründen umbrachten. Nicht, daß er die Gefallenen bemitleidete oder die Sieger haßte; er war den gewöhnlichen Menschen zu sehr entrückt, um sich groß für oder gegen ihre Taten zu engagieren. Andererseits war er auf seine eigene qualvolle Art ein Idealist, dem seinerseits Frieden und Sicherheit fehlten und der deshalb die Szenen der Gewalt ablehnte, die dieser Krieg ihm
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