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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer
Autoren: Michael Moorcock
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Menschengestalt fortsetzten. Sie wirkten wie halb unwirkliche Riesen, und stritten nun überall miteinander - auf dem Boden und darüber. In großer Entfernung, beinahe am Horizont, sah er Donblas den Gerechtigkeitsstifter gegen Chardros den Schnitter kämpfen, und die Umrisse der beiden dehnten sich flackernd immer weiter aus, und das schmale Schwert zuckte, und die mächtige Sichel fuhr herunter.
    Unfähig, sich einzuschalten, im Ungewissen darüber, welche Seite siegen würde, verfolgten Elric und Mondmatt, wie der Kampf immer härter wurde - und damit auch die allmähliche Auflösung der irdischen Manifestationen der Götter. Der Kampf spielte sich nicht mehr nur auf der Erde ab, sondern schien auf allen Ebenen des Kosmos zu toben, und mit dieser Verwandlung einhergehend, fühlte es sich an, als verlöre die Erde selbst ihre Form, denn nach kurzer Zeit trieben Elric und Mondmatt in einem Durcheinander aus Luft, Feuer, Erde und Wasser dahin.
    Die Erde löste sich auf - doch noch immer kämpften die Lords der Höheren Welten um die Macht über sie.
    Es blieb nur die Materie der Erde übrig, doch formlos. Ihre Bestandteile existierten noch, doch über ihre neue Form war noch nicht entschieden worden. Der Kampf ging weiter. Der Sieger würde das Privileg haben, die Erde neu zu formen.
6
    Elric wußte nicht, wie es geschah, doch endlich ging die turbulente Dunkelheit in Licht über, und es war ein Geräusch zu hören - ein kosmisches Brausen des Hasses und der Frustration - , und er erkannte, daß die Lords des Chaos besiegt und verbannt worden waren. Mit dem Sieg der Lords der Ordnung hatte der Plan des Schicksals sich erfüllt, wenn auch noch der letzte Hornstoß erforderlich war, um den gewünschten Abschluß zu vollziehen.
    Und Elric erkannte, daß er nicht mehr die Kraft hatte, ein drittes Mal das Hörn zu blasen.
    Rings um die beiden Freunde nahm die Welt wieder deutlicher Gestalt an. Sie stellten fest, daß sie auf einem Felsplateau standen und in der Ferne sich die steilen Gipfel neugebildeter Berge erhoben, purpurnschimmernd vor einem pastellfarbenen Himmel.
    Dann begann sich die Erde zu bewegen. Immer schneller wirbelte sie, mit unglaublicher Geschwindigkeit wechselte der Tag in die Nacht, dann verlangsamte sich die Bewegung, bis die Sonne wieder nahezu reglos am Himmel stand; sie bewegte sich beinahe wie mit normaler Geschwindigkeit.
    Die Veränderung war vollzogen. Hier herrschte jetzt die Ordnung, doch waren die Lords der Ordnung ohne Dank verschwunden.
    Und obwohl die Ordnung herrschte, konnte sie keinen Fortschritt vollziehen, ehe nicht das Horn zum letztenmal gesprochen hatte.
    »So ist nun alles vorbei«, sagte Mondmatt leise. »Alles ist fort - Elwher, mein Geburtsort, Karlaak an der Tränenwüste, Bakshaan, sogar die Träumende Stadt und die Insel von Melnibone. Sie existieren nicht mehr, sie lassen sich nicht zurückholen. Und dies ist die neue Welt, von der Ordnung geformt. Und sie sieht beinahe so aus wie die alte.«
    Auch Elric plagte ein Gefühl des Verlusts in dem Bewußtsein, daß alle ihm vertrauten Orte, sogar Kontinente nicht mehr bestanden und untergegangen und durch neue ersetzt worden waren. Es war wie der Verlust der Kindheit, und vielleicht war es das wirklich - die Kindheit der Erde war vorbei.
    Achselzuckend tat er den Gedanken ab und lächelte. »Ich soll das Horn zum letztenmal erklingen lassen, sobald das neue Leben der Erde beginnen soll. Doch ich habe nicht die Kraft dazu. Vielleicht findet das Schicksal hier doch seine Grenzen?«
    Mondmatt sah ihn seltsam an. »Das hoffe ich nicht, mein Freund.«
    Elric seufzte. »Wir sind als einzige noch übrig, Mondmatt, du und ich. Es ist angemessen, daß die gewaltigen Ereignisse, die sich abgespielt haben, unsere Freundschaft nicht beeinträchtigen, uns nicht trennen konnten. Du bist der einzige Freund, dessen Gesellschaft mich nicht ermüdet hat, der einzige, dem ich vertraut habe.«
    Mondmatt setzte einen Hauch seines alten, munteren Grinsens auf. »Und wo wir unsere Abenteuer gemeinsam erlebten, konnte ich gewöhnlich Gewinn daraus ziehen, wenn es schon dir nicht vergönnt war. Unsere Partnerschaft war wechselseitig von Vorteil. Ich werde nie erfahren, warum ich mich entschloß, dein Schicksal zu teilen. Vielleicht ging diese Entscheidung gar nicht von mir aus, sondern vom Schicksal selbst, denn es gibt noch eine letzte Freundschaftstat, die ich vollbringen kann....«
    Elric wollte Mondmatt schon eine Frage stellen, als hinter ihm
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