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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer
Autoren: Michael Moorcock
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sehen war. Wenn er nur den Rest von Xiombargs Verkleidung zerstören konnte, war der Bann gebrochen.
    Xiombargs Lachen klang nun nicht mehr fraulichhell, sondern hatte einen verwirrten dunklen Ton. Der Löwenkopf brüllte zusammen mit seinem Herrn auf, als das Wesen sich auf Elric stürzte. Das monströse Schwert zuckte hoch und traf den Chaos-Schild. Elric wurde auf den Rücken geworfen und spürte, wie der Boden unter ihm kribbelte und zuckte, doch der Schild war noch intakt. Er erhaschte einen Blick auf die Stierhufe, die ihn zu zertrampeln drohten, warf sich unter den Schild und ließ nur seinen Schwertarm hervorschauen. Als das Untier über ihn dahindonnerte in dem Bemühen, ihn mit seinen Hufen zu zermalmen, stach er ihm die Klinge in den Bauch. Das Schwert wurde zuerst aufgehalten und schien dann doch noch durch das Hindernis zu dringen und Lebenskraft herauszusaugen. Die Lebenskraft des unbeschreiblichen Tiers wechselte durch das Schwert in den Menschen über, und Elric war erstaunt über die seltsame Nüchternheit dieser Erfahrung, denn die Seelenmasse eines Tiers unterschied sich doch stark von der eines intelligenten Spenders. Elric ließ sich unter der Masse des Tiers hervorrollen und sprang auf, während der Löwenstier stöhnend zusammenbrach und Xiombargs noch immer irdische Gestalt zu Boden schleuderte.
    Augenblicklich war der Dunkle Lord aufgesprungen; er hatte allerdings etwas Mühe mit dem Stehen, besaß er doch nun ein menschliches und ein Tierbein. Hastig humpelte er auf Elric zu, wobei er das Riesenschwert in einer seitlichen Bewegung herumführte, die Elric in zwei Teile hacken mußte. Doch Elric war nun angefüllt mit der Energie von Xiombargs Reittier, wich dem Hieb durch einen Sprung rückwärts aus und schlug mit Sturmbringer nach dem Schwert. Die beiden Klingen stießen aufeinander, doch keine der beiden gab nach. Sturmbringer kreischte vor Zorn, denn er war solchen Widerstand nicht gewöhnt. Elric schob den Rand seines Schildes unter die Klinge und zwängte sie hoch. Einen Augenblick lang war Xiombarg ungeschützt, Elric nutzte diese Sekunde wirkungsvoll und bohrte Sturmbringer mit voller Kraft dem Dunklen Lord in die Brust.
    Xiombarg wimmerte. Augenblicklich begann sich seine irdische Gestalt aufzulösen, während Elrics Schwert seine Energie in sich aufsaugte. Elric wußte, daß es sich bei dieser Kraft nur um jenen Teil der Energie handelte, die Xiombargs Lebensform in dieser Ebene aufrechterhielt, daß der Hauptteil der Seele des Dunklen Lords sich noch in den Höheren Welten befand, denn nicht einmal die mächtigsten dieser Götter brachten die Energie auf, sich voll und ganz auf die Erde zu versetzen. Wäre Elric die Seele Xiombargs bis zum Letzten zugeflossen, hätte sein Körper diesen Zustrom nicht verkraften können, er wäre zerrissen worden. Trotzdem war die ihm nun zuströmende Kraft so viel intensiver als die jeder menschlichen Seele, daß er sofort zum Gefäß eines ungeheuren Energiepotentials wurde.
    Xiombarg veränderte sich. Der Frauenkörper schrumpfte zu einer winzigen Schleife farbigen Lichts, die davontrieb und schließlich verschwand: Xiombarg wurde in ohnmächtiger Wut in seine eigene Ebene zurückgeschwemmt.
    Elric blickte in die Höhe. Entsetzt stellte er fest, daß nur noch wenige Drachen am Leben waren. Einer flatterte in diesem Augenblick zu Boden, und er hatte einen Reiter auf dem Rücken. Aus dieser Entfernung konnte er nicht erkennen, um welchen seiner Freunde es sich handelte.
    Er lief auf die Absturzstelle zu.
    Er hörte das Krachen des Aufpralls, vernahm ein unheimliches Jaulen, einen blubbernden Schrei, dann herrschte Stille.
    Er kämpfte sich durch die herumeilenden Krieger des Chaos, und niemand konnte ihm widerstehen. Endlich erreichte er den abgestürzten Drachen. Neben dem Tier lag ein zerschmetterter Leichnam - doch von der Runenklinge war nichts zu sehen. Sie war verschwunden.
    Es war die Leiche Dyvim Slorms, seines letzten Angehörigen.
    Zeit zur Trauer blieb nicht. Elric und Mondmatt und die kaum zwanzig Drachen, die noch am Leben waren, konnten sich gegen Jagreen Lerns Übermacht nicht durchsetzen, die während des bisherigen Angriffs kaum in Frage gestellt worden war. Über seinem toten Cousin stehend, setzte Elric das Horn des Schicksals an die Lippen, tat einen gewaltigen Atemzug und blies hinein.
    Der klare, melancholische Ton des Horn gellte über das Schlachtfeld und schien sich in alle Richtungen fortzupflanzen, durch alle Dimensionen
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